Torwart trifft seinen Mentor:Andreas Wolff - "Monster" made in Wetzlar
von Erik Eggers
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Andreas Wolff hat zum Auftakt der Handball-EM brilliert. Seine Körpersprache aber blieb merkwürdig defensiv. Alles Kalkül, erklärt der Torwart der DHB-Auswahl.
Der Mann des Abends beim 27:14-Sieg über die Schweiz: Torhüter Andreas Wolff.
Quelle: Imago / Lobeca
Eine Stunde lang gibt Andreas Wolff in der Düsseldorfer Arena Autogramme. Hinter einer Absperrung, warten immer noch Kinder und kreischen. "Andi, Andi", rufen sie. "Bitte, ein Autogramm!"
Viele dieser Wünsche hat der Torwart nach dem 27:14-Sieg im EM-Eröffnungsspiel gegen die Schweiz schon erfüllt. Nun aber muss Mannschaftskollege Sebastian Heymann als Bote herhalten: Der Göppinger bringt Trikots und Bälle zu Wolff, und der Keeper signiert.
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Andreas Wolffs Begegnung mit dem Mentor
Dann entdeckt Wolff Jasmin Camdzic, seinen Torwarttrainer, der ihn von 2013 bis 2016 bei der HSG Wetzlar in die Weltspitze coachte. Der Kontakt ist nie abgerissen, sie umarmen sich. Camdzic guckt ihm tief in die Augen und sagt: "Ich habe ein Monster erschaffen."
Da lächelt Wolff, er freut sich sichtlich und fühlt sich geschmeichelt. Das "Monster" Wolff hat die Schweizer fast allein besiegt. 61 Prozent der Würfe parierte er, viele davon waren auf kürzester Distanz auf ihn zugeflogen.
Andreas Wolff mit Weltklasse-Quote
Wolff - gebürtiger Euskirchener - war zuletzt bei der WM 2023 der beste Keeper, auch dort hatte er famos gehalten. Aber 61 Prozent? Das ist ein fast absurder Wert im Leistungshandball, in dem alles über 40 Prozent meistens für einen Sieg reicht.
"Wenn man einen solchen Torwart hat, kann man kein Spiel verlieren", sagte der deutsche Rechtsaußen Timo Kastening. Fast noch bemerkenswerter aber war, dass die Körpersprache des Torwarts dabei auffällig defensiv blieb.
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Ja, der 32-Jährige ballte die Faust, wenn er wieder einen Ball gehalten hatte. Aber dieser Jubel war nicht zu vergleichen mit seinen emotionalen Ausbrüchen bei der EM 2016, als er nach jeder Parade gebrüllt hatte, als gäbe es kein Morgen, und wohl auch damit sein Team zum Titel geführt hatte. Oder war das eine falsche Beobachtung?
Andreas Wolff gibt den Ruhepol
Nein, nein, sagt Wolff, schon richtig. Und dass seinem Auftritt auf dem Spielfeld ein Kalkül zugrunde gelegen habe. "Ich gehöre ja heute zu den erfahreneren Spielern, meine Rolle hat sich geändert", erklärt er nach seinem 146. Länderspiel. "Viele der jungen Spieler waren schon sehr aufgeregt vor diesem Spiel", sagt er.
Und außerdem müsse er auch auf sein Alter Rücksicht nehmen. "Wenn ich in der ersten Minute schon so herumbrülle, dann schaffe ich die 60 Minuten vielleicht nicht mehr", juxt er.
Feierabend nach 49 Minuten
Auch ohne die großen emotionalen Ausbrüche hatten ihn die 53.000 im Eröffnungsspiel der Handball-EM 2024 gefeiert, als er in der 49. Minute seinen Job erledigt hatte und David Späth für ihn im Tor übernahm.
Das Urteil, das Camdzic fällt, dürfte bei Wolff runtergehen wie Öl. "Andi hat sich, seitdem er aus Wetzlar weg ist, enorm entwickelt, er hält fast immer auf Weltklasseniveau", sagt der Mann, den alle nur "Jasko" rufen und der wahrscheinlich der beste Torwarttrainer in Deutschland ist. Es hatte jedenfalls seinen Grund, warum ihn der Vorgänger von Bundestrainer Alfred Gislason, Christian Prokop, unbedingt ins DHB-Trainerteam lotsen wollte.
Der Mentor erklärt Wolffs Stärke
Insbesondere das Mindset des Torhüters sei verantwortlich für die atemberaubende Konstanz, sagt Camdzic. Während Wolff früher manchmal zusammenbrach, nur weil er einen Ball nicht halten konnte, konzentriere er sich heute auf das Wichtigste: auf den nächsten Ball.
"Er ist viel, viel ruhiger geworden", sagt Camdzic, nachdem die Fachsimpelei mit Wolff vorüber ist.
Nur einmal war Wolff beim Auftaktspiel gegen die Schweiz etwas durcheinandergeraten. Dass sein früherer Mentor in Düsseldorf als Co-Trainer der Schweizer auf der Bank saß, das hatte der Torwart nicht auf dem Zettel. Als er davon erzählt, lachen sie beide nach der Partie herzlich - der Mentor und das Monster.
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