US-Zollpolitik: Löst Trump eine Weltwirtschaftskrise aus?

Interview

Zollpolitik des US-Präsidenten:Löst Trump eine Weltwirtschaftskrise aus?

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Die Gedanken an die Finanzkrise 2008 waren da, vom "Black Monday" war die Rede. Was bedeuten Donald Trumps Importzölle für den globalen Handel? Fragen an eine Wirtschaftsweise.

Ökonomin Prof. Malmendier.
Sehen Sie das Gespräch mit Ökonomin Ulrike Malmendier im Video - oder lesen Sie nachfolgend wichtige Aussagen.08.04.2025 | 22:22 min
Zu Wochenbeginn dominieren fallende Kurse weltweit die Börsen. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump bringt die Märkte ins Wanken, Unsicherheit macht sich breit. Am Dienstag kurzes Aufatmen, zunächst weniger Verluste als befürchtet. Doch die Angst vor einer globalen Wirtschaftskrise wächst weiter. Auch an diesem Mittwoch droht sich die Lage weiter zu verschärfen.
Im ZDF erklärt die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier:
  1. Warum die Börsen kurz aufgeatmet haben
  2. Ob Trump die Meinung seiner Milliardäre interessiert
  3. Wen die Zölle härter treffen - Deutschland oder die USA
  4. Ob eine weltweite Wirtschaftskrise droht
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1. Warum haben sich die Börsen kurzzeitig erholt?

Die kurze Erleichterung an der Börse am Dienstagmorgen sei vermutlich eine Reaktion auf Berichte gewesen, dass Verhandlungen zwischen Trump und einigen Ländern auf den Weg gebracht worden seien, sagt Malmendier. Also, dass "Trump vielleicht doch im gewissen Sinne einlenken könnte, weil die Reaktionen an den Finanzmärkten so heftig waren und sogar einige seiner Berater ihn in eine andere Richtung drängten".
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ZDFheute Infografik

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Die Wirtschaftweise geht jedoch nicht davon aus, dass die US-Zölle vom Tisch sind. Im Gegenteil, laut Malmendier sitzt die Zollthematik offenbar so tief, dass Trump den Kurs vermutlich weiterfahren werde. Dass er von den Zöllen absehen wird, hält die Ökonomin für unwahrscheinlich.

Da sehe ich schon ein Konzept hinter, das nicht mal so schnell wieder komplett geändert wird.

Ulrike Malmendier

Malmendier betont: "Ich glaube, da müssen wir uns weiterhin auf viel Unsicherheit einstellen."
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2. Interessiert Trump die Meinung seiner Milliardäre?

Malmendier mutmaßt, dass Trump die Aussagen von Milliardären wie etwa Bill Ackman, die die Zollpolitik des US-Präsidenten kritisieren, grundsätzlich verarbeite. Schließlich würde Trump auch sonst das Urteil dieser Personengruppe schätzen.
Danach gefragt, wie die offenbare Kritik von Elon Musk an den Zollplänen und die abwertenden Aussagen über Trumps Zoll-Mastermind die Beziehung zwischen dem Milliardär und dem US-Präsidenten beeinflussen könnte, verweist die Wirtschaftsweise auf anfängliche Bedenken:

Es wurde ja von Anfang an immer spekuliert, kann das sein, dass zwei so große Persönlichkeiten in einem Raum zusammen lange überleben können?

Ulrike Malmendier

Gleichwohl ist sie der Auffassung, dass es bisher "sehr viel besser geklappt hat, als sich vielleicht viele gedacht haben". Die Wirtschaftsweise hofft, "dass die ökonomische Logik von dem, was Musk da zu kommunizieren versucht, was er in seinen Firmen, in den Märkten sieht, dass das bei Trump ankommt".
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3. Wen treffen die Zölle härter - uns oder die Amerikaner?

In erster Linie seien vor allem die Amerikaner und die US-Wirtschaft negativ betroffen. Die Handelszölle treffen "die Amerikaner hart". Das habe bereits die erste Amtszeit gezeigt, in der Trump Politik mit Handelszöllen machte - wenn auch in einem viel geringeren Ausmaß als jetzt. In der Zeit habe man aber gesehen:
  • dass sich die Zollerhöhungen in den USA relativ schnell auf die Inflation übersetzt hätten - und daher von den Verbrauchern in den USA getragen wurden.
  • dass nicht notwendigerweise neue Arbeitsplätze aus dem protektionistischen Ansatz resultierten - wie von Trump immer wieder angeführt
  • dass auch US-Unternehmen keine besonderen Vorteile von der wirtschaftspolitischen Maßnahme gehabt hätten.
Die Handelsbilanz zwischen den USA und der EU sieht unterschiedlich aus: Die USA mehr Waren aus der EU als umgekehrt, wodurch die EU 2024 hier einen Überschuss von 197,6 Milliarden Euro verzeichnet hat. Beim Dienstleistungshandel ist es umgekehrt: Hier hat die EU 2023 ein Defizit von 108,6 Milliarden Euro verzeichnet.
2023 war der Handelsüberschuss der EU bei den Waren noch geringer und betrug 156,6 Milliarden Euro.

Gleichwohl sei Deutschland unter den Handelspartnern der USA aber sicherlich eines der Länder, das unter den Zöllen am meisten zu leiden habe, so die Wirtschaftsweise.

In der Tat trifft es Deutschland besonders hart.

Ulrike Malmendier

Da Deutschland eine traditionell starke Industrienation sei, treffe es uns auch stärker als etwa unsere europäischen Nachbarn.
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4. Droht eine Weltwirtschaftskrise?

Dass wir auf eine Rezession zusteuern, wenn es so weitergehe, werde in den USA als immer sicherer eingestuft. "Alle volkswirtschaftlichen Abteilungen der diversen Banken und Investmentbanken stufen das Risiko praktisch täglich hoch."

Die Gefahr, dass sich das global ausweitet, eine globale Rezession wird, ist auch sehr groß, einfach weil die USA so eine starke Wirtschaftskraft sind.

Ulrike Malmendier

Die Frage sei jedoch, ob die aktuelle Lage das Ausmaß der Finanzkrise ab 2008 oder der Weltwirtschaftskrise vor etwa hundert Jahren annehmen könne. "Ich würde es nicht komplett ausschließen", sagt die Ökonomin. Dazu trage die ökonomische Situation der vergangenen Jahre (Stichwort Corona und Energiekrise) bei.

Da jetzt das nächste große wirtschaftspolitische Krisenszenario draufzulegen, ist leider sehr ungünstig.

Ulrike Malmendier

Die Fragen stellte ZDFheute-live-Moderatorin Alica Jung, die Zusammenfassung schrieb Christian Harz, ZDFheute-Redakteur in Washington D.C..

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