Batteriefabrik Northvolt: "Gamechanger" aus dem hohen Norden

    Spatenstich für Batteriefabrik:Northvolt: "Gamechanger" aus dem hohen Norden

    von Mischa Erhardt
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    Northvolt will jetzt durchstarten. Das Unternehmen setzt den ersten Spatenstich für eine Gigafactory für E-Auto-Batterien - mit vielen Subventionen.

    Veronika Wand-Danielsson (l-r), Schwedische Botschafterin in Deutschland, Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Vizekanzler und Bundesminister fu·r Wirtschaft und Klimaschutz, Peter Carlsson, CEO von Northvolt, und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), stehen vor einem 3-D-Modell des Fabrikareals. Bundeskanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck nehmen am offizieller Baubeginn der Northvolt-Fabrik teil, in der ab 2026 Batteriezellen für Elektroautos produziert werden sollen.
    Flaches Land mit grüner Zukunft: In Schleswig-Holstein beginnt der schwedische Hersteller mit dem Bau einer Fabrik für E-Auto-Batterien. Ab 2026 entstehen 3000 neue Arbeitsplätze.25.03.2024 | 1:51 min
    Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof sind Gemeinden hoch oben im Norden Deutschlands, die bislang wenige Menschen kannten. Das wird sich ändern. Denn auf der grünen Wiese wurde der erste Spatenstich gesetzt, der die Region unter Strom setzen dürfte. Zunächst, weil Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet wird, ebenso wie sein Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
    25.03.2024: ZDF-Reporter Claas Thomsen berichtet von dem Baustart der Northvolt-Fabrik bei Heide.
    In Schleswig-Holstein startet der Batteriefabrik-Bau von Northvolt. "Mit sehr hohen Subventionen" habe man sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt, berichtet ZDF-Reporter Thomsen. 25.03.2024 | 1:22 min
    Vor allem aber, weil hier auf dem platten Land eine Megafabrik, eine Gigafactory entstehen soll für E-Auto-Batterien. Einen "Gamechanger" nannte das der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Daniel Günther (CDU).
    ARCHIV, 22.11.23, Heide: Zwei Mitarbeiter auf der Baustelle der Northvolt-Batterifabrik.
    In Schleswig-Holstein soll bei Heide eine Batteriefabrik des schwedischen Unternehmens Northvolt mit 3.000 Jobs entstehen - nun haben die Gemeinden die Baugenehmigungen erteilt.22.01.2024 | 1:29 min

    Heide sticht die USA durch hohe Subventionen aus

    In der Tat haben es die bislang unscheinbaren Gemeinden in der Nähe von Heide geschafft, den USA den Rang abzulaufen. Vorhandene Windkraftanlagen in der Region spielen einerseits eine Rolle. "Das hat den Unterschied gemacht gegenüber allen anderen Standorten in Europa", sagte Robert Habeck dem Nachrichtensender NDR-Info, als die Gemeindevertreter*innen der Ansiedlung der Fabrik zugestimmt hatten. Das zeige, dass die Industriestrategie und Klimaschutzstrategie eng miteinander verzahnt seien.
    Allerdings hat die Verzahnung ihren Preis. Denn es geht vor allem auch um Subventionen von rund 900 Millionen Euro. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein beteiligen sich direkt mit 700 Millionen Euro Beihilfen an dem Projekt. Zudem haben sie dafür Garantien in Höhe von 200 Millionen Euro zugesagt. Es ist Teil dessen, was sich hinter dem sperrigen Wort "Industriestrategie" verbirgt.
    Employees work at the Northvolt facility in Vasteras, Sweden
    In Nord-Schweden ist eine der modernsten Batterie-Fabriken der Firma Northvolt eröffnet worden.19.03.2024 | 1:10 min

    Der Plan: Eine Million Batterien pro Jahr

    Das schwedische Start-up liebäugelte damit, die Megafabrik statt in Norddeutschland in den USA anzusiedeln. Denn dort lockten höhere Subventionen durch den "Inflation Reduction Act", mit dem die US-Regierung die Ansiedlung grüner Technologien im eigenen Land fördert. Deutschland hat schließlich den Poker gewonnen und die USA beim Wettlauf um staatliche Zuschüsse überboten - auch mit Hilfe Brüssels.
    Um den Wettbewerb innerhalb der EU sicherzustellen, musste die EU die hohen Subventionen genehmigen. Das tat sie schließlich, indem sie zum ersten Mal ein neues Instrument gesetzt hat. So machte die EU-Kommission von flexibleren Beihilfevorschriften Gebrauch, die verhindern sollen, dass Investitionen aus Europa abgezogen werden, weil andernorts höhere Subventionen geboten werden.
    ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz
    Der schwedische Konzern Northvolt ist mit seinem Plan des Baus einer Batteriefabrik in Schleswig-Holstein vorangekommen.23.01.2024 | 1:01 min

    Werk soll 3.000 Arbeitsplätze schaffen

    Das Ergebnis ist die hochsubventionierte Giga-Fabrik, die ihren Beinamen nicht zu Unrecht trägt: Insgesamt rechnet Northvolt mit einer Gesamtinvestition von 4,5 Milliarden Euro. Einmal fertiggestellt, soll die Anlage eine Kapazität von 60 Gigawattstunden produzieren können. Das wäre genug, um rund eine Million Elektroautos pro Jahr mit Batterien auszustatten.
    3.000 Menschen sollen in dem Werk Beschäftigung finden, auch deswegen ist die Rede von einem potenziellen "Gamechanger" für die Region. Ab 2026 soll die Produktion von Batteriezellen starten - ein ehrgeiziges Ziel.
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    Northvolt: Börsengang nicht ausgeschlossen

    Es passt zu dem Unternehmen, von dem der Volkswagen-Konzern einer der größten Anteilseigner ist, an dem aber auch BMW oder Siemens beteiligt sind. 2016 in Schweden gegründet, ist es seither rasant gewachsen. Sein Gründer, Peter Mikael Carlsson, war bis 2015 einer der leitenden Manager bei Tesla. Dort baute er als Einkaufschef die Lieferkette für die erste Tesla-Gigafactory in Nevada auf. Diese Erfahrung hilft Northvolt offenbar dabei, erfolgreich Gelder für seine Expansion einzusammeln.
    So hat Northvolt zu Jahresbeginn das bisher größte "grüne" Darlehen in Europa bekommen und insgesamt rund fünf Milliarden Dollar (rund 4,6 Milliarden Euro) am Kapitalmarkt eingesammelt. Um zukünftige Investitionen finanzieren zu können, denkt das Unternehmen auch darüber nach, an die Börse zu gehen.
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    Batterieproduktion gegen asiatische Vormacht

    Deutschland und Europa sehen durch die Ansiedlung der Batterieproduktion hierzulande und auf dem Kontinent die Chance, künftig unabhängiger von Importen aus Asien zu sein. Insbesondere in China, aber auch in Südkorea und Japan sitzen bislang die Hersteller von Batterien für die E-Mobilität.
    Chinesische und südkoreanische Unternehmen bringen es auf einen weltweiten Marktanteil von rund 90 Prozent. Der politisch begleitete Spatenstich in Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof ist so gesehen ein kleiner erster Schritt, um solcher Dominanz künftig etwas entgegensetzen zu können.

    Batterie wechseln statt laden
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