US-Präsident Trump hat ein gigantisches KI-Projekt angekündigt. Geplant sind Milliarden-Investitionen für das Projekt "Stargate". Damit setzt Trump Europa unter Zugzwang. 22.01.2025 | 1:13 min
"Kolossale Datenzentren" sollen entstehen, dazu 100.000 Jobs - untertreiben ist nicht Sache Donald Trumps. Der neue US-Präsident kündigt Milliardeninvestitionen in Infrastruktur für
Künstliche Intelligenz an. Stemmen wollen das mehrere Konzerne, zuvorderst OpenAI, die japanische Softbank und Oracle. Ein Technologiefonds aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist mit im Boot, technologisch ebenso Microsoft und Nvidia.
100 Milliarden Dollar sollen zunächst in das
"Stargate"-Projekt in Texas fließen - erste Berichte über ein solches Vorhaben kursierten schon im vergangenen Jahr. In den kommenden vier Jahren sollen die Investitionen gar 500 Milliarden Dollar erreichen.
UN-Generalsekretär Guterres warnt mit Blick auf die USA vor einer unregulierten Nutzung von künstlicher Intelligenz. Was Trumps KI-Pläne für Europa bedeuten, erklärt Frank Bethmann.22.01.2025 | 1:18 min
Sind die Zahlen realistisch?
Hinter den Zahlen mag ein bisschen Trump-Marketing stecken - sie seien aber "durchaus so gewollt und realistisch", schätzt Jörg Schäfer, Informatik-Professor an der Frankfurt University of Applied Sciences. Auch Janis Hecker, KI-Experte beim Digitalverband Bitkom, sagt: Die Dimensionen zeigten, dass Investoren "gigantische Wachstumsmöglichkeiten" in der Technologie sehen und die "Aussicht auf zukünftige Gewinne".
Projektionen zufolge könnte das KI-Marktvolumen bis 2030 weltweit die Billionen-Marke knacken, sagt Hecker. Zwar werde das Stargate-Projekt sicher auch an einen Nutzen etwa für die nationale Sicherheit geknüpft - aber mit Softbank und dem arabischen Technologiefonds seien auch internationale Partner mit dabei, für die sicherlich nicht nationale Sicherheitsbedenken der USA eine Rolle spielen, sondern die vor allem "Geld damit verdienen wollen", so Hecker. Tech-Aktien und auch Softbank jedenfalls machten an den Börsen heute einen ordentlichen Satz.
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Mehr als nur ein Hype?
"KI ist mehr als nur ein Hype", sagt Christoph Meinel, Gründungspräsident der German University of Digital Science in Potsdam. Er beobachtet ein großes Forschungsinteresse: Gerade in der Medizin gebe es "sehr große Erwartungen an die KI". Das betonten auch die Firmenchefs bei der "Stargate"-Verkündung im Weißen Haus.
Ein großer Mehrwert werde zum Beispiel im Bereich der Medikamentenentwicklung und Biotechnologie erwartet, so Bitkom-Experte Hecker. "KI kann uns wesentlich im Kampf gegen
Krebs unterstützen." Auch dass der Chemie-Nobelpreis im vergangenen Jahr an zwei Forscher der Google-Tochter Deep-Mind ging, unterstreiche die "gewaltigen KI-bedingten Entwicklungsfortschritte" bei der Biotechnologie.
Die Kombination Bioinformatik und Biochemie sei für das 21. Jahrhundert "wahrscheinlich eine der Schlüsseltechnologien", erwartet auch Schäfer. Krebs werde damit nicht gleich zum Schnupfen, aber dahinter stecke eine Vision. "Die Amerikaner formulieren das positiv als Chance, und daran mangelt es ein bisschen in Europa." Und das sei schade, "weil wir in der Grundlagenforschung durchaus mithalten können". Es gelinge nur kaum, große Firmen daraus zu entwickeln.
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Gerät Europa ins Hintertreffen?
Die Digitalwirtschaft fordert, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Von den fünf Milliarden Euro staatlicher KI-Förderung in Deutschland werden bis Ende des Jahres wohl nur dreieinhalb Milliarden abgeschöpft, rechnet Bitkom-Experte Hecker vor. Das Programm gibt es schon seit ein paar Jahren.
Schäfer spricht mit Blick auf die US-Investitionen von einer Größenordnung, bei der "wir komplett abgehängt und wenn überhaupt nur als
Europäische Union eine Chance hätten. Da bedarf es sehr starker politischer Anstrengungen". Was die Kompetenzen angeht, sei Europa aber noch nicht abgehängt. Ihm schwebt eine Art "Open Source KI" mit europäischen Mitteln vor.
„Die Finanzierungslücke zu den USA ist gewaltig“, sagt Frank Bethmann an der Börse in Frankfurt. Die genaue Umsetzung des KI-Infrastrukturprogramm sei dabei aber noch sehr unklar.22.01.2025 | 1:58 min
Welchen Einfluss hat die Regulierung?
Und es gibt noch Unterschiede bei der Regulierung. Unter
Joe Biden galt: Die großen KI-Firmen sollten die Behörden mit ihrer Risikoeinschätzung auf dem Laufenden halten, was nationale Sicherheit, Wirtschaft oder Gesundheit angeht.
Donald Trump kippte die Dekrete seines Vorgängers - Leinen los also für die Unternehmen in den USA.
In Teilen mache Deregulierung Investitionen natürlich attraktiver, erklärt Hecker. Auf der anderen Seite aber sei KI, "auf die man sich verlassen kann und die kontrollierbar bleibt, auch ein Marktversprechen, weil Konsumenten das wünschen". Kurzfristig könne es sein, dass der Abbau bürokratischer Hürden Investitionen erst einmal ankurbelt. Mittelfristig sei aber fraglich, ob der KI-Industrie in den USA damit geholfen ist, wenn es gar keine Regeln gibt. Sehr riskant wäre es gar, KI-Fähigkeiten etwa im Zusammenhang mit chemischen, biologischen oder radioaktiven Waffen nicht zu regulieren. Die sollte man "sehr präventiv" verhindern.
Deutschland bleibt bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit und beim Thema KI zurück. Dafür will die Bundesregierung mehr investieren und bessere Rahmenbedingungen schaffen.21.10.2024 | 2:30 min
In Europa reguliert der AI Act bestimmte Anwendungen Künstlicher Intelligenz. Wirtschaft und auch Gewerkschaften fordern aber Augenmaß bei der Umsetzung, Handlungsspielraum und konkretere Vorgaben für die Arbeitswelt. Der Potsdamer Experte Christoph Meinel hält wenig davon, schon im Vorfeld durch Regulierung "am grünen Tisch" eine Dynamik abzuwürgen, ohne konkret überhaupt zu wissen, wo Risiken liegen. Es gelte, nicht mit der Regulierung anzufangen und bereit zu sein, "sie wenn nötig anzupassen".
Ähnlich äußert sich Schäfer: Regulierung sei nicht generell schädlich, er warnt aber davor "zu kleinkariert" vorzugehen. "Man kann KI nicht zu sehr im Vorfeld regulieren, weil wir gar nicht wissen, was da kommt. Lieber schnell reagieren, wenn Dinge schieflaufen."