Skispringer Stefan Kraft: Weltreise als Erfolgsgeheimnis

    Vierschanzentournee:Stefan Kraft: Weltreise als Erfolgsgeheimnis

    von Lars Becker
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    Stefan Kraft gegen Deutschland - so könnte das Motto für die 72. Vierschanzentournee lauten. Warum den Österreicher eine Weltreise beflügelt hat.

    Skispringen: Stefan Kraft.
    Der Favorit für die Vierschanzentournee: Der Österreicher Stefan Kraft.
    Quelle: dpa

    Deutschlands Skispringer fühlen sich so stark wie lange nicht mehr vor dieser 72. Vierschanzentournee, aber ein nur 1,70 Meter großer Flieger bereitet ihnen trotzdem heftiges Kopfzerbrechen.

    Stefan Kraft ist momentan der beste Skispringer. Er ist in Topform und Oberstdorf ist seine Lieblingsschanze.

    Stefan Horngacher, Bundestrainer der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft

    "Deshalb wird es schwer, ihn zu schlagen", sagt Bundestrainer Stefan Horngacher vor dem Start des Skisprung-Grand-Slams am Donnerstag in Oberstdorf.

    Oberstdorf ist ein gutes Pflaster für Kraft

    Die Schattenbergschanze im Allgäu in Bayern hat für Austria-Adler Stefan Kraft tatsächlich etwas Magisches. Vor neun Jahren startete er hier mit dem ersten von inzwischen 35 Weltcup-Siegen seine fast märchenhafte Flieger-Karriere so richtig und gewann anschließend die gesamte Vierschanzentournee.
    2021 wurde er hier Einzel-Weltmeister. Und jetzt ist der Skiflug-Weltrekordler Kraft in der vielleicht besten Form seines Lebens, wie fünf Siege in bisher acht Weltcup-Springen verraten.
    "Meine Sprünge kommen noch nicht vom Fließband, wie es zum Beispiel in den ersten Weltcups bei Stefan Kraft der Fall war. Wenn der einen schlechten Wettkampf macht, wird er immer noch Fünfter", sagt Karl Geiger anerkennend. Er ist neben Andreas Wellinger und Pius Paschke einer der drei deutschen Jäger beim Tournee-Duell Deutschland gegen Stefan Kraft.

    Als Vorbereitung sechs Wochen rund um den Globus

    Der inzwischen 30-Jährige Skisprung-Perfektionist wirkt in diesem Winter so locker wie nie zuvor. Das hat etwas mit seiner für einen Leistungssportler eher unkonventionellen Saison-Vorbereitung zu tun.
    Gemeinsam mit Ehefrau Marisa ging Kraft auf eine sechswöchige Weltreise, statt durchgeplantem Trainingsalltag hieß die Devise Spontaneität. Nur den ersten Flug nach Bali buchte das Liebespaar, dann ließ es sich rund um den Globus treiben.
    Eine ganz neue, zum Anfang schwierige Erfahrung für den Ausnahme-Flieger. "Ich bin einer, der am liebsten immer alles perfekt machen will, zum Beispiel beim Essen", sagt Kraft.

    Es hat ziemlich lange gebraucht, ehe ich nicht mehr alles vorgeplant und gelernt habe, einfach mal spontan zu sein.

    Stefan Kraft

    Über Sydney ging die Reise weiter nach Hawaii, wo sich der Österreicher zum 30. Geburtstag ein Tattoo stechen ließ. Weitere Stationen waren Los Angeles und Paris, ehe Kraft seine Marisa dann nach der standesamtlichen Hochzeit im Vorjahr noch einmal kirchlich heiratete.

    Skispringer Kraft: Locker wie nie zuvor

    "Es war einfach ein perfekter Sommer und ich fühle mich so locker wie vielleicht nie zuvor", erzählt Kraft. Das merkt man ihm an. Statt Druck wegen seiner Anreise als Gesamtweltcup-Spitzenreiter und Topfavorit fühlt er vor dieser 72. Vierschanzentournee einfach nur Vorfreude.

    Es ist doch genial, wenn sich die beiden Gastgeber-Nationen Deutschland und Österreich bei der Tournee batteln, da wird der Kessel kochen.

    Stefan Kraft

    Kraft ist bekennender FC Bayern-Fan und immer noch der bodenständige Mann, der sich vor neun Jahren bei seinem kometenhaften Aufstieg während der Tournee einst so vorstellte: "Ich halte es nicht länger als 24 Stunden in der Wohnung aus, dann wird mir langweilig. Ich bin gern in der Natur unterwegs, ein sehr aufgedrehter und fröhlicher Junge. Lachen tut dem Herzen gut." Dazu hatte Kraft in diesem Jahr 2023 mit Weltreise, Hochzeit und Siegesserie nun wahrlich allen Grund.

    Konkurrent Geiger gibt sich kampfeslustig

    Das deutsche Herausforderer-Trio mit Wellinger, Paschke und Geiger will den Überflieger, der aus Schwarzach im Pongau in den Tournee-Finalort Bischofshofen kommt, trotzdem vom Thron stoßen. Karl Geiger ist das beim Heim-Weltcup vor gut zwei Wochen in Klingenthal gleich zweimal in Serie gelungen: "Wenn ich bei der Tournee weiter arbeite und in ein Momentum komme, dann kann ich auch durchziehen."
    Und gegen Stefan Kraft gewinnen - den Mann, der vielleicht als Einziger den ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit 22 Jahren verhindern kann.

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