Streit um Agrardiesel: Was der Bund alles subventioniert
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Finanzhilfen und Steuerverzichte:Was der Bund alles subventioniert
von Luisa Billmayer
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Die Landwirte kämpfen um den Agrardiesel. Was wird noch alles gefördert? Und was hat es mit klimaschädlichen Subventionen - zu denen auch die für Agrardiesel zählen - auf sich?
Die Bundesregierung will die Agrardiesel-Subventionen zurückfahren. Dagegen protestieren die Bauern - mehr im Video.15.01.2024 | 3:33 min
Fürs Jahr 2023 hat die Bundesregierung 65,9 Milliarden Euro an Subventionen veranschlagt. Mehr als zwei Drittel davon sind Finanzhilfen. Darunter fallen zum Beispiel direkte Förderungen und Darlehen. Ein knappes Drittel der Subventionen gibt der Staat in Form von Steuervergünstigungen aus - hier fließt also kein Geld, sondern es wird auf Steuereinnahmen bewusst verzichtet. Das geht aus dem aktuellen Subventionsbericht des Bundesfinanzministeriums hervor.
Subventionen wegen Energiekrise erhöht
In den vergangenen Jahren sind die Subventionen deutlich gestiegen. 2017 veranschlagte die Bundesregierung 24,5 Milliarden Euro für Finanzhilfen und Steuervergünstigungen. 2023 ist die Summe mehr als dreimal so hoch: 65,9 Milliarden Euro.
Im aktuellen Subventionsbericht heißt es: "Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine prägt neben den Nachwirkungen der pandemiebedingten Ausnahmesituation die haushaltspolitische Ausgangslage." Entlastungspakete seien nötig gewesen, um die Inflation und die gestiegenen Energiekosten auszugleichen.
Subventionen im Zeitverlauf
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"Die Corona-Pandemie und auch der Krieg in der Ukraine - das sind Veränderungen, die sehr plötzlich aufgetreten sind. Da ist es sinnvoll, schnell und breit Hilfe zu leisten", bewertet Werner Smolny die gestiegenen Kosten. "Außerdem ist eine Summe von knapp 50 Milliarden Euro für Finanzhilfen im Gesamtetat des Haushalts dann doch ein Bruchteil." Für 2024 sind dort Ausgaben von rund 476,8 Milliarden Euro vorgesehen.
Rund 40 Prozent der Subventionen fließen in die gewerbliche Wirtschaft - kommen also Geschäften und Unternehmen zugute. Darauf folgen Wohnen und Verkehr. Der Bereich Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz fällt im Vergleich eher klein aus, allerdings spielen in der Landwirtschaft EU-Subventionen eine große Rolle.
In welche Bereiche Subventionen fließen
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Mit der derzeit viel diskutierten Subvention des Agrardiesels soll die deutsche Landwirtschaft dieses Jahr mit 440 Millionen Euro begünstigt werden. Das entspricht rund 0,7 Prozent aller Bundessubventionen für 2024. Nun soll der Entlastungssatz beim Agrardiesel um 40 Prozent reduziert werden. Tatsächlich spürbar wird das aber erst ab 2025. Denn: Die Land- und Forstwirt*innen können die Subvention nur rückwirkend für das vergangene Jahr beantragen. Laut Gesetzesentwurf ergeben sich damit erst im Jahr 2025 mehr Steuereinnahmen in Höhe von 142 Millionen Euro.
Die gestrichene Agrardiesel-Rückerstattung mache nur 8 bis 12 Prozent der Zuschüsse für die Landwirtschaft aus, so Agrarökonom Herzfeld. Viel mehr Geld erhalte diese aus EU-Subventionen.05.01.2024 | 9:49 min
Was sind klimaschädliche Subventionen?
Grund für die Kürzung: Nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts fehlen dem Bund 17 Milliarden Euro. Und beim Agrardiesel handelt es sich um eine klimaschädliche Subvention.
Allerdings gibt es keine einheitliche Definition für klimaschädliche Subventionen, das bestätigt das Bundeswirtschaftsministeriums auf ZDF-Anfrage. Das Finanzministerium hält im Subventionsbericht fest: 86,3 Prozent der Finanzhilfen und 16,8 Prozent der Steuervergünstigungen hätten einen positiven Effekt für den Umwelt- und Klimaschutz.
Klimaschädlichkeit von Subventionen ist nicht eindeutig definiert
Das Umweltbundesamt stellte 2021 allerdings fest, dass 65,4 Milliarden Euro im Jahr 2018 in umweltschädliche Subventionen geflossen sind. Sara Holzmann kritisiert, dass der Subventionsbegriff unterschiedlich definiert sei. Das Umweltbundesamt bezeichnet 35 Steuervergünstigungen für das Jahr 2018 als "umweltschädlich". 21 davon tauchten im Subventionsbericht allerdings nicht auf - weil das Finanzministerium Subventionen anders definiere, erläutert Holzmann.
Ein Beispiel dafür sei die "pauschale Besteuerung privat genutzter Dienstwagen". Dem Umweltbundesamt zufolge verzichtete der Staat damit 2018 auf mindestens 3,1 Milliarden Euro. In den Subventionsberichten taucht zum Thema Dienstwagen aber nur der Posten "Begünstigung von Elektro- und extern aufladbaren Hybridelektrofahrzeugen bei der Dienstwagenbesteuerung" auf - und diesen bewertet der Subventionsbericht als "klimafreundlich".
Die Bundesregierung will angesichts der unterschiedlichen Definitionen den Subventionsbegriff prüfen. Das Ergebnis soll im nächsten Subventionsbericht stehen.