BVB-Coach Terzic: Dortmund auf der Durchreise zum Maximum
BVB-Coach Terzic :Dortmund auf der Durchreise zum Maximum
von Andreas Morbach
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Der nächste Anlauf auf die Meisterschale hat für Edin Terzic schon im Januar begonnen. Großes Lob spendet der BVB-Coach den eigenen Fans - dem Anhang des Nationalteams eher nicht.
Mit dem Heimspiel gegen Köln starten die Dortmunder am kommenden Samstag in die neue Bundesliga-Saison.
Doch um das Trauma der vor knapp drei Monaten verlorenen Meisterschaft zu besiegen, schlägt ihr Cheftrainer eine ganz spezielle interne Zeitrechnung vor: Im Duell mit der Geißbock-Elf beginnt die Runde für sein Team demnach nicht von vorne - sie wird einfach fortgesetzt.
46 von 57 möglichen Punkten im Jahr 2023
Er habe "total" Lust auf die neue Spielzeit, betonte Edin Terzic im "aktuellen sportstudio" und erwähnte zugleich, wie weit er bei der Bewältigung des 27. Mai, als der BVB mit dem 2:2 gegen Mainz so brutal wie nie zuvor aus seinen Meisterträumen stürzte, zurückblättern will: Bis an den Anfang des Fußballjahres, als die Borussen die Augsburger am 22. Januar mit 4:3 besiegten.
"Wir haben uns vorgenommen, dass es in der nächsten Woche nicht losgeht, sondern dass es in der nächsten Woche weitergeht", erläuterte Terzic den psychologischen Kunstgriff in eigener Sache. Schließlich sei es ja so:
Um genau zu sein: Es waren 46 Zähler - von 57 möglichen.
BVB-Spieler voller Tatendrang
Kein anderer Klub war in diesem Zeitraum auch nur annähernd so erfolgreich, und mit diesem Pfund wollen die Dortmunder nun innerlich wuchern: Also wähnen sie sich momentan einfach auf der Durchreise - mit dem Ziel, das im Mai Versäumte dann eben nach einem 16-monatigen Anlauf im kommenden Frühjahr nachzuholen.
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von Uwe Semrau
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Gerade mit den Nationalspielern standen die Verantwortlichen des BVB in den Tagen nach dem dramatisch verlorenen Fernduell gegen die Bayern in regelmäßigem Kontakt. "In jedem Telefonat hat mir jeder einzelne Spieler vermittelt, dass er es kaum erwarten kann, noch mal einen neuen Versuch zu starten", berichtete Terzic. Und setzt nun darauf, "dass wir diesen riesigen Respekt vor dem Wort Deutscher Meister vielleicht etwas abgelegt haben".
Neu-Kapitän Emre Can dient als Vorbild
Die positive Entwicklung von Mittelfeldspieler Emre Can, dem neuen Kapitän der Schwarz-Gelben, in der zurückliegenden Saison bezeichnet der Trainer dabei als "perfektes Beispiel für den Weg, den wir eingeschlagen haben, um wieder eine Leistungskultur in diese Mannschaft hineinzubringen". Und diesen Weg wollen sie konsequent weiter beschreiten.
Das Allerbeste daran sei, so Terzic, dass alle um ihn herum das Gefühl des persönlichen Steigerungspotenzials verbinde. Er erklärt:
Bittere Tränen vor den eigenen Fans
Bereits am 27. Mai für meisterlich befand der gebürtige Sauerländer das eigene Publikum - vor dem er selbst damals bittere Tränen vergoss. "In dem Moment, der so extrem weh tat, waren sie für uns da und haben mit ihren Liedzeilen bewiesen, dass sie es ernst meinen", lobte Terzic die BVB-Fans. Ehe er im Kontrast dazu einen kritischen Blick auf die Anhänger der deutschen Nationalmannschaft warf.
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Nachdenklich stimmt den 40-Jährigen, wie schnell bei Länderspielen Pfiffe von den Rängen ertönen. Und Dortmunds Trainer denkt in dem Zusammenhang speziell an die Heim-EM im nächsten Jahr, von der er sich - ähnlich wie beim Sommermärchen 2006 - ein großes Fußballfest erhofft.
DFB-Publikum schnell unzufrieden
Sein Vorschlag: Alle im Land sollten darauf achten, nicht zu rasch unzufrieden zu werden. "Denn", weiß Edin Terzic, "es gibt Momente im Leben, die sich für die Spieler manchmal nicht so leicht anfühlen. Und dann wäre es vielleicht ratsam, auch mal den Funken von der Tribüne auf den Platz zu bringen".