Billig-Module aus China:Solarhersteller in Sachsen schlagen Alarm
von Anja Charlet
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Billig-Module aus China, die das Land mit Milliarden subventioniert, überschwemmen den europäischen Solarmarkt. Sachsens Solarhersteller fordern, dass die Politik eingreift.
Solarhersteller in Sachsen überlegen, Produktion ins Ausland zu verlagern.12.02.2024 | 3:34 min
Die deutsche Solarindustrie ist im Osten Deutschlands, vor allem in Sachsen, eine Bastion. Da sind Solarmodulhersteller wie Meyer Burger in Freiberg, Heckert Solar in Chemnitz oder Solarwatt in Dresden.
Der Bedarf an Solarmodulen durch die Energiewende ist enorm. In Deutschland wurden 2023 über eine Million Solaranlagen installiert, so der Bundesverband Solarwirtschaft. Das ist ein neuer Rekord.
Im Jahr 2030 will die EU mindestens 40 Prozent der Solarenergie aus eigener Produktion liefern. Ein kühner Plan.
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Solarmodule aus China zu Dumpingpreisen
Bisher deckt China weltweit 97 Prozent des Bedarfs ab, produziert 610 Gigawatt mit Solarpanels. Zum Vergleich: Bei Meyer Burger sind es 1,4 Gigawatt. Zwölf Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs wurde im vergangenen Jahr mit Solarenergie abgedeckt.
Nach Corona-Pandemie und russischem Angriffskrieg in der Ukraine war sich Europa einig, dass sich zu viel Abhängigkeit von einem Produzenten bitter rächen kann.
Dennoch überlegen deutsche Hersteller derzeit, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Der Grund: China bietet seine Module - dank Milliarden-Subventionen - zu Dumpingpreisen an. Für deutsche Produzenten ein ruinöser Wettbewerb.
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Die Solarindustrie sei nur der Anfang, sagt Gunter Erfurt, Geschäftsführer von Meyer Burger in Freiberg.
"Es passiert bei Batterien, es passiert bei Windkraftanlagen. Und das wird auch sehr, sehr stark demnächst bei Automobilen passieren."
"Nicht China verantwortlich, sondern wir"
Es passiere vor allem in Europa, weil dies der einzige Kontinent sei, der das mit sich machen lasse. Dafür sei nicht China verantwortlich, sondern wir. Meyer Burger hat seit vergangenem Jahr bereits ein Werk in den USA in Betrieb, das eigentlich in Sachsen-Anhalt an den Start gehen sollte. Außerhalb Asiens ist Meyer Burger - nach eigenen Angaben - die einzige Firma, die Solarzellen in solchen einem großen, industriellen Ausmaß produziert.
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Auch die Firma Solarwatt in Dresden würde lieber expandieren, wenn das denn politisch auch gewollt sei, sagt Geschäftsführer Detlef Neuhaus. Aber die Rahmenbedingungen seien schwierig: "Auf der einen Seite asiatische Produkte, die zumindest mal im Preis schwer nachvollziehbar sind, wenn man schaut, wie die Herstellungskosten sind, auf der anderen Seite Amerika die Grenzen dicht macht, weil sie eben diese Produkte nicht mehr ins Land lassen." Das seien Wettbewerbsbedingungen, "die einfach nicht mehr fair sind", so Neuhaus.
Resilienzbonus als Ausweg aus deutscher Solarkrise?
Vor rund einem Jahrzehnt war die deutsche Solarindustrie schon einmal am Ende, als Solarworld in Freiberg Pleite ging. Mit dem deutschen Know-how baute China seine Produktion auf.
Vor drei Jahren investierte der Schweizer Maschinenbauer Meyer Burger in Freiberg und zog in die alten Hallen von Solarworld ein. Wenn die Solarindustrie jetzt Sachsen verlassen würde, hätte das fatale Folgen, warnt der für Mittelsachsen zuständige Landrat Dirk Neubauer:
Hilfe könnte, so die sächsischen Produzenten, zum Beispiel ein sogenannter Resilienzbonus sein. Eine Kaufprämie, die auch transparent macht, woher die Module kommen. Ein dritter Neustart dürfte der Branche nicht so schnell wieder gelingen, fürchtet Gunter Erfurt, Geschäftsführer von Meyer Burger.