PVT-Module: Neue Hoffnung für Solarindustrie in Deutschland?
Produktion von PVT-Modulen:Hoffnung für deutsche Solarindustrie?
von Anna Möllers
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Die deutsche Solarbranche steckt in der Krise. Doch ein Hersteller trotzt dem Trend - setzt auf Innovation und Technologievorsprung. Eine mögliche Zukunft für den Standort?
Solarenergie soll die Energiewende voranbringen. Die Nachfrage nach Solaranlagen ist groß. Doch deutsche Solarmodul-Hersteller müssen sich gegen ihre Konkurrenz aus China durchsetzen.
Quelle: dpa
Es sind nicht gerade wenige Herausforderungen, mit denen die Solarindustrie in Deutschland zu kämpfen hat. China überschwemmt den europäischen Markt mit Billigprodukten. Trotzdem hat die Bundesregierung möglichen Subventionen für Solarmodul-Hersteller kürzlich eine Absage erteilt.
Große Player wie Meyer Burger versuchen ihr Glück daher lieber in den USA. Die Firma Sunmaxx hingegen hat sich entschieden, gerade in Deutschland eine große Produktionsstätte aufzubauen - und zwar für Solarmodule. Wie zukunftsfähig kann das sein?
Solarindustrie in Deutschland in der Krise
Es könnte alles so schön sein: Sonnenstrom gilt angesichts von Klima- und Energiekrise als große Hoffnung. Und tatsächlich ist die Nachfrage nach Solaranlagen anhaltend groß, der Bedarf an Solarmodulen in Deutschland entsprechend hoch.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland über eine Million Solaranlagen neu installiert - mehr als jemals zuvor. Und auch für das nächste Jahr rechnet der Bundesverband für Solarwirtschaft mit anhaltend hoher Nachfrage. Allein 1,5 Millionen private Immobilienbesitzer*innen planen demnach die Installation einer Solaranlage. Bereits heute werden rund 12 Prozent des deutschen Stromverbrauchs durch Photovoltaik-Systeme gedeckt.
Allerdings gibt es ein Problem: Deutsche Solarmodul-Hersteller profitieren von dieser Entwicklung kaum. Mit den Billigprodukten aus China können einheimische Firmen kaum konkurrenzfähig mithalten. Ein Faktor, der auch ein ambitioniertes Ziel der EU in weite Ferne rücken lässt: Bis 2030 sollen insgesamt 40 Prozent der grünen Schlüsselindustrien - darunter die Solarbranche - in Europa produziert werden.
Billig-Module aus China, die das Land mit Milliarden subventioniert, überschwemmen den europäischen Solarmarkt. Sachsens Solarhersteller fordern, dass die Politik eingreift.
von Anja Charlet
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Hoffnungen der Branche auf staatliche Subventionen - etwa in Form eines Resilienzbonus - wurden kürzlich zunichtegemacht. Dieser hätte für eine begrenzte Zeit eine Kaufprämie für einheimische Produkte bedeutet, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hersteller zu stärken. Die Ampel-Parteien konnten sich jedoch nicht einigen.
Der Bundestag berät über Subventionen für die Solarbranche. Ein Resilienzbonus könnte die Solarindustrie schützen. Während einige darauf hoffen, kämpfen andere vehement dagegen.
von Anja Charlet
Große Player wie Meyer Burger haben bereits Konsequenzen gezogen und verlagern ihre Produktion in die USA, wo sie durch den "Inflation Reduction Act" von einem milliardenschweren Subventionsprogramm profitieren.
Nachdem sich Finanzminister Lindner gegen weitere staatliche Förderung für die Solarbranche ausgesprochen hat, zieht sich die Firma Meyer Burger aus dem sächsischen Freiberg zurück. 400 Mitarbeiter verlieren ihren Job.27.03.2024 | 2:02 min
Innovationen als Chance für deutsche Solarbranche?
All diesen Widrigkeiten zum Trotz hat sich die Firma Sunmaxx entschieden, der Solarbranche in Deutschland eine Chance zu geben. Am 15. April 2024 eröffnet sie ihre Solarmodulproduktion in Ottendorf-Okrille bei Dresden. Das Besondere: Das Unternehmen setzt auf hocheffiziente Solarmodule, die nicht nur Strom, sondern gleichzeitig auch Wärme produzieren. Diese PVT-Module können dann in Privathäusern, der Industrie und der kommunalen Wärmeversorgung eingesetzt werden.
"Ein PVT-Kollektor erzeugt aus Solarstrahlung sowohl Strom als auch Wärme. Dazu wird hinter das Photovoltaik-Modul ein Rohrregister montiert, das von einem Wärmeträger durchflossen wird. Dieser thermische Absorber nimmt die Abwärme der Photovoltaik-Module und die Umgebungswärme auf und stellt sie der Wärmepumpe als Wärmequelle zur Verfügung. Dadurch wird das Photovoltaikmodul abgekühlt und die Effizienz der Stromerzeugung verbessert." Quelle: Solarenergie Förderverein Deutschland
Durch diese Alleinstellungsmerkmale und die Einsatzvielfalt verspricht sich Geschäftsführer Dr. Wilhelm Stein - der aktuellen Lage zum Trotz - einen eigenen Zugang zum Markt:
"Weil über reine Massenproduktion mit chinesischen Herstellern zu konkurrieren, das ist sehr schwierig", meint Wilhelm Stein. Daher setze Sunmaxx auf Innovation.
Der Ausbau der Solaranlagen im privaten Sektor boomt, doch viele bleiben auf ihrem Strom sitzen. Der Grund: Netzkapazitäten reichen oft nicht aus. Der Ausbau kommt nicht voran.03.02.2024 | 4:31 min
Technologievorsprung als Hoffnungsträger
Sunmaxx sieht sich nach eigenen Angaben dank der Technologie seiner PVT-Module der internationalen Konkurrenz um mehrere Jahre voraus. Dieser Technologievorsprung mache den entscheidenden Unterschied - und Sunmaxx international wettbewerbsfähig.
Auch der Bundesverband Solarwirtschaft sieht hier eine Chance für die deutsche Solarbranche:
Die Bundesregierung hat ein neues Solarpaket beschlossen, das den Ausbau beschleunigen soll. Dabei tobt schon jetzt vielerorts ein heftiger Streit um neu geplante Solarparks.22.08.2023 | 9:32 min
Gleichzeitig gibt Carsten Körnig zu bedenken, dass dieser Vorsprung nicht automatisch gesichert sei. Spätestens wenn sich für die PVT-Technologie ein Massenmarkt erschließe, müsse verstärkt mit Wettbewerbern im In- und Ausland gerechnet werden.
Geld, das auch in Deutschland auf lange Sicht zu erwirtschaften ist? Fakt ist wohl, dass innovationsgetriebene Ansätze wie der von Sunmaxx nicht gleich die ganze Branche in eine positive Stimmung versetzen werden.
Zumindest sehen Experten wie Prof. Andreas Löschel eher einen singulären Effekt:
Staat fördert Solaranlagen, aber lohnt sich das?23.10.2023 | 4:53 min
Geht es überhaupt ohne Subventionen?
Andere Expert*innen wie die Energieökonomin Prof. Claudia Kemfert appellieren hingegen an die Bundesregierung, attraktivere Rahmenbedingungen zu schaffen. Vor allem Innovationen könnten Deutschland als Standort für die Solarindustrie retten. Es sei "absolut sinnvoll und auch gut", dass sich Unternehmen wie Sunmaxx hier ansiedeln. Dafür müsse Deutschland eben "eine gewisse Unterstützung" gewähren.