Rückblick zum 1.000. Länderspiel:Geschichte der DFB-Elf: Tore, Titel und Täler
von Frank Hellmann
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Die deutsche Nationalmannschaft steht vor ihrem 1.000. Länderspiel. Ein Streifzug durch die Historie jener Mannschaft, die immer mehr war als nur die Auswahl der besten Fußballer.
Der Kader des DFB-Teams. Die Deutsche Nationalmannschaft trii am Montag zum 1.000. Länderspiel an.
Quelle: dpa
Im Bremer Weserstadion steigt gegen die Ukraine am Montag (18 Uhr, live im ZDF) das 1.000. Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft. Das Aushängeschild des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB) war stets ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklungen.
Die Premiere
Auf dem Landhof Basel startet die erste deutsche Nationalmannschaft am 5. April 1908 mit einem 3:5 gegen die Schweiz. Vieles war anders: Die Landesverbände nominierten die Spieler nach Mannschaftsteilen, es gab noch keinen Bundestrainer, die Spieler lernten sich im Zug, im Hotel oder bei der Einkleidung kennen. Vor dem Spiel ging es in den Zoo und wurde sich "bei einem Glas Bier erfrischt“, wie es heißt.
Die Nazi-Zeit
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 geriet der Fußball in die Fänge des menschenverachtenden Nazi-Regimes. Länderspiele waren von Hitlergrüßen und Hakenkreuzen untermalt. Der DFB hatte sich rasch "gleichschalten" lassen, jüdische Mitglieder wurden aus deutschen Vereinen ausgeschlossen.
Julius Hirsch, ein jüdischer Nationalspieler, der 1912 gegen die Niederlande als erster vier Tore erzielt hatte, starb 1945 im Konzentrationslager in Auschwitz. Seit 2005 verleiht der DFB zu seinen Ehren einen Preis.
Das Wunder
Vielleicht war kein Sieg so wichtig wie am 4. Juli 1954: Im WM-Finale gegen die scheinbar übermächtigen Ungarn 3:2 durch Helmut Rahn aus dem Hinterhalt zu reüssieren, weckte in der Nachkriegszeit eine Aufbruchsstimmung über den Sport hinaus. Das "Wunder von Bern" wurde zum Sinnbild für das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit.
Um die Weisheiten eines Sepp Herberger und die Bescheidenheit eines Fritz Walter rankten sich bald identitätsstiftende Mythen von zeitloser Gültigkeit.
Die Weltmeister
Jeder WM-Titel war ein Erweckungserlebnis für seine jeweilige Zeit. Als Franz Beckenbauer nach einem 2:1 gegen die Niederlande am 7. Juli 1974 im Münchener Olympiastadion den Goldpokal empfing, hatte eine hochbegabte Generation ihre herausragende Stellung gekrönt. Die Grundlage war zwei Jahre zuvor mit dem ersten EM-Gewinn gelegt worden, als die von Günter Netzer dirigierte Elf inspirierende Vorstellungen sogar auf heiligen Rasen von Wembley bot.
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (150 Einsätze) führte bei der WM 1990 ein facettenreiches, bestimmt nicht fehlerfreies Team an, in dem sich Deutschland kurz nach der Wiedervereinigung wiederfand. Andreas Brehme traf per Elfmeter am 8. Juli 1990 in Rom gegen Argentinien zum 1:0. Und Teamchef Beckenbauer spazierte als Lichtgestalt über den Rasen.
Der Höhepunkt
Wohl nie hat eine Nationalelf effizienter gespielt als beim rauschhaften 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien bei der WM 2014, als sich deutsche Größe vor allem auch darin zeigte, auf unpassendes Triumphgeheul in dem Tränenmeer von Belo Horizonte zu verzichten.
Und so gönnte die Welt auch Deutschland den vierten Stern, als Mario Götze am 13. Juli 2014 gegen Argentinien in der Verlängerung seinen goldenen Moment hatte. Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger hatten ihre Karriere nach dem Sommermärchen 2006 nun auch mit einem Titel gekrönt.
Die Tiefpunkte
Der Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Österreich bei der WM 1982 mit der ("Schande von Gijon"), der Rauswurf von Uli Stein bei der WM 1986 ("Suppenkasper"), der Eklat von Stefan Effenberg bei der WM 1994 ("Stinkefinger") werden gerne verdrängt.
Als bei der WM 1998 deutsche Hooligans den französischen Polizisten David Nivel ins Koma prügelten, erwog der damalige DFB-Präsident Egidius Braun ernsthaft, das Nationalteam vom Turnier abzuziehen.
Die Gegenwart
Drei Turniere hat die deutsche Nationalelf mit der WM 2018, der EM 2021 und der WM 2022 in den Sand gesetzt. In Katar verlor sich die Mannschaft zwischen bunten Binden und fatalen Abwehrfehlern, politischen Debatten und vertanen Chancen.
Der Klebstoff, den die DFB-Auswahl über viele Jahre vermittelte, scheint in den vergangenen Jahren durch eine zu große Distanz zur Basis verloren gegangen. Nun soll die EM 2024 im eigenen Land wieder Zusammenhalt vermitteln.
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