Deutsche Bahn: Generalsanierung für mehr Pünktlichkeit
Mehr Pünktlichkeit?:Die Bahn: Generalsanierung statt Flickwerk
von Peter Wagner
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Die mangelnde Pünktlichkeit der Bahn hat viele Ursachen. Eine davon: das marode Netz. Mit der Runderneuerung der Strecke Frankfurt-Mannheim soll schon einiges besser werden.
Mit den Arbeiten an der Strecke Frankfurt-Mannheim beginnt die Generalsanierung der Deutschen Bahn. 02.01.2024 | 1:31 min
Die Zeitrechnung zwischen Deutscher Bahn (DB) und Schweizer Bahnen (SFB) unterscheidet sich gewaltig, um 100 Prozent: Bei den Eidgenossen darf ein Zug maximal drei Minuten Verspätung haben, um statistisch noch als pünktlich gewertet zu werden - hierzulande gestehen Bahnmanager sich sechs Minuten zu.
Trotz dieser statistischen Mogelei waren 2023 (bis Ende November) nur 69,9 % aller DB-Züge "pünktlich". Das Schweizer Bahn-Räderwerk kommt innerhalb der doppelt so strengen Definition auf 92,5 % Pünktlichkeit. So macht Bahnfahren Freude.
Auftakt der Generalsanierung: die Riedbahn
Mit einer Generalsanierung will die DB sich endlich aus den Fesseln ihres maroden Schienennetzes befreien und auch mehr Pünktlichkeit erzielen. Auftakt und Pilotprojekt der Generalsanierung ist die 74 Kilometer lange Strecke Frankfurt-Mannheim, eine der Hauptschlagadern des deutschen Schienennetzes. 300 Züge vom ICE bis zur Regionalbahn rauschen hier Tag für Tag durch.
Jetzt ist die sogenannte Riedbahn gesperrt, für dreiwöchige Vorarbeiten. Ab Juli geht's dann richtig los: bis zum Jahresende kommt alles raus - und komplett neu wieder rein. 117 Kilometer Gleise sind auszutauschen, 152 Weichen und 140 Kilometer Oberleitungen und die gesamte Signaltechnik werden erneuert. Außerdem sollen Lärmschutzwände ersetzt und angrenzende Bahnhöfe modernisiert werden.
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Sanierung von 4.000 Schienenkilometern
Bahnsprecher Achim Stauß verspricht schon durch die erste Sanierung mehr Pünktlichkeit:
Dieses Verfahren, Generalsanierung statt Flickwerk, wird bis 2030 auf insgesamt 4.000 Schienenkilometern in 40 Streckenabschnitten verteilt über Deutschland durchgeführt - Kosten allein bis 2027 rund 40 Milliarden Euro.
Bisher wurde fortlaufend repariert, wenn etwas defekt war, "unterm Rad", wie Bahner das nennen. Die Folge: Baustellen und Umleitungen ständig und überall, Verspätungen unkalkulierbar.
"Im Großen und Ganzen ist die Strategie richtig. Für sieben Jahre kann man immer sagen, wir bauen gerade, deswegen erwartet bitte keine Pünktlichkeit von uns", erklärt Professor Christian Böttger, Bahnexperte an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, und fordert:
Wo und wie neue Kapazitäten entstehen könnten, also zusätzliche Strecken und Schienenkilometer und neue oder erweiterte Bahnhöfe, das ist angesichts planungsrechtlicher Hürden und finanzieller Engpässe die Gretchenfrage.
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Vorbild Schweiz: Bessere Finanzierung, mehr Fahrgäste
Auch hier schauen Fachleute gerne in die Alpenrepublik mit ihrem Bahninfrastrukturfonds, in den Mautgebühren und Mittel aus der Mehrwertsteuer fließen. Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn beschreibt das aus seiner Sicht vorbildliche schweizerische System:
"In Zürich hat man unter dem Hauptbahnhof zusätzlich einen unterirdischen Bahnhof gebaut, mit vier Gleisen, und dort können jetzt weitere Züge fahren," ergänzt Naumann.
Dort legen die Bürger pro Jahr doppelt so viele Bahnkilometer zurück wie in Deutschland. Einfache Lösungen für Deutschland gibt es nicht, sagt der Schweizer Bahnchef Füglistaler. Die Eidgenossen bieten aber ihren Rat an, einer davon: schnelle ICE schön und gut, aber wären etwas langsamere doppelstöckige Züge mit doppelter Kapazität häufig nicht besser?
Das nächste Treffen mit den Kollegen aus Berlin ist noch in diesem Monat geplant. Man darf gespannt sein, ob die Schweizer Delegation mit dem deutschen Zug kommt - oder ob sie pünktlich sein will.
Sie sind oft pünktlich und solide finanziert. Von Zuständen wie bei den Schweizer Bahnen kann die Deutsche Bahn nur träumen. Nun beraten die Schweizer die Deutschen.