Schwedischer Batteriehersteller:Northvolt beantragt Gläubigerschutz in USA
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Der Batteriehersteller Northvolt beantragt Gläubigerschutz in den USA und meldet ein Restrukturierungsverfahren an. Was das für den Bau einer Gigafabrik in Deutschland heißt.
Northvolt Baustelle im Kreis Dithmarsche in Schleswig-Holstein
Quelle: dpa
Der finanziell angeschlagene schwedische Batteriehersteller Northvolt hat in den USA Gläubigerschutz beantragt. Das Unternehmen meldete am Abend ein Restrukturierungsverfahren gemäß "Chapter 11" des US-Insolvenzrechts an, wie es mitteilte.
Damit will sich Northvolt vor Forderungen der Gläubiger schützen, während es um seine Zukunft als eigenständiges Unternehmen ringt.
Unter "Chapter 11" dürfen Unternehmen unter der Aufsicht eines Konkursrichters ihre Geschäfte zunächst weiter betreiben und Pläne für die Schuldenrückzahlung ausarbeiten. Die Gläubiger können in dieser Zeit nicht auf die Vermögenswerte zugreifen. Northvolt ringt seit geraumer Zeit mit größeren Finanzierungsproblemen.
Unter anderem hatte Autobauer BMW im Juni einen Auftrag für Batteriezellen im Wert von zwei Milliarden Euro zurückgezogen. Im September folgte dann Northvolts Ankündigung, schätzungsweise 1.600 Beschäftigte in Schweden zu entlassen sowie gleich mehrere Expansionspläne auf Eis zu legen.
Konzentrieren will sich das Unternehmen nun vor allem auf die Großserienproduktion von Batteriezellen in der Fabrik Northvolt Ett im schwedischen Skellefteå.
Warum dieser Schritt?
Der Schritt ermögliche Zugang zu neuen Finanzierungsquellen, teilte Northvolt mit. 100 Millionen US-Dollar würden dem Unternehmen von einem Kundenunternehmen im Rahmen einer Art Brückenfinanzierung bereitgestellt. Darüber hinaus erhalte Northvolt von Kreditgebern Zugang zu etwa 145 Millionen US-Dollar (sogenanntes Cash Collateral).
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Northvolt galt hinsichtlich der Batterieproduktion für E-Autos lange Zeit als großer Hoffnungsträger der europäischen Automobilindustrie. Der größte Anteilseigner des Herstellers ist der deutsche Autobauer Volkswagen. Zu den Eigentümern gehören auch die US-Investmentbank Goldman Sachs und BMW.
Noch ist nicht abzusehen, was das konkret für den Bau einer Northvolt-Gigafabrik im schleswig-holsteinischen Heide bedeutet. Das Unternehmen erklärte dazu am Abend: Die deutsche Tochter werde unabhängig von der Muttergesellschaft finanziert. "Sie ist nicht Teil des Chapter 11-Verfahrens."
Deutschlandchef Christofer Haux sagte, "in Dithmarschen schreiten die Bauarbeiten derweil weiter voran. Der Standort genießt höchste Priorität." Klar ist aber bereits, die Fabrik soll später ihre Arbeit aufnehmen als zunächst geplant.
Die Zellmontage soll erst in der zweiten Jahreshälfte 2027 starten statt bereits Ende 2026.
Wer fördert das Projekt?
Anfang des Jahres hatte die EU-Kommission Fördermittel und Garantien für das Milliarden-Projekt in Heide über 902 Millionen Euro genehmigt. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein unterstützen den Bau der Batteriefabrik mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen mögliche Garantien über weitere 202 Millionen Euro.
Eine Verwaltungsvereinbarung sieht vor, dass zunächst die Landesmittel in Höhe von 137 Millionen Euro fließen sollen. Das ist bislang aber nicht der Fall gewesen. Auf den Bund entfallen etwa 564 Millionen.
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Warum ruft Northvolt bisher keine Fördermittel ab?
Der Batteriehersteller verwies darauf, dass der Bau in Norddeutschland im gemeinsam mit Bundes- und Landesregierung festgelegten Zeitplan liege. "Es wurden bisher keine Fördermittel in Anspruch genommen, und Northvolt Germany wird, solange die Restrukturierung der Muttergesellschaft andauert, auch weiterhin keine Mittel abrufen."
Schleswig-Holsteins Staatskanzleichef Dirk Schrödter (CDU) sieht Chancen für einen Restrukturierungsplan gemeinsam mit den Gläubigern. Es sei bedauerlich, dass noch keine gesicherte Finanzierung für den Mutterkonzern in Schweden gelungen sei, sagte Schrödter.
Quelle: dpa
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