Bundesregierung reagiert empört:Unicredit stockt Anteil an Commerzbank auf
|
Seit Wochen wird spekuliert, ob die Unicredit die Commerzbank übernimmt. Jetzt erhöht die italienische Großbank ihren Anteil. Die Bundesregierung reagierte empört.
Die italienische Großbank Unicredit stockt ihren Commerzbank-Anteil weiter auf. ZDF-Börsen-Experte erklärt, wie dieser Schritt zu bewerten ist.
18.12.2024 | 1:49 min
Die italienische Großbank Unicredit stockt ihr Aktienpaket an der Commerzbank weiter auf. Sie kontrolliere nun etwa 28 Prozent der Anteilsscheine, teilte die Bank mit. Die Bundesregierung sprach vor dem Hintergrund der Spekulationen über eine Komplettübernahme von "unfreundlichen Methoden", das Verhalten von Unicredit sei "befremdlich und unangemessen".
Unicredit erklärte, sie halte rund 9,5 Prozent der Aktien, auf weitere 18,5 Prozent habe sie sich Zugriff durch Finanzinstrumente gesichert. Der Schritt stehe im Einklang mit dem Ziel, die Beteiligung auf 29,9 Prozent auszubauen und unterstreiche den Glauben an einen starken deutschen Bankensektor. Zugleich betonte Unicredit, dass ihr Commerzbank-Engagement derzeit lediglich als Investment zu betrachten sei. Die Position habe zudem keine Auswirkungen auf ein paralleles Übernahmeangebot für die italienische Banco BPM.
Im September stieg die Unicredit in großem Stil bei der Commerzbank ein. 24.09.2024 | 1:33 min
Bundesregierung: Vorgehen der Unicredit "befremdlich"
Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner sagte zu dem Schritt:
Das sei "bemerkenswert", weil die italienische Großbank zuvor öffentlich betont habe, vor der Bundestagswahl nicht weiter aktiv werden zu wollen. Das Verhalten der Bank sei "befremdlich und unangemessen".
Die Regierung lehne das Vorgehen von Unicredit ab und das gelte "umso mehr, da es sich bei der Commerzbank um eine systemrelevante Bank handelt", fuhr Büchner fort. "Unfreundliche Attacken und feindliche Übernahmen sind im Bankensektor nicht angemessen." Die Integration zweier systemrelevanter Banken sei auch immer mit erheblichen Risiken unter anderem für die Beschäftigten verbunden.
Ein Sprecher der Commerzbank sagte, die Bank nehme dies "zur Kenntnis", wolle die Erhöhung der Anteile aber nicht kommentieren. Die Bank sei vielmehr auf ihre Weiterentwicklung und die Umsetzung ihrer Strategie konzentriert.
Unicredit nutzte Teilausstieg des Bundes bei Commerzbank
Die Unicredit hatte Anfang September den Teilausstieg des Bundes genutzt und war im großen Stil bei der Commerzbank eingestiegen. Die Unicredit hatte sich zunächst über Finanzinstrumente die Option gesichert, ihren Anteil von 9 auf 21 Prozent aufzustocken. Dies musste aber noch von der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) genehmigt werden.
Zugleich beantragte die Unicredit die Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Ab 30 Prozent wäre sie verpflichtet, ein öffentliches Übernahmeangebot vorzulegen. Der Bund entschied, bis auf weiteres keine Commerzbank-Aktien mehr zu verkaufen. Er hatte die Commerzbank im Zuge der Finanzkrise gestützt.
Die Commerzbank konnte im vergangenen Jahr ihren Gewinn um 50 Prozent steigern.15.02.2024 | 1:19 min
Sorge um Arbeitsplätze bei Übernahme der Commerzbank
Unicredit-Chef Andrea Orcel betonte immer wieder, er sehe umfangreiche Synergien zwischen der Commerzbank und der Mailänder Großbank.
Die Gewerkschaft Verdi befürchtet im Fall einer Übernahme einen Kahlschlag bei der Commerzbank mit ihren etwa 42.000 Beschäftigten und verweist auf die Übernahme der Hypovereinsbank (HVB) durch die Unicredit im Jahr 2005, die bei dem Münchner Institut zu einem Schrumpfkurs geführt hatte.