WM-Viertelfinale: DHB-Frauen vor Sprung in die Weltspitze
WM-Viertelfinale gegen Schweden:DHB-Frauen vor dem Sprung in die Weltspitze
von Erik Eggers
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Vor dem WM-Viertelfinale gegen Schweden am Mittwoch strotzen die DHB-Frauen vor Selbstvertrauen. Basis ist eine starke Deckung - und die neue Torgefahr aus dem rechten Rückraum.
Das deutsche Frauen-Handball-Nationalteam trifft im Viertelfinale der WM auf Schweden. Mit einem Sieg würde es den ersten Halbfinaleinzug bei einer WM seit 2007 feiern.13.12.2023 | 1:09 min
Sie hatten das erste Mal verloren bei der WM. Trübsal blies bei den deutschen Handballerinnen dennoch niemand. "Positiv ist, dass wir mithalten konnten und ganz nah dran waren", sagte Co-Kapitänin Alina Grijseels nach der 28:30-Niederlage im letzten Hauptrundenspiel gegen den Gastgeber Dänemark.
Sie hatten die Topfavoritinnen "an den Rand einer Niederlage gebracht", stellte auch Bundestrainer Markus Gaugisch zutreffend fest, "ich habe wahnsinnig viele gute Sachen gesehen". Allein die schwache Quote bei Strafwürfen - drei Siebenmeter waren nicht verwertet worden - hatte eine Sensation verhindert.
Die deutschen Handballerinnen mussten bei der WM ihre erste Niederlage hinnehmen. Gegen Dänemark unterlagen sie knapp mit 28:30 und treffen nun im Viertelfinale auf Schweden.12.12.2023 | 1:34 min
DHB-Sportvorstand Axel Kromer urteilte, dies sei einer der besten taktischen Auftritte des Teams seit Jahren gewesen. Und lobte die Achse aus Rückraumspielerin Xenia Smits und Kreisläuferin Julia Behnke als "Weltklasse".
"Wir wollten unbedingt die Chance, uns für die olympischen Spiele zu qualifizieren, ergreifen, und haben es geschafft", so Markus Gaugisch, Bundestrainer Frauen-Nationalmannschaft.12.12.2023 | 4:21 min
Aber nun wollen sie natürlich noch mehr am Mittwoch (17:30 Uhr) im dänischen Herning, wenn sie zu Beginn der K.o.-Runde auf die Schwedinnen treffen. Sie wollen unbedingt die erste WM-Medaille seit 16 Jahren.
DHB-Team wirkt gefestigter als vor zwei Jahren
Der erste Schritt dahin, ein Sieg gegen Schweden, erscheint tatsächlich möglich, und nicht nur, weil das deutsche Team die beiden Testspiele vor der WM ausgeglichen gestalten konnte.
Die deutschen Handballerinnen wirken deutlich gefestigter und homogener als noch vor zwei Jahren, als die Mannschaft noch stark von ihren Kapitäninnen Grijseels und Emily Bölk abhing.
Ungeahnte Comeback-Qualitäten
Symptom für die neue Stärke sind ungeahnte Comeback-Qualitäten. Als es im ersten Hauptrundenspiel gegen Rumänien um alles ging, kollabierte das Team trotz eines Drei-Tore-Rückstandes zur Pause nicht, sondern kämpfte sich mit großer Entschlossenheit zurück in die Partie und siegte noch souverän.
Auch gegen die Däninnen, die von 8.500 Fans nach vorne gepeitscht wurden, gaben sie nicht auf, als sie 13 Minuten vor Schluss mit vier Treffern scheinbar aussichtslos zurücklagen. Und wenn Antje Döll nur vier Minuten später beim Stand von 23:24 einen Schnellangriff verwandelt hätte, wäre sogar ein Sieg gegen den Vize-Europameister möglich gewesen.
Die deutschen Handballerinnen haben dank einer überragenden Defensivleistung auch ihr 3. WM-Spiel gewonnen. Damit ziehen sie als Gruppensieger in die Hauptrunde ein.05.12.2023 | 0:59 min
Vor zwei Jahren, bei der WM 2021, war das deutsche Team ebenfalls stark gestartet, hatte dann aber in der Hauptrunde gegen Dänemark eine 16:32-Pleite kassiert und das Viertelfinale gegen Spanien mutlos verloren.
Der wichtigste Unterschied heute: Die deutsche Verteidigung hat enorm zugelegt. Aber vor allem reicht es dem Gegner nicht mehr, sich allein auf das deutsche Rückraum-Duo Bölk und Grijseels zu konzentrieren.
Smits spielt in absoluter Topform
Aktuell spielt dort auch Xenia Smits in Topform. Und mit Annika Lott ist eine torgefährliche Spielmacherin hinzugekommen, die mit ihrem Zug zum Tor jede Deckung vor Probleme stellt. Zusätzlich droht nun auch Gefahr aus dem rechten Rückraum. Dort zeigt Maren Waigel gute Spielübersicht.
Die WM kann kommen: Knapp eine Woche vor Turnierstart lassen Deutschlands Handballerinnen mit dem Sieg gegen den Olympia-Vierten Schweden aufhorchen.
Und die erst 19-jährige Viola Leuchter deutete ebenfalls gegen Dänemark an, dass ihre Wurfkraft dem Team zu einer neuen Statik verhelfen könnte. Jedenfalls brach das Team gegen Dänemark nicht zusammen, obwohl Führungsfigur Bölk schon nach 45 Minuten mit Rot vom Platz musste.
Mehr Breite im Kader
Die neue Breite im Kader nährt die Zuversicht, diesmal im Turnier noch weiter vorzustoßen. "Wir können es jeder Mannschaft schwer machen", hatte Bölk schon vor dem Dänemark-Spiel gesagt. Und dass die deutschen Handballerinnen nun endlich selbst an das Tor zur Weltspitze anklopfen wollen. Das Viertelfinale gegen Schweden wird zeigen, ob sie diese Tür schon aufstoßen können.