Aufschwung bleibt aus: Deutsche Wirtschaft schrumpft leicht

    Konjunkturaufschwung bleibt aus:Deutsche Wirtschaft schrumpft leicht

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    Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 0,1 Prozent zurückgegangen. Sie "steckt in der Krise fest", sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Stimmung ist schlecht.

    Symbolbild: Baukräne sind vor dunklen Wolken zu sehen.
    Der erwartete Konjunkturaufschwung bleibt in Deutschland zunächst aus.
    Quelle: dpa

    Die deutsche Wirtschaft kommt nicht vom Fleck. Das Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal um 0,1 Prozent gesunken, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anhand vorläufiger Daten berichtet. Damit muss die Volkswirtschaft nach einem kurzen Zwischenhoch zu Jahresbeginn einen erneuten Rückschlag verkraften. Als Grund nannten die Statistiker schwache Investitionen.
    Im vergangenen Jahr war Deutschland mit einem Minus von preisbereinigt 0,2 Prozent in eine leichte Rezession gerutscht. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft bekam die Abkühlung der Weltkonjunktur ebenso zu spüren wie die hochgeschossenen Energiepreise und die rasant gestiegenen Zinsen. Zudem fehlen Fachkräfte und Unternehmen klagen über zu viel Bürokratie.
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kommt zusammen mit Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), zum Tag der deutschen Industrie 2024 des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI)
    Die deutsche Wirtschaft hinkt weltweit hinterher, viele Unternehmer sind besorgt und fordern Wachstumsimpulse.24.06.2024 | 1:39 min

    Commerzbank-Chefvolkswirt: "Blutleeres Wachstum"

    Der unerwartete Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zeige wieder einmal, dass von einem nennenswerten Aufschwung in Deutschland keine Rede sein könne, schrieb der Chefvolkswirt der Commerzbank Jörg Krämer.

    Der dreimalige Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas und die Schwäche der anderen Konjunkturindikatoren legen für das zweite Halbjahr allenfalls ein blutleeres Wachstum nahe.

    Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank

    Nach Ansicht von DekaBank-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater, hat der Wirtschaftsstandort die Orientierung verloren:

    Das ist keine Durststrecke mehr, das ist eine chronische Wachstumsschwäche in Deutschland. Der Wirtschaftsstandort Deutschland steckt in einem gewaltigen Strukturwandel und hat darüber die Orientierung verloren. Das Jahr 2024 ist wirtschaftlich gesehen ein weiteres verlorenes Jahr.

    Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank

    Die abebbende Belastung durch die zurückliegenden Zins- und Energiepreiserhöhungen schlägt sich bisher kaum in einer konjunkturellen Erholung nieder. Eine erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juni hat für die deutsche Wirtschaft noch keine durchschlagende Besserung gebracht.
    Grafik Sonntagsfrage
    Eine Mehrheit von 58 Prozent befürchtet, dass es mit der deutschen Wirtschaft abwärts geht.12.07.2024 | 2:04 min

    Schlusslicht unter den G7-Staaten

    Der Internationale Währungsfonds prophezeit für Deutschland nur noch ein Wachstum von 0,2 Prozent 2024 - die schwächste Rate aller führenden westlichen Industriestaaten der G7. Zum Vergleich: Für die Weltwirtschaft rechnet der IWF mit einem Plus von 3,2 Prozent. Längst ist eine Debatte um den Standort Deutschland entbrannt.
    Auch schwächeln wichtige Branchen: Während die Chemie unter den vergleichsweise hohen Energiepreisen leidet, kämpft die Autoindustrie mit dem Wandel zur E-Mobilität und die Baukonjunktur hat sich nach dem Immobilienboom eingetrübt.
    Tag der deutschen Industrie (TDI)
    BDI-Präsident Russwurm hat beim Tag der Industrie vor einer Vernachlässigung der Wirtschaft durch die Politik gewarnt.24.06.2024 | 1:40 min

    Ifo-Präsident: Wirtschaft "steckt in der Krise"

    Eine schnelle Erholung ist im laufenden Jahr nicht in Sicht. Im ersten Quartal hat Europas größte Volkswirtschaft nur leicht um 0,2 Prozent zugelegt. Und auch für das Gesamtjahr sehen Ökonomen nur ein geringes Wachstum: Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung etwa erwartet noch ein Plus von 0,2 Prozent - noch etwas weniger als die Bundesregierung in ihrer Prognose (0,3 Prozent).
    Auch die jüngsten Indikatoren deuten nur auf eine schwache Erholung in diesem Jahr. Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich zuletzt unerwartet weiter verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima gab im Juli nach - der dritte Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers in Folge. Ifo-Präsident Clemens Fuest kommentiert die Daten:

    Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest.

    Celmens Fuest, Ifo-Präsident

    Bürokratie Symbolbild
    Die deutsche Industrie hat mit hohen Energiekosten, Steuern und Fachkräftemangel zu kämpfen. Auch die Ampel wird für die Probleme verantwortlich gemacht.24.06.2024 | 1:28 min
    Die Bundesbank erwartet für das laufende dritte Quartal immerhin eine etwas stärkere Konjunktur. Kräftig steigende Löhne, die den privaten Konsum stützen, eine nachlassende Inflation und ein robuster Arbeitsmarkt sollten dazu beitragen. Allerdings sei die Nachfrageschwäche bei Industrieprodukten noch nicht gänzlich überwunden.
    Das Wachstum der Wirtschaftsleistung könnte daher ein wenig hinter den Erwartungen der Bundesbank aus dem Juni zurückbleiben. Damals hatten die Währungshüter für das laufende Gesamtjahr ein Wachstum um 0,3 Prozent erwartet. Erst 2025 dürften sich der Bundesbank zufolge die Perspektiven aufhellen. Dann erwartet sie ein Wachstum der deutschen Wirtschaft um 1,1 Prozent.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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