Kleinbauern: Faire Preise wichtiger als Diesel-Subvention

    Kleinbauern fordern Sachlichkeit:Faire Preise wichtiger als Diesel-Subvention

    Redakteur Hagen Mikulas, ZDF-Landesstudio Sachsen-Anhalt.
    von Hagen Mikulas
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    Kleinbauern aus Sachsen-Anhalt sind auch für Vergünstigungen beim Agrardiesel. Andere Probleme sind ihnen jedoch wichtiger - unter anderem bezahlbares Grünland.

    Ein Landwirt erntet Bio-Möhren auf einem Feld
    Quelle: dpa

    Auch Bio-Landwirt Jörg Lauenroth-Mago demonstrierte am Montag bei der Bauernversammlung auf dem Domplatz in Magdeburg. Statt mit dem Trecker fuhr der 67-Jährige mit der Regionalbahn. "Ja, grundsätzlich" sei auch er dafür, die Steuervergünstigung beim Agrardiesel beizubehalten. Deren Wegfall würde jährlich 2.000 Euro mehr an Spritkosten bedeuten, rechnet Lauenroth-Mago vor.

    Bezahlbares Land ist knapp

    Größere Sorgen hätten er und andere Kleinbauern in der Region aber aus anderen Gründen. Er bewirtschaftet auf seinem Hof im Nordwesten Sachsen-Anhalts 100 Hektar Grünland. Das reicht für den Unterhalt seiner 70 Tiere - gern würde Jörg Lauenroth-Margo mehr Grünland pachten.
    Jörg Lauenroth-Mago züchtet in Sachsen-Anhalt Galloway-Rinder.
    Jörg Lauenroth-Mago züchtet in Sachsen-Anhalt Galloway-Rinder.
    Quelle: Galloway-Zuchtbetrieb Lauenroth-Mago

    Doch der Grundstücksmarkt im Umkreis sei leergefegt. Und wenn es Flächen gebe, seien die Pacht- oder Kaufpreise unbezahlbar. Ein Grund für diese Entwicklung, sei, so der Landwirt, dass Investoren und Großbetriebe hier in den vergangenen Jahren Flächen aufgekauft haben.
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    Die Bauernproteste gehen weiter – in Cottbus wurde Kanzler Scholz mit Treckern empfangen. 11.01.2024 | 1:36 min
    Seit 23 Jahren züchtet Lauenroth-Mago schottische Galloway-Rinder, deren Fleisch begehrt ist. Heute führt er den Betrieb im Nebenerwerb zusammen mit seiner Frau und einem Angestellten. Der Öko-Landwirt ist Mitglied im Verband Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der vor allem kleine und mittlere Betriebe vertritt.

    Agrardiesel: Verband offen für Staffelung nach Einkommen

    Wie andere Agrarverbände strebt auch die AbL an, dass die Bundesregierung die geplante Kürzung der Dieselsubventionen zurücknimmt. Allerdings kann sich der Verband auch eine Staffelung etwa nach Einkommen und Betriebsgröße vorstellen. Sollte es dennoch zu Streichungen kommen, sollten diese Steuergelder für einen "sozialen und ökologischen Umbau" der Landwirtschaft genutzt werden.
    Dazu bedürfe es unter anderem Regeln, die Landwirten ermöglichten, kostendeckende Preise zu verhandeln oder eine Anpassung der Grunderwerbssteuer, um die zunehmende Konzentration auf dem Bodenmarkt zu bremsen.  
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    Gerade in Sachsen versuchen politische Akteure, teils aus dem rechtsextremen Spektrum, die Bauernproteste für sich zu nutzen. Die Bauern grenzen sich davon jedoch klar ab.11.01.2024 | 2:29 min
    Das Gesprächsangebot, zu der die Ampel-Fraktionsspitzen für den Montag geladen haben, begrüßt der Verband. Ihr Vorsitzender Martin Schulz rief die Regierung und die Fraktionsspitzen dazu auf, "das Ruder in der Agrarpolitik endlich herumzureißen".

    Experte: Sicherheit für Strukturwandel fehlt

    "Die Landwirtschaft in Deutschland kann nicht so fortgeschrieben werden wie bisher", mahnt Joachim Wiemeyer, der promovierte Volkswirt und emeritierte Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Ruhruniversität Bochum ist. Den Bauern fehle schlicht Investitionssicherheit für den dringend notwendigen Strukturwandel.
    Özdemir: "Ich will das Spielfeld erweitern"
    "Mein Vorschlag: Lasst uns die Krise nutzen, um jetzt all die liegengebliebenen Themen der deutschen Landwirtschaftspolitik anzupacken", so Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (B´90/Grüne).12.01.2024 | 6:58 min
    Die Belastungen von Böden und Grundwasser etwa mit Nitrat aus Gülle und Jauche, der Verlust fruchtbarer Böden und der Rückgang der Artenvielfalt - Transformation und Strukturwandel seien dringend notwendig, so Wiemeyer. "Seit Jahren schon hören die Bauern, dass sie viel ändern sollen, erhalten dazu ständig neue Vorgaben, aber keine Perspektiven und Investitionssicherheit."

    Gespräche mit Ampel-Fraktionen am Montag

    Nächste Gelegenheit für Gespräche darüber könnte das geplante Treffen sein, zu dem die Spitzen der Ampel-Koalition die Bauernverbände am Montag in Berlin geladen haben. Mit einer Großdemo sollen dort die Proteste der Bauern ihren Höhepunkt finden.
    Joachim Rukwied, aufgenommen am 10.01.2024 bei der ZDF-Sendung Moma
    Das Entgegenkommen der Bundesregierung "können wir so nicht akzeptieren", erklärt Bauern-Präsident Joachim Rukwied. "Das ist ein fauler Kompromiss."10.01.2024 | 5:34 min
    Ob sie zugleich das Ende der Bauernproteste ist, scheint ungewiss. Denn der Bauernverband gibt sich mit der von der Regierung vorgenommenen Entschärfung der Subventionskürzungen weiterhin nicht zufrieden. "Jetzt ist es an der Bundesregierung und an den Fraktionen im Deutschen Bundestag, diese Proteste zu beenden." "Ein fauler Kompromiss, wie er derzeit auf dem Tisch liegt, kann keine Lösung sein - denn der wird keinen Traktor von der Straße holen."

    Deutschlandweit Bauernproteste
    :Aktuelles zur Aktionswoche der Landwirte

    Zum Abschluss ihrer Aktionswoche haben die Landwirte heute zu einer Großdemonstration in Berlin aufgerufen. Aktuelle News zu den Bauernprotesten im Liveblog.
    Zahlreiche Traktoren, Lastwagen und Autos stehen am Morgen auf der Straße des 17. Juni.
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