Vorbild bei Pünktlichkeit:So will die Schweiz der Deutschen Bahn helfen
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Sie sind oft pünktlich und solide finanziert. Von Zuständen wie bei den Schweizer Bahnen kann die Deutsche Bahn nur träumen. Nun beraten die Schweizer die Deutschen.
Die Schweizer Bundesbahnen werden anders finanziert und sind pünktlicher als die Deutsche Bahn.
Quelle: dpa
Im grenzüberschreitenden Bahnverkehr ist der Frust der Schweizer über die Deutsche Bahn zu spüren. "Deutschland ist unser Sorgenkind", sagt Peter Füglistaler, Direktor des schweizerischen Bundesamtes für Verkehr, der Deutschen Presse-Agentur. Inzwischen sei jeder zweite Zug aus Deutschland nicht pünktlich.
Dafür sei das Management eines Bahnbetriebs da, "und die müssen auch liefern".
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Bei den Schweizer Bundesbahnen sind mehr als 90 Prozent der Züge pünktlich
Die Schweiz hat die Zahl der grenzüberschreitenden Verbindungen über Basel hinaus reduziert. Für Züge der Deutschen Bahn mit mehr als 15 Minuten Verspätung ist die Fahrt in Basel zu Ende. Stattdessen setzen die Schweizer Bahnen (SBB) dann eigene Züge ein, die ab Grenze pünktlich fahren. Reisende in verspäteten Zügen müssen umsteigen und den nächsten Zug nehmen. Die SBB kommt auf 92,5 Prozent Pünktlichkeit, wobei ein Zug ab drei Minuten Verspätung als unpünktlich gilt (Deutsche Bahn: 6 Minuten beziehungsweise 16 Minuten).
Die Schweiz bietet Deutschland Rat an. Im Januar sei wieder ein Treffen geplant, sagt Füglistaler. "Wie finanziere ich die Infrastruktur? Was sind die Kriterien, an die sich das Management zu halten hat, damit Pünktlichkeit, Sicherheit, Sauberkeit höher werden? Das sind Elemente, über die wir im Austausch stehen."
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Die Schweiz habe 30 Jahre früher damit angefangen als Deutschland. In der Schweiz gehe es bei der Bahn-Infrastruktur nicht um Gewinne, sondern einen hohen Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Schweizer Bahnen haben mehr finanzielle Planungssicherheit
Das deutsche Schienennetz ist mit einer Länge von 33.500 Kilometern fast siebenmal so groß wie jenes der Schweiz. Auch die einzelnen Verbindungen sind in Deutschland länger. Das deutsche Netz ist sehr komplex - mit zahlreichen Knotenpunkten und häufig auch Personen- und Güterverkehr auf denselben Strecken. Ein Großteil des Netzausbaus und der Streckensanierung wird vom Bund finanziert. Es gibt aber einen großen Nachholbedarf.
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Die Schweiz hat einen Bahninfrastrukturfonds, der unter anderem aus der Mehrwertsteuer und der Straßennutzungsgebühr finanziert wird. Sie hat damit über mehrere Jahre Planungssicherheit. Laut dem Verein Allianz pro Schiene investierte die Schweiz 2022 rund 450 Euro pro Kopf der Bevölkerung in die Schieneninfrastruktur, Deutschland 114 Euro - weniger als viele Nachbarländer und als Großbritannien.
Schweiz: Schnellere Züge lösen das Problem nicht
Laut Bundesamt für Verkehr werden in der Schweiz pro Kopf der Bevölkerung 2.464 Kilometer im Jahr Bahn gefahren, in Deutschland 1.206. Füglistaler betrachtet den Drang nach immer schnelleren Zügen mit Skepsis. Die Schweiz setze eher auf Kapazität als auf Geschwindigkeit. "Ein Doppelstockzug hat doppelt so viele Sitzplätze", sagt er. "Er braucht etwas länger, aber transportiert viele Leute."
Die Urlaubsreise auf der Schiene erfreut sich nach Jahren auf dem Abstellgleis wieder wachsender Beliebtheit. Zwar hat die Deutsche Bahn bereits 2016 den letzten Nachtzug eingestellt, aber die Österreichischen Bundesbahnen und einige Privatanbieter locken nun auch hierzulande wieder in frisch modernisierten Zügen auf vielen neuen Strecken. Einer der Hauptverkehrsknotenpunkte im ausgebauten Streckenplan ist Hamburg, das "Tor zur Welt".01.06.2023 | 28:30 min
Natürlich habe Deutschland andere Dimensionen, dort hätten Hochgeschwindigkeitszüge mehr Sinn. "Aber 250 Kilometer in der Stunde würden vielleicht reichen, es müssen nicht 360 Kilometer in der Stunde sein. Ein ICE mit 360 ist attraktiv für wenige. Ein Doppelstockzug mit 250, der oft und pünktlich fährt, ist attraktiv für viele." In der Schweiz führen die Züge meist mit dem Spitzentempo 200.
Zudem setze die Schweiz statt auf Langstreckenzüge auf "schlanke Anschlüsse". So belasteten einzelne Verspätungen nicht sofort das ganze System. "Für uns ist es normal, umzusteigen", sagt er. "Aber wir wissen auch: in aller Regel kommt in wenigen Minuten der Anschlusszug. Das funktioniert eben nur in einem pünktlichen System."
Im vergangenen November war die Deutsche Bahn so unpünktlich wie seit acht Jahren nicht mehr. Fast jeder zweite Fernzug war verspätet. Grund seien die vielen Baustellen, so die DB.