Weitere Tochterfirma insolvent:Signa-Gruppe gerät immer mehr ins Wanken
Eine weitere Tochtergesellschaft der angeschlagenen Signa-Gruppe hat Insolvenz angemeldet. Das Imperium des Investors Benko, zu dem auch Galeria Karstadt Kaufhof gehört, wankt.
Signa-Gruppe in Schieflage: Weitere Tochter meldet Insolvenz an
Quelle: Reuters
Bei der angeschlagenen Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko hat eine weitere Tochtergesellschaft Insolvenz angemeldet. Insidern zufolge könnten weitere Insolvenzanträge für Konzerngesellschaften in Deutschland folgen. Solche Insolvenzanträge seien in Vorbereitung, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Von Signa war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
US-Hedgefonds Elliott ist letzte Chance
Wie aus einer Online-Veröffentlichung zu Insolvenz-Bekanntmachungen hervorging, ist nun die Signa Real Estate Management Germany GmbH betroffen, die Immobilien der Signa-Gruppe in Deutschland entwickelt und verwaltet. Die Tochtergesellschaft hatte laut Bundesanzeiger 2021 etwa 140 Mitarbeiter. Über den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hatten zuvor mehrere Medien berichtet.
Signa leidet Insidern zufolge unter Liquiditätsproblemen. Finde sich nicht kurzfristig ein Kreditgeber, könnte die gesamte Gruppe fallen, hatten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt. Das könnte dann auch die bereits zwei Mal restrukturierte Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof betreffen.
Dem "Spiegel" und dem Magazin "News" zufolge verhandelt Signa nun nur noch mit dem US-Hedgefonds Elliott über einen Finanzspritze. Dies sei Benkos "letzte Chance", hieß es dem Bericht zufolge aus seinem Umfeld. Bei anderen Investoren sei Signa abgeblitzt. Ein Elliott-Sprecher wollte sich nicht äußern. Nur bei einem Erfolg der Gespräche um eine weitere Finanzierung könnte eine umfassende Sanierung der Gruppe angegangen werden, sagten mehrere Insider.
Seit längerem Risse im Benko-Imperium
In Benkos Imperium hatten sich bereits vor einigen Wochen erste Risse gezeigt. Ende Oktober hatte die Sporthandelssparte Signa Sports United Insolvenz angemeldet. Anfang November kündigte Benko - unter dem Druck von Mitgesellschaftern - seinen
Rückzug als Vorsitzender des Beirates der Signa-Holding an, blieb aber über seine Familienstiftung Mehrheitseigentümer. Der deutsche Sanierer Arndt Geiwitz wurde ins Boot geholt und mit weitreichenden Management-Kompetenzen ausgestattet.
Trotz der Probleme gibt sich René Benko zuversichtlich, "dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann". Weniger rosig sah indes die US-Ratingagentur Fitch die Zukunft - sie stufte kürzlich eine Signa-Tochter auf "hochriskant" herab und warnte vor Ansteckungsrisiken für weitere Teile der Gruppe. Bei mehreren großen Bauprojekten in Deutschland, etwa dem
Elbtower in Hamburg, liegen derzeit die Bauarbeiten auf Eis.
Kritik an Benkos Geschäftsmodell
In Zeiten niedriger Zinsen konnte die Signa-Gruppe kräftig expandieren. Doch die Immobilienbranche hat seit dem Beginn des
Ukraine-Krieges mit gestiegenen Bau- und
Energiekosten sowie höheren Zinsen zu kämpfen. Wegen der gestiegenen Zinsen kam es bei der Gesellschaft Signa Prime Selection im Vorjahr zu einer Abwertung von 1,17 Milliarden Euro. Laut dem Konzernabschluss der Luxusimmobilienholding waren davon vor allem Objekte in Deutschland betroffen.
René Benkos Geschäftsmodell hat immer wieder Kritik hervorgerufen. Gewerkschafter sowie Politiker haben Benko vorgeworfen, an Galeria Karstadt Kaufhof nur wegen der Immobilien interessiert zu sein. Laut Medienberichten erwägt Galeria inzwischen, keine Mieten mehr an Signa zu zahlen.
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von Anne Sophie Feil
Quelle: dpa, Reuters