Zollpolitik: Trump "wird bis zum letzten durchziehen"

Experten zu Zollpolitik:Trump "wird bis zum Letzten durchziehen"

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Der Schritt der EU, Trump ein Freihandelsabkommen anzubieten, sei clever gewesen, sagen führende Wirtschaftsexperten. Dennoch sind sie pessimistisch. Worauf es jetzt ankommt.

SGS Wiesel Hüther EU Zölle
Die EU solle sich im Streit um Zölle auf ihre Stärken besinnen, empfiehlt der Ökonom Michael Hüther.08.04.2025 | 4:01 min
Die EU ist mit dem Freihandels-Vorschlag zu Industriegütern im Zollstreit auf die USA zugegangen. "Ein cleverer Move", sagt die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer in der ZDF-Sendung WISO. Es sei ein "kluger Schachzug" gewesen zu sagen, wir senken die Zölle einfach. Denn vorher sei der Vorwurf gewesen, die EU beute die USA mit Zöllen aus.
Auch der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sieht im Interview mit dem ZDF heute journal update einen "guten ersten Schritt". Warum er dennoch nicht hoffnungsvoll ist und auch Schnitzer nicht denkt, "dass das die Lösung sein kann".
Wirtschaftsproffesorin Monika Schnitzer im Expertengespräch bei Wiso
Vom US-Zollpaket sind besonders die EU und China als wichtigste Handelspartner der USA betroffen. Wirtschaftsexpertin Monika Schnitzer gibt eine Einschätzung über die Lage.08.04.2025 | 2:12 min

Trump will von Zöllen nicht abrücken

US-Präsident Donald Trump wolle an erster Stelle Zolleinnahmen generieren, um damit Steuersenkungen im eigenen Land finanzieren zu können, sagt Schnitzer zu den Beweggründen Trumps. Er "wird kein Interesse daran haben, dass jetzt alle Zölle wegfallen". Den Vorschlag der EU hatte der US-Präsident umgehend abgewiesen.
Natürlich werde man verhandeln müssen und auch verhandeln wollen, so Schnitzer. Doch Trump warte erst einmal nur darauf, dass jetzt alle Staaten ihm etwas anbieten. "Und dann kommt die nächste Forderung", prognostiziert die Wirtschaftsweise.
ZDF-Börsenreporterin Valerie Haller.
Die EU setze im Zollstreit auf Verhandlungen, sagt ZDF-Börsenreporterin Valerie Haller. Wichtig dabei sei, wie sich der Konflikt zwischen den USA und China entwickelt. 08.04.2025 | 3:46 min

Hüther: Digitalkonzerne und damit Trump-Entourage besteuern

Sollte es zu keiner Einigung kommen, müsse man die "Daumenschrauben anziehen", fordert IW-Chef Hüther. Vor allem im Bereich der Digitalwirtschaft könnte man US-Unternehmen in Europa stärker besteuern und mit einem "Digitalzoll sehr genau treffen", so der Ökonom.

Das ist dann auch ein zielgenaues Instrument gegen die Entourage, die sich aus diesen Unternehmen herum um Trump gebildet hat.

Michael Hüther, IW-Chef

Ökonomin Prof. Malmendier.
Jetzt sei der Moment, ganz stark nach innen in die EU zu schauen und die europäischen Kapitalmärkte zu stärken, meint Ökonomin Prof. Malmendier. 08.04.2025 | 22:22 min

China und EU im Fokus

Noch wichtiger sei jedoch, "dass China und die EU dagegenhalten", analysiert Schnitzer. Denn das seien die zwei wichtigsten Wirtschaftsräume für die Vereinigten Staaten. Auch Hüther bekräftigt: "Europa und China müssen gemeinsame Perspektiven entwickeln." Die Antwort auf die Zollpolitik der USA liege in der Kooperation mit allen anderen Staaten. Denn viele kleinere Volkswirtschaften hätten gar keine andere Wahl, als auf Trump zuzugehen.

Wenn Sie jemandem die Pistole auf die Brust setzen und sagen 'Geld oder Leben', dann sagt er dann doch lieber Leben.  

Michael Hüther, IW-Chef

President Donald Trump speaks during a meeting with Prime Minister of Israel Benjamin Netanyahu in the Oval Office of the White House in Washington, DC
Im aktuellen Zollstreit geht das Kräftemessen weiter: China will offenbar das US-Ultimatum am Abend verstreichen lassen und an den Gegenzöllen festhalten.08.04.2025 | 1:41 min

Hüther: Blick auf Handelsbilanz verengt

Bei seinen Vorwürfen an die Handelspartner führt Trump auch immer wieder die negative Handelsbilanz der USA an. Diese Perspektive sei aber "verengt", kritisiert Hüther. Die Bilanz sei nur deshalb im Defizit für die USA, weil die Vereinigten Staaten einen Überschuss in der Kapitalbilanz hätten. Das ermögliche überhaupt erst, dass in Amerika mehr konsumiert als hergestellt werden könne. Das seien "ganz normale Verflechtungen", so Hüther.

Wenn wir das nicht mal schaffen, diesen verengten Blick bei ihm aufzubrechen, dann wird es sehr, sehr mühsam. Mein Eindruck ist: Er wird bis zum letzten durchziehen.

Michael Hüther, IW-Chef

Katty Salié mit Handy, darauf ein Foto von Trump und Musk
Tech-Milliardäre werden zu willigen Helfern von Donald Trumps Politik. Mit rasendem Tempo gehen sie daran, die Staats-Institution zu zerstören. 04.04.2025 | 44:21 min
Quelle: tjs

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