Flaches Land mit grüner Zukunft: In Schleswig-Holstein beginnt der schwedische Hersteller mit dem Bau einer Fabrik für E-Auto-Batterien. Ab 2026 entstehen 3000 neue Arbeitsplätze.25.03.2024 | 1:51 min
Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof sind Gemeinden hoch oben im Norden Deutschlands, die bislang wenige Menschen kannten. Das wird sich ändern. Denn auf der grünen Wiese wurde der erste Spatenstich gesetzt, der die Region unter Strom setzen dürfte. Zunächst, weil Bundeskanzler
Olaf Scholz (
SPD) erwartet wird, ebenso wie sein Wirtschaftsminister
Robert Habeck (
Grüne).
In Schleswig-Holstein startet der Batteriefabrik-Bau von Northvolt. "Mit sehr hohen Subventionen" habe man sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt, berichtet ZDF-Reporter Thomsen. 25.03.2024 | 1:22 min
Vor allem aber, weil hier auf dem platten Land eine Megafabrik, eine Gigafactory entstehen soll für E-Auto-Batterien. Einen "Gamechanger" nannte das der Ministerpräsident
Schleswig-Holsteins, Daniel Günther (
CDU).
In Schleswig-Holstein soll bei Heide eine Batteriefabrik des schwedischen Unternehmens Northvolt mit 3.000 Jobs entstehen - nun haben die Gemeinden die Baugenehmigungen erteilt.22.01.2024 | 1:29 min
Heide sticht die USA durch hohe Subventionen aus
In der Tat haben es die bislang unscheinbaren Gemeinden in der Nähe von Heide geschafft, den
USA den Rang abzulaufen. Vorhandene Windkraftanlagen in der Region spielen einerseits eine Rolle. "Das hat den Unterschied gemacht gegenüber allen anderen Standorten in Europa", sagte Robert Habeck dem Nachrichtensender NDR-Info, als die
Gemeindevertreter*innen der Ansiedlung der Fabrik zugestimmt hatten. Das zeige, dass die Industriestrategie und Klimaschutzstrategie eng miteinander verzahnt seien.
Allerdings hat die Verzahnung ihren Preis. Denn es geht vor allem auch um
Subventionen von rund 900 Millionen Euro. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein beteiligen sich direkt mit 700 Millionen Euro Beihilfen an dem Projekt. Zudem haben sie dafür Garantien in Höhe von 200 Millionen Euro zugesagt. Es ist Teil dessen, was sich hinter dem sperrigen Wort "Industriestrategie" verbirgt.
In Nord-Schweden ist eine der modernsten Batterie-Fabriken der Firma Northvolt eröffnet worden.19.03.2024 | 1:10 min
Der Plan: Eine Million Batterien pro Jahr
Das schwedische Start-up liebäugelte damit, die Megafabrik statt in Norddeutschland in den USA anzusiedeln. Denn dort lockten höhere Subventionen durch den "
Inflation Reduction Act", mit dem die US-Regierung die Ansiedlung grüner Technologien im eigenen Land fördert. Deutschland hat schließlich den Poker gewonnen und die USA beim Wettlauf um staatliche Zuschüsse überboten - auch mit Hilfe Brüssels.
Um den Wettbewerb innerhalb der
EU sicherzustellen, musste die EU die hohen Subventionen genehmigen. Das tat sie schließlich, indem sie zum ersten Mal ein neues Instrument gesetzt hat. So machte die EU-Kommission von flexibleren Beihilfevorschriften Gebrauch, die verhindern sollen, dass Investitionen aus Europa abgezogen werden, weil andernorts höhere Subventionen geboten werden.
Der schwedische Konzern Northvolt ist mit seinem Plan des Baus einer Batteriefabrik in Schleswig-Holstein vorangekommen.23.01.2024 | 1:01 min
Werk soll 3.000 Arbeitsplätze schaffen
Das Ergebnis ist die hochsubventionierte Giga-Fabrik, die ihren Beinamen nicht zu Unrecht trägt: Insgesamt rechnet Northvolt mit einer Gesamtinvestition von 4,5 Milliarden Euro. Einmal fertiggestellt, soll die Anlage eine Kapazität von 60 Gigawattstunden produzieren können. Das wäre genug, um rund eine Million
Elektroautos pro Jahr mit Batterien auszustatten.
3.000 Menschen sollen in dem Werk Beschäftigung finden, auch deswegen ist die Rede von einem potenziellen "Gamechanger" für die Region. Ab 2026 soll die Produktion von Batteriezellen starten - ein ehrgeiziges Ziel.
Die deutsche Autoindustrie steht vor massiven Problemen. Sie verkauft immer weniger E-Autos, während preiswerte chinesischen Modelle auf den Markt kommen.16.07.2023 | 57:23 min
Northvolt: Börsengang nicht ausgeschlossen
Es passt zu dem Unternehmen, von dem der
Volkswagen-Konzern einer der größten Anteilseigner ist, an dem aber auch BMW oder
Siemens beteiligt sind. 2016 in Schweden gegründet, ist es seither rasant gewachsen. Sein Gründer, Peter Mikael Carlsson, war bis 2015 einer der leitenden Manager bei
Tesla. Dort baute er als Einkaufschef die Lieferkette für die erste Tesla-Gigafactory in Nevada auf. Diese Erfahrung hilft Northvolt offenbar dabei, erfolgreich Gelder für seine Expansion einzusammeln.
So hat Northvolt zu Jahresbeginn das bisher größte "grüne" Darlehen in Europa bekommen und insgesamt rund fünf Milliarden Dollar (rund 4,6 Milliarden Euro) am Kapitalmarkt eingesammelt. Um zukünftige Investitionen finanzieren zu können, denkt das Unternehmen auch darüber nach, an die Börse zu gehen.
E-Autos während der Fahrt induktiv aufladen - das soll in Zukunft möglich sein.07.02.2024 | 2:44 min
Batterieproduktion gegen asiatische Vormacht
Deutschland und Europa sehen durch die Ansiedlung der Batterieproduktion hierzulande und auf dem Kontinent die Chance, künftig unabhängiger von Importen aus Asien zu sein. Insbesondere in
China, aber auch in Südkorea und
Japan sitzen bislang die Hersteller von Batterien für die E-Mobilität.
Chinesische und südkoreanische Unternehmen bringen es auf einen weltweiten Marktanteil von rund 90 Prozent. Der politisch begleitete Spatenstich in Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof ist so gesehen ein kleiner erster Schritt, um solcher Dominanz künftig etwas entgegensetzen zu können.
Reinfahren, Akku tauschen, Rausfahren - frische Reichweite in wenigen Minuten. Seit Herbst 2022 bietet NIO aus China auch bei uns diese E-Autos an. Müssen die Deutschen nachziehen?
von Mario Shabaviz und Kai Dietrich