Was die EZB-Zinswende für Sparer bedeutet

    FAQ

    Sparer, Anleger, Häuslebauer:Was die EZB-Zinswende für Sie bedeutet

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    Sie hat es getan - die Europäische Zentralbank hat erstmals seit fünf Jahren den Leitzins gesenkt. Was Verbraucher davon haben - jetzt im Überblick.

    Typical: Europäische Zentralbank
    Wegen der zuletzt sukzessive sinkenden Inflation im Euroraum hat die Europäische Zentralbank den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Was Sparer besorgt, freut die Wirtschaft. 06.06.2024 | 1:06 min
    Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinswende eingeleitet. Angesichts geringerer Inflationsraten haben die Währungshüter ihren Leitzins von 4,50 auf 4,25 Prozent gesenkt.
    Leitzins der EZB
    ZDFheute Infografik
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    Was das für Häuslebauer, Sparer, Urlauber und Konjunktur bedeutet:

    Bekommen Sparer weniger Zinsen?

    Ja. "Beim Tagesgeld und Festgeld wird sich die EZB-Senkung sofort auswirken", sagt Max Herbst von der Finanzberatung FMH. Denn die EZB dürfte nicht nur den Leitzins, sondern auch ihren Einlagenzins senken. Dieser bestimmt, wie viel Geld die Kreditinstitute für ihr bei der EZB geparktes Geld erhalten. Einen Großteil dieses Zinses haben viele Banken in den vergangenen zwei Jahren an ihre Kunden weitergegeben. Nun dürfte der Einlagezins von 4,0 auf 3,75 Prozent erstmals wieder herabgesetzt werden. Einige Banken haben im Vorgriff darauf bereits ihre Zinsangebote für Tages- und Festgeld gesenkt.
    Euro-Münzen auf Geldscheinen
    Endlich gibt es wieder Zinsen fürs Ersparte. Wem Sicherheit über viele Jahre wichtig ist, aber auch die Gewinne oberhalb der Inflation, der sollte sich Festgeld ansehen. Tipps für die Suche.04.03.2024 | 3:49 min
    "Es besteht zwar nur bei ganz wenigen Banken mit Top-Zinsen die Veranlassung, die Senkung weiterzugeben", sagt Experte Herbst. "Aber dies werden auch sehr viele andere Banken nutzen und ihre geringen Zinsangebote im Anlagebereich weiter senken." Bundesweit verfügbare Festgelder mit einem Jahr Laufzeit brachten im Dezember noch durchschnittlich 3,34 Prozent Zinsen, so das Vergleichsportal Verivox. Aktuell sind es demnach nur noch drei Prozent. Doch wegen der gesunkenen Inflation bleibt davon in realer Kaufkraft mehr übrig.
    Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)
    ZDFheute Infografik
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    Werden Kredite jetzt billiger?

    Ja, aber wohl nicht unmittelbar. "Auch die Ratenkredite werden sich dann im Laufe der nächsten Wochen abschwächen - aber nicht sofort", sagt Finanzberater Herbst. "Sinken die Anlagezinsen, sinken auch die Konsumentenkredite, wenn die Banken fair arbeiten, da der Einkauf des Finanzierungsgeldes billiger wird."
    Sina Mainitz
    Für Anschaffungen auf Pump nutzen Verbraucher in Deutschland zunehmend Kleinkredite. Immer mehr Menschen können diese Kredite aber nicht mehr zurückzahlen. Sina Mainitz berichtet.04.06.2024 | 1:04 min

    Was heißt das für den Aktienmarkt?

    Niedrigere Zinsen sind meist gut für die Aktienkurse. Zum einen werden die Firmen bei Kreditkosten entlastet, was deren Profitabilität tendenziell steigert. Zum anderen werden Zinspapiere wie Anleihen oder Festgeld unattraktiver, weil sie weniger abwerfen - Aktien wiederum werden dadurch beliebter. "Anleger sollten allerdings nicht davon ausgehen, dass diese Zinssenkung per se ein positiver Impuls für den Aktienmarkt sein wird", betont Thomas Altmann von der Investmentboutique QC Partners.

