Comeback: Die Mainzer haben "Jonny" Burkardt wieder
Comeback nach Verletzung:Die Mainzer haben "Jonny" Burkardt wieder
von Frank Hellmann
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Jonathan Burkardt ist wahrscheinlich zum genau richtigen Zeitpunkt zurückgekehrt. Er gilt beim FSV Mainz 05 als Identifikationsfigur - und der Klub steckt mitten im Abstiegskampf.
Zwei Jahre Leidenszeit vorbei: Jonathan Burkardt (Nummer 29) bedankt sich nach seinem Comenack bei den Mainzer Fans.
Quelle: IMAGO / Eibner
Es waren berührende Momente, die Jonathan Burkardt nach Schlusspfiff am Unterrang der Arena in Sinsheim mit seiner Freundin erlebte. Sie hatte die Arme fest um seinen Rücken geklammert, während bei ihm Tränen kullerten.
Das Comeback überstrahlte beim FSV Mainz 05 auch den hochverdienten Punktgewinn gegen die TSG Hoffenheim (1:1), weil es sich für den 23-Jährigen nach fast einem Jahr Zwangspause am Sonntag wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk anfühlte.
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"Während des Spiels und bei der Einwechslung war ich sehr fokussiert und habe versucht, alles um mich herum auszublenden", erzählte der gebürtige Darmstädter:
Wer schon in seinen ersten Profijahren um den Fortbestand der Karriere bangen musste, sucht die Nähe zu seinen Liebsten. "Meine Freundin und meine Familie waren da, das rundet den Tag ab, weil sie mich immer unterstützt haben in den letzten Monaten", berichtete Jonathan "Jonny" Burkardt ergriffen.
Auch Pluspunkte für Interimstrainer Siewert
Seine Rückkehr vermittelt für den weiteren Saisonverlauf vielleicht sogar noch mehr Hoffnung, als es das vierte nicht verlorene Spiel in Folge geben mag. 05-Coach Jan Siewert bewies mit der Einwechslung des von den mitgereisten Fans frenetisch gefeierten Eigengewächses nach 73 Minuten das richtige Gespür.
"Mein Gefühl war, der kriegt heute einen Querpass und entscheidet das. Das wäre natürlich eine runde Sache gewesen", sagte der Coach, der das Mainzer Bundesliga-Team zum dritten Mal leitete und vielleicht bald eine Festanstellung erhält.
Burkardt galt als WM-Kandidat
Burkardt war letztmals am 13. November 2022 aufgelaufen und hatte im Derby gegen Eintracht Frankfurt (1:1) prompt das Führungstor erzielt. Wochen zuvor galt er sogar als möglicher Kandidat für die WM in Katar, denn eigens wegen ihm hatte der damalige Bundestrainer Hansi Flick eine Partie am Mainzer Europakreisel beobachtet.
Das Fachmagazin "Kicker" führte den unerschrockenen Überflieger in seiner Rangliste im Winter 2021/2022 direkt in der Kategorie hinter Robert Lewandowski, Erling Haaland und Patrick Schick.
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Knochenmarködem: Burkardt zwei Mal operiert
Letztlich aber reiste Bremens Torjäger Niclas Füllkrug mit der Nationalmannschaft in die Wüste, während der Mainzer Draufgänger unters Messer musste. Gleich zwei Operationen im linken Knie musste Burkhardt wegen eines Knochenmarködems über sich ergehen lassen.
Logisch, dass zwischendrin Zweifel aufkamen. Burkardt: "Man überlegt schon, wenn man so lange Zeit weg ist, wo das hinführt."
Ajorque als Ersatz für Burkardt
Dass die Mainzer im vergangenen Winter für sechs Millionen Euro Ablöse den Mittelstürmer Ludovic Ajorque von Racing Straßburg holten, war eine Reaktion auf den Langzeitausfall ihrer Nummer 29. Nur ist der Franzose mit 1,96 Meter Körpergröße ein völlig anderer Stürmertyp - einer, der gerne mit dem Rücken zum Tor die Bälle festmacht. Burkardt hingegen sucht am liebsten mit Tempo den Tiefgang Richtung Tor.
In Bestform ist der Blondschopf prädestiniert fürs schnelle Umschaltspiel, harmonierte zeitweise bestens mit Sturm-Kollege Karim Onisiwo.
Mittlerweile besitzen die Mainzer mehr offensive Optionen, zumal Neuzugang Marco Richter stark auftrumpfte: Zwei von Richter in Cristiano-Ronaldo-Technik geschossenen Freistöße klatschten an die Latte. So hat Siewert nun fürs nächste Heimspiel gegen den SC Freiburg (Sonntag 15.30 Uhr) die Qual der Wahl.
Wird sogar die EM 2024 ein Thema?
Für Burkardt geht es in den nächsten Wochen darum, langsam in der Bundesliga wieder Fuß zu fassen, um mit seinen Anlagen in der Rückrunde richtig durchzustarten. Auch mit Blickrichtung auf die EM 2024. Zu einer Berufung für die A-Nationalmannschaft ist es unter Flick zwar nie gekommen, aber Nachfolger Julian Nagelsmann probiert ja gerne neue Angreifer aus.
Und heute weiß noch keiner, welcher deutsche Stürmer zu den nächsten Länderspielen in fünf Monaten wirklich in Hochform ist.
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