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Börsenjahr 2023 im Rückblick:Spekulieren auf ein Ende der Zinswende
von Jan-Ole Kraksdorf
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In diesem Jahr war der Dax ein Spätstarter. Ab Oktober führte eine rasante Kursrally zu neuen Rekordständen und zu einem Jahreszuwachs um 20 Prozent.
Trotz der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, den schlechten Wirtschaftszahlen und dem Dauerstreit in der Ampelregierung, wird an der Börse ein positives Jahresfazit gezogen.29.12.2023 | 1:31 min
Das Börsenjahr war vor allem von drei Faktoren geprägt: dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, dem Kampf gegen die Inflation und den steigenden Zinsen. Im Dezember vergangenen Jahres hatte die hohe Inflationsrate im Euroraum noch bei 9,2 Prozent gelegen. Im November 2023 wurde sie bei 2,4 Prozent gemessen und damit nahe der Zielmarke um 2,0 Prozent.
Ökonom Gitzel verweist dabei auf langfristige Inflationstreiber, wie zum Beispiel den Fachkräftemangel. Vorerst aber scheint der Kampf gegen die hohe Teuerung gelungen zu sein.
Entwicklung des Dax im Jahr 2023.
Quelle: ZDF
Zinsen als Konkurrenz zur Aktie
Der Preis dafür sind die gestiegenen Zinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hob den Leitzins in zehn aufeinander folgenden Schritten auf 4,5 Prozent. Damit wurden Zinsanlagen, wie das Tagesgeldkonto oder Anleihen, wieder attraktiver. Einige Anlagen bieten inzwischen Zinsen deutlich oberhalb der Teuerungsrate und werden damit zur Konkurrenz zur Aktie.
Die Kehrseite der Zinswende zeigte sich an den Immobilienmärkten. Steigende Kreditkonditionen und rasant gewachsene Materialkosten legten viele Bauprojekte auf Eis. Sowohl die Zahl der Bauanträge als auch der -genehmigungen brachen im Jahresverlauf ein. Aktien der Immobilienkonzerne begaben sich auf Talfahrt.
Heute schloss zum letzten Mal für dieses Jahr die Frankfurter Börse - mit einem starken Dax. Wie die Jahresbilanz dort ausfällt, weiß Valerie Haller.29.12.2023 | 1:14 min
Rally im Herbst
Nach einer Bankenkrise im Frühjahr, die in Europa in der Pleite der Schweizer Großbank Credit Suisse ihren Höhepunkt fand, war die Stimmung am Boden. Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel bis auf 14.600 Punkte zurück. Dieses Jahrestief wurde im Oktober noch einmal erreicht, dann erfolgte die Wende.
Auf einmal machte das Wort der "Zinspause" die Runde. Sogar von möglichen Zinssenkungen war auf einmal die Rede. Thomas Gitzel ist sich sicher:
Auch wenn diese Schritte erst für das zweite Halbjahr erwartet werden, hoben die Hoffnungen den Dax erstmals über 17.000 Punkte und am Jahresende auf 16.752 Punkte, das sind 20 Prozent mehr als zu Jahresbeginn.
Stimmung schlechter als die Lage
Anlass für wieder sinkende Zinsen bietet die Lage der Wirtschaft. Die dicken Auftragspolster, die Anfang des Jahres noch bestanden, sind weitgehend abgearbeitet. Neue Aufträge kommen nicht rein. Die hohen Zinsen lassen die Firmen zudem vor Investitionen zurückschrecken.
Dass in diesem Umfeld die Aktienkurse so stark gestiegen sind, erklären Börsenprofis vor allem damit, dass die Unternehmensgewinne unterm Strich besser ausgefallen sind, als erwartet worden war. Man dürfe die Flexibilität der Firmen nicht unterschätzen, heißt es.
Rüstung hoch im Kurs
Bei den einzelnen Werten wird die viel zitierte Zeitenwende deutlich. Der Rüstungskonzern Rheinmetall schaffte nicht nur den Aufstieg in den Dax, sondern fuhr auch mit einem Jahresplus von 54 Prozent die höchsten Gewinne ein.
Die hohen Kosten für Baumaterial ließen die Aktien von Heidelberg Materials erstrahlen (plus 52 Prozent). Bei Adidas setzen Anleger vor allem auf die Fußball-EM in Deutschland und die Olympischen Spiele in Paris im kommenden Jahr.
Zalando hält mit Verlusten um 35 Prozent die Rote Laterne im Dax. Das Online-Modehaus musste nach den Profiten in den Lockdowns mehrfach die eigenen Ziele streichen. Der Chemiekonzern Bayer leidet unter dem eigenen Konzernumbau und der anhaltenden Prozesswelle wegen des Unkrautvernichters Roundup und büßte im Jahresverlauf ebenso ein Drittel des Werts ein, wie Siemens Energy. Die Probleme mit der Windtochter Gamesa belasteten hier.
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