    Die Börsen haben einen ersten Zinsschritt im Juni schon vor Monaten eingepreist.

    Thomas Altmann, Investmentboutique QC Partners

    Entscheidend für die Aktienmärkte dürfte daher der Zinsausblick der EZB sein. "Bei der Zinsdebatte darf vor allem eines nicht vergessen werden: Zu Jahresbeginn lag die Konsens-Schätzung bei sechs bis sieben Zinssenkungen in diesem Jahr", sagt Altmann. "Aktuell liegt diese Prognose noch bei zwei bis drei Zinssenkungen." Dennoch habe der Leitindex Dax seit Jahresbeginn 30 neue Allzeithochs markiert. "Da sollte es niemanden überraschen, wenn der tatsächliche Beginn der Zinssenkungen nicht zu erneuten Kursgewinnen führt."
    Handwerker sind für manche Bauherrin mittlerweile nicht mehr bezahlbar. Jana Pareigis (l.) packt mit an beim Sanieren.
    Deutschland in der Wohnkrise: Wohnungen sind verzweifelt gesucht, Kaufen oder Bauen können sich nur noch wenige leisten. Jana Pareigis trifft Menschen mit besonderen Wohngeschichten. 29.05.2023 | 53:28 min

    Wie wirkt sich der Entscheid auf die Bauzinsen aus?

    Die sind in den vergangenen Wochen trotz der Aussicht auf den sinkenden EZB-Leitzins wieder gestiegen. Im Juni lag der durchschnittliche Zinssatz bei einer Sollzinsbindung von zehn Jahren bei 3,72 Prozent, so die Online-Plattform Statista. Zu Jahresbeginn waren es nur 3,42 Prozent.

    Wer wissen möchte, wie sich die Bauzinsen entwickeln, sollte nicht auf den Leitzins schauen, sondern auf die Inflationsrate.

    Finanzberater Herbst

    Die Inflation ist zuletzt in der Euro-Zone - wie auch in Deutschland - wieder etwas gestiegen, und zwar auf 2,6 Prozent. Eine Folge: Investoren verlangen mehr Geld, wenn sie Bundesanleihen kaufen sollen. "Steigt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, weil Investoren höhere Zinsen fordern, steigen auch die Pfandbriefrenditen - und damit am Ende auch die Bauzinsen", erklärt Herbst.
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    Der Wohnungsbau in Deutschland stagniert weiter. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der neu gebauten Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr 0,3 Prozent gesunken. 23.05.2024 | 1:23 min

    Nimmt die Konjuktur jetzt wieder Fahrt auf?

    Niedrigere Kreditzinsen können der Wirtschaft auf die Sprünge helfen. "Die damit verbesserten Finanzierungsbedingungen für Unternehmen werden die privaten Investitionen ankurbeln", erwartet die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier. Allerdings: Die Zinssenkung dürfte frühestens 2025 stützen, erwartet der Sachverständigenrat in seiner Frühjahrsprognose für die Bundesregierung.
    "Zinssenkungen wirken sich mit einer unterschiedlich langen Verzögerung auf die Konjunktur aus", betont auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Im Durchschnitt vergeht gut ein Jahr, bis die Konjunktur von niedrigeren Zinsen profitiert."
    SGS Mainitz
    Ökonomen korrigieren seit Monaten ihre Konjunktur-Prognosen nach unten. Die Bundesbank sieht nun offenbar erste Lichtblicke. ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz berichtet. 07.06.2024 | 1:10 min

    Welche Branchen profitieren besonders?

    "Grundsätzlich profitieren alle Branchen von niedrigen Zinsen, weil die Unternehmen günstiger an Fremdkapital kommen und mehr investieren", erklärt Commerzbank-Experte Krämer. "Die Zinssensitivität ist aber in der Immobilienwirtschaft sicherlich am größten, weil Bauherren in der Regel sehr viel Fremdkapital benötigen." Gesehen habe man das mit umgekehrtem Vorzeichen nach den massiven Zinserhöhungen der EZB, als die Nachfrage im Wohnungsbau um rund ein Drittel eingebrochen sei.
    Quelle: AFP

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