Handball Olympia 2024: Gelingt Österreich die Qualifikation?
Interview
Ex-HBL-Torjäger Robert Weber:"Wollen Deutschland diesmal schlagen"
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Bei der Handball-EM gelang Österreich gegen das DHB-Team ein Coup. In der Olympia-Quali kommt es zur Neuauflage - Torjäger Robert Weber sieht eine "einmalige Möglichkeit".
Bei der Handball-EM 2024 spielt Österreich groß auf - auch gegen Deutschland. Das macht Hoffnung auf die Olympia-Quali gegen das DHB-Team.
Quelle: dpa
Bei der Handball-EM in Deutschland im Januar gehörte Österreich zu den Überraschungen. Gegen Top-Nationen wie Kroatien (28:28), Spanien (33:33), Ungarn (30:29) und Deutschland (22:22) spielte das ÖHB-Team groß auf. Am Ende stand ein achter Platz.
Jetzt wollen Österreichs Handballer erstmals zu den Olympischen Spielen. Dafür müssen beim Qualifikationsturnier in Hannover gegen Kroatien (14. März), Algerien (16. März) und Deutschland (17. März) wohl mindestens zwei Siege her. Der aus der Handball-Bundesliga bekannte Torjäger Robert Weber spricht im ZDF-Interview von einer "einmaligen Möglichkeit" - und traut seinem Team einen Sieg gegen Deutschland zu.
ZDFheute: Herr Weber, was haben Sie sich gedacht, als die Qualifikationsgruppen feststanden?
Robert Weber: "Nicht schon wieder", habe ich mir gedacht (lacht). Bis auf dass wir die Spanier mit den Deutschen ausgetauscht haben, sind es die gleichen Vorzeichen wie bei der EM: zwei Favoriten und ein Underdog mit Algerien - und wir mittendrin.
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Weber: Natürlich wollen wir die Teilnahme an Paris festmachen. Es ist eine Herkulesaufgabe gegen die Deutschen und die Kroaten, aber ich glaube, man wird uns nicht unterschätzen nach der EM.
Bei der EM im Januar haben Sie gegen beide Teams remis gespielt. Wie schätzen Sie Österreichs Chancen ein?
Weber: Das ist wirklich schwer zu sagen. Jetzt ist die einmalige Möglichkeit da, sich für eine Olympiade zu qualifizieren. Das ist der große Traum eines jeden Sportlers. Jeder wird versuchen, das ein oder andere extra zu geben, damit wir vielleicht doch einen Großen schlagen können.
Wie wichtig wäre die Olympia-Quali für Österreich?
Weber: Das wäre immens wichtig. Es würde nicht die Welt untergehen, wenn wir es nicht schaffen. Wenn du es packst, ist hier aber Land unter. Die Begeisterung ist nach wie vor da. Wo man auch hinläuft: Alle haben irgendwie Spiele von uns gesehen. Man wird erkannt. Wenn von neun Millionen Einwohnern knapp eine Million zugeschaut haben, ist das nicht so schlecht. Man merkt im Nachgang: Viel mehr Kinder gehen wieder zum Handball. Ich glaube, wir waren sehr erfrischend für die Europameisterschaft.
Was hat Sie denn so stark gemacht?
Weber: Der Flow, der Teamgeist. Das erste Spiel gegen Rumänien mussten wir gewinnen, das war klar. Dann holst du den Punkt gegen Kroatien und merkst: Da ist noch viel mehr möglich, weil die Kroatien die Spanier im ersten Spiel mit zehn Punkten weggefegt haben. Wir haben uns gedacht: Wir haben eh nichts zu verlieren - lass es uns befreit gegen Spanien angehen. In der Hauptrunde haben wir dann die ungeschlagenen Ungarn besiegt. Gegen die Deutschen hätten wir eigentlich auch gewinnen müssen. Danach hat man aber schon gemerkt, dass die Luft raus war, weil wir das ganze Turnier quasi mit sieben Spielern durchgespielt haben.
Wie schafft man es, ein Teamklima wie bei der EM zu erzeugen?
Weber: Da mache ich mir gar keine Sorgen. Die Jungs kennen sich seit 20 Jahren. Die größere Frage ist, ob die anderen uns jetzt einfach nicht mehr unterschätzen werden. Wir können nur gewinnen. Das ist bei den Deutschen oder den Kroaten wahrscheinlich anders.
Wie viel Brisanz steckt im Duell mit dem DHB-Team?
Weber: Es ist immer das große Bruder-Duell. Gegen die Deutschen sind wir in Köln nicht so freundlich empfangen worden. Wir konzentrieren uns auf uns selber und wollen, wenn es möglich ist, die Deutschen in Hannover schlagen. Einen Fünf-Tore-Vorsprung werden wir diesmal nicht mehr hergeben.
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Was schätzen Sie am deutschen Handball?
Weber: In der deutschen Liga sind halt die Weltstars zu Hause. Du hast ständig in großen Arenen gespielt. Zusammen mit den Einflüssen aus Skandinavien und Kroatien ergibt das die beste Liga der Welt. Was die deutsche Nationalmannschaft betrifft: Wenn ein Andi Wolff da hinten drinsteht wie eine Mauer, ist das schon sehr beeindruckend. Sie haben Top-Kreisläufer und generell eine sehr gute Deckung. Mit Juri Knorr ist da ein zukünftiger Top-Handballer auf der Rückraummitte. Julian Köster ist ein Youngster, der hinten ganz wichtig ist und vorne immer mehr Akzente setzt.
Wie gefährlich ist Ihr Auftaktgegner Kroatien, der vor kurzem mit Dagur Sigurdsson den ehemaligen DHB- und ÖHB-Cheftrainer verpflichtet hat?
Weber: In der Kürze der Zeit wird er nicht alles umschmeißen können. Aber man weiß als Profisportler, dass so ein Trainerwechsel etwas in den Köpfen freisetzen kann. Wenn die Kroaten wollen, können sie alle Weltklassehandball spielen.
Das Interview führte Claudio Palmieri.
Geboren am 25. November 1985 in Bregenz
Wichtigste Stationen: Alpla HC Hard (2004 bis 2008), HBW Balingen-Weilstetten (2008/09), SC Magdeburg (2009 bis 2019), HSG Nordhorn-Lingen (2019 bis 2022), Füchse Berlin (2023), HSG Bärnbach/Köflach (seit 2023).
Größte Erfolge: DHB-Pokal 2016, EHF European League 2023, HBL-Torschützenkönig 2014/15, Wahl ins EM-All-Star-Team 2024
HBL-Bilanz: 450 Spiele, 2510 Tore (Platz fünf in der ewigen Torschützenliste)