Northvolt ist pleite: Was wird aus der Fabrik in Heide?
Batteriehersteller ist pleite:Northvolt: Was wird aus der Fabrik in Heide?
von Dennis Berger
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Der Batteriehersteller Northvolt hat Insolvenz angemeldet. Die einstige europäische Batterie-Hoffnung steckt in einer tiefen Krise. Was wird aus der Fabrik in Heide?
Durch die Insolvenz des schwedischen Batterieherrstellers Northvolt habe das Thema Batteriezellen "in Europa einen herben Dämpfer bekommen", sagt Sina Mainitz aus Frankfurt. 12.03.2025 | 1:45 min
Northvolt galt als europäisches Gegenstück zu den dominierenden Batterieherstellern aus China und Südkorea. Doch nun hat das Unternehmen in Schweden Insolvenz angemeldet. Das bringt nicht nur die europäische Autoindustrie in Bedrängnis, sondern auch ein ambitioniertes Projekt in Deutschland: In Heide in Schleswig-Holstein entsteht eine Batteriefabrik - mit Millionenbeträgen aus der Staatskasse.
Doch was bedeutet die Insolvenz für den Standort?
Der schwedische E-Auto-Batteriebauer Northvolt hat Insolvenz angemeldet. Was das für die zukünftige Batteriezellenfabrik in Schleswig-Holstein bedeutet, berichtet Sina Mainitz.12.03.2025 | 1:54 min
Insolvenz in Schweden, aber nicht in Deutschland
Northvolt scheiterte an einer Finanzkrise. Steigende Kapitalkosten, geopolitische Krisen und eine schwache Nachfrage nach E-Autos führten zum Kollaps, erklärte Tom Johnstone, Interimsvorsitzender von Northvolt in Schweden. Ein Sanierungsverfahren in den USA blieb erfolglos.
Die deutsche Tochtergesellschaft ist nicht direkt betroffen, so Northvolt. Die Tochterfirmen in Deutschland und Nordamerika sind nicht insolvent, unterliegen jedoch der Kontrolle des schwedischen Insolvenzverwalters, der über ihre Zukunft entscheidet.
Der Spatenstich von Northvolt im März wurde von der Politik groß gefeiert. Doch nun beginnen in Heide die Herausforderungen.20.06.2024 | 2:05 min
Staatshilfen und Milliarden-Schulden
Northvolt kündigte 2022 den Bau der Fabrik in Heide an. Der Bau begann erst nach langen Verhandlungen über staatliche Förderungen. Deutschland sicherte dem Unternehmen rund 900 Millionen Euro Unterstützung zu. Die staatliche Förderbank KfW gewährte Northvolt einen Kredit von 600 Millionen Euro, für den Bund und Land bürgen.
Sind die Gelder verloren? Das Sanierungsverfahren in den USA stellt nun ein Problem dar. Dirk Dohse vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erklärte, dass der Rückzahlungsanspruch der KfW sofort fällig wurde, als das Insolvenzverfahren eröffnet wurde.
Da die KfW erst einmal nicht damit rechnen kann, das Geld von Northvolt zurückzubekommen, muss der Bund es der KfW ersetzen.
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Dirk Dohse, IfW Kiel
Zölle, unklare Lage bei E-Mobilität und Zukunft von Verbrennern - auch beim Premiumhersteller Mercedes ist die Lage kompliziert.20.02.2025 | 1:50 min
Sollte Northvolt den Kredit nicht zurückzahlen können, müssten Bund und Schleswig-Holstein jeweils bis zu 300 Millionen Euro übernehmen. Ob dies tatsächlich passiert, entscheidet sich im Insolvenzverfahren. Laut Dohse ist eine Rückzahlung unwahrscheinlich. Dem ZDF sagt er:
Die Chancen, dass dieses Geld zurückgezahlt wird, schätze ich nach der Insolvenz der Muttergesellschaft als außerordentlich gering ein.
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Dirk Dohse, IfW Kiel
Der Batteriehersteller Northvolt will mehr als 20 Prozent seiner Belegschaft abbauen.14.10.2024 | 1:54 min
Schwächelnder Markt für E-Autos als Risiko
Northvolt sollte Europas Batterieproduktion unabhängiger von China machen. Doch der Absatz von Elektroautos in Europa stockt. Northvolt trifft es besonders hart: Das Unternehmen hat Schulden von fast 5,7 Milliarden Euro. Schon im September wurden ein Viertel der Stellen gestrichen.
Auch gab es wohl schon länger technische Probleme bei Northvolt, sagt Patrick Plötz, Energieforscher vom Fraunhofer-Institut. Die Schweden hätten zwar die modernen Maschinen der marktführenden Chinesen gekauft, doch fehlte offenbar das chinesische Know-How. "Es gibt eine hohe Ausfallrate bei der Produktion", so Plötz.
Ich würde aber davon ausgehen, dass die Baustelle in Heide, selbst wenn Northvolt eine zukünftige Fabrik nicht betreiben sollte, von einem anderen Batteriehersteller übernommen und umgesetzt werden könnte.
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Patrick Plötz, Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (ISI)
Plötz und sein Team prognostizieren eine steigende Nachfrage nach E-Auto-Batterien bis 2030: "Der Batteriebedarf ist riesig". Bis 2030 werde die Hälfte der Fabriken in Europa jeweils durch europäische Firmen und asiatische Firmen betrieben, stellt das Fraunhofer-Institut in einer neuen Studie fest.
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Wie geht es in Heide weiter?
Die kommenden Monate entscheiden, ob sich die deutschen Investitionen in Northvolt noch auszahlen - oder ob die nächste milliardenschwere Industriepleite droht. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht weiterhin Potenzial für Heide: Man arbeite an einer Lösung für das Werk.
In jedem Fall sollte der Einsatz von Steuergeldern zur Schaffung von Ansiedlungsanreizen in Zukunft sehr viel sorgfältiger geprüft und abgesichert werden, als dies bei Northvolt der Fall war.
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Dirk Dohse, IfW Kiel
Neue Investoren wären die Lösung, doch ob sich neue Investoren finden, ist ungewiss. Schwedens Premierminister stellte heute für die Investorensuche staatliche Hilfe in Aussicht. Die Zukunft der Fabrik in Heide bleibt unklar.
Quelle: dpa
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