Gruppen-Endspiel gegen Kroatien:Mit Italien-Mentor Buffon ins Achtelfinale?
von Claudio Palmieri
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Gianluigi Buffon ist wieder da - als Delegationschef Italiens. Vor dem letzten EM-Gruppenspiel gegen Kroatien gibt sich das Torwart-Idol als Mentor.
Muntermacher, aber auch Kritiker: Gianluigi Buffon, Delegationsleiter der italienischen Mannschaft.
Quelle: Alberto Pizzoli / AFP
Im Trainingslager der italienischen Nationalmannschaft in Iserlohn tritt Gianluigi Buffon eher selten in Erscheinung. Tut er es doch, gibt sich Italiens Torwartlegende und Rekordnationalspieler aber volksnah.
Am Freitag nahm der 46-Jährige an der Sportlerehrung einer Realschule im Hemberg-Stadion teil. Schon beim Empfang im Fan-Treffpunkt "Casa Azzurri" und beim ersten öffentlichen Training des Titelverteidigers hatte sich der Delegationschef viel Zeit für die wartenden Tifosi genommen.
Kroatien - Italien in Leipzig (21 Uhr/ZDF) Albanien - Spanien in Düsseldorf (21 Uhr)
Die sportlichen Analysen hatte "Gigi" bisher Trainer Luciano Spalletti überlassen. Doch nach dem aus italienischer Sicht noch schmeichelhaften 0:1 gegen Spanien trat Buffon vor die Presse und redete Tacheles - auch mit Blick auf das letzte Match in der schweren Gruppe gegen Kroatien am Montag, 21 Uhr (ZDF live ab 20.15 Uhr), in Leipzig.
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Den schwachen Auftritt gegen furios aufspielende Spanier nannte Buffon einen "Rückschlag, den wir nicht erwartet hatten". Die Kritik von Coach Spalletti, der Fitness- und Tempodefizite bei seiner Elf ausgemacht hatte, bezeichnete er als "wahrheitsgemäß".
Das 0:1 gegen Spanien wie eine Klatsche
Der Weltmeister von 2006 warnte allerdings auch vor überzogener Kritik: "Wenn wir nach dem Albanien-Spiel vielleicht gedacht hatten, dass wir uns Spitzennoten verdient hätten, können wir jetzt nicht im mangelhaften Bereich liegen." Die Wahrheit liege "wahrscheinlich in der Mitte", sagte Buffon weiter:
Der gefühlten Klatsche gegen Spanien, das sich mit der Gala von Gelsenkirchen zum Top-Favoriten hievte, gewann der fünfmalige Welttorhüter des Jahres indes auch Positives ab: "Manchmal ist es leichter, mit einer Niederlage umzugehen als mit einem Sieg. Wir haben Antworten erhalten, auch wenn diese negativ waren."
Nationalcoach Spalletti wirkt ratlos
Buffon weiß, dass sich der EM-Champion von 2021 nach der verpassten WM 2022 und dem Über-Nacht-Wechsel von Europameister-Coach Roberto Mancini nach Saudi-Arabien in einer Findungsphase befindet.
Spalletti wollte die Tatsache, dass seine Mannschaft nicht richtig eingespielt ist, zwar schon vor dem 2:1-Auftaktsieg gegen Albanien nicht mehr gelten lassen ("Die Mannschaft hat mir in der kurzen Zeit gezeigt, dass ich dieses Alibi nicht anwenden kann"). Die Ratlosigkeit Spallettis am späten Donnerstagabend sprach jedoch eine andere Sprache.
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Retegui für Scamacca im Sturm?
Die nächsten Antworten wird das Vorrundenfinale gegen die bislang sieglosen Kroaten (0:3 gegen Spanien, 2:2 gegen Albanien) liefern.
Spalletti wird umstellen müssen. Linksverteidiger Federico Dimarco fällt aus, für ihn dürfte Inter-Kollege Matteo Darmian beginnen.
Im Sturm könnte Mateo Retegui anstelle von Gianluca Scamacca starten. Der war gegen Spanien blass geblieben. Auch den zuletzt ebenfalls enttäuschenden Spielmacher Jorginho wird Spalletti womöglich austauschen. Für ihn steht ein Einsatz von Juventus-Talent Nicolò Fagioli im Raum.
Welche Spieler neu in die Mannschaft rücken, verriet Spalletti am Sonntag freilich nicht, er wird aber einige Veränderungen vornehmen. Das machte er sehr deutlich:
Italien gegen Kroatien noch ohne Pflichtspielsieg
Den 23-Jährigen, dessen siebenmonatige Sperre nach der Verwicklung in einen Wettskandal im Mai abgelaufen war, hatte Spalletti zur allgemeinen Überraschung nominiert.
In den Vor-EM-Tests gegen die Türkei (0:0) und Bosnien-Herzegowina (1:0) hatte Fagioli überzeugt. Bei der EM ist er bislang noch nicht zum Einsatz gekommen.
Dass Italien gegen Kroatien noch ohne Pflichtspielsieg ist (vier Remis, zwei Niederlagen), interessiert Buffon nicht. "Ab dem Moment, wo du zum Aufwärmen auf das Feld kommst, weißt du, dass du dich freuen musst, weil du die Chance hast, dein Talent zu zeigen", weist der Team-Mentor die Angstfrage in seiner typisch-väterlichen Manier von sich: "Jeder andere wäre gerne in unserer Situation - auch in dieser."
Kroatien steht inmitten der EM vor der Aufgabe, sich neu zu erfinden. Die Mischung in der Startelf stimmte nicht. Das soll nun im Gruppen-Endspiel gegen Italien besser werden.