Der Favorit erstickt die Hoffnung der Türkei auf den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale. Superstar Ronaldo glänzt in ungewohnter Rolle und kämpft mit besonderen Promi-Problemen.
Mitfavorit Portugal steht im EM-Achtelfinale. Die Türkei macht zu viele Fehler - Cristiano Ronaldo sticht dagegen mit einer unytpischen Aktion hervor.22.06.2024 | 7:28 min
Es war alles bereit für die zweite große türkische Party in Dortmund. Wieder bevölkerten 50.000 enthusiastische Fans der Milli Takim die Ränge des Westfalenstadions. Noch viel mehr verteilten sich auf die ganze Stadt: auf den Friedensplatz, den Westfalenpark und andere Fan-Feste.
Bereit für die wilde Siegesfeier, den Autokorso und eine lange Partynacht unter der roten Nationalflagge. Doch Portugal zog der aufgeladenen Stimmung humorlos den Stecker.
Portugals Cristiano Ronaldo (M) in Aktion gegen Yusuf Yazici und Merih Demiral (r) von der Türkei.
Quelle: dpa
Durch den eindrucksvollen 3:0-Sieg am zweiten Spieltag der Gruppe F versetzte die Selecao ihren eigenen Anhang in Feierlaune. Der darf langsam mit einiger Berechtigung vom zweiten Titel nach 2016 träumen.
Nach der fast perfekten Qualifikation mit 10 Siegen aus 10 Spielen und 36:2 Toren hat das Team des Spaniers Roberto Martinez schnellstmöglich das Achtelfinale erreicht und steigt zu einem Turnierfavoriten auf.
Die Chemie stimmt bei den Portugiesen. Auf dem Platz tummeln sich nicht nur Premier League gestählte Profis wie Antreiber Bernardo Silva vom englischen Meister Manchester City, der per Abstauber das 1:0 besorgte und zum besten Akteur der Partie gewählt wurde. Oder auch Bruno Fernandes von Man United, der im Mittelfeld geschickt die Fäden zog.
Portugals Spieler sind auf Topklubs in ganz Europa verteilt und geben Coach Martinez ungeahnte Möglichkeiten. Er kann fast ohne Qualitätsverlust wechseln. So wie etwa zur Pause, als er Ruben Neves für den Gelb belasteten Joao Palhinha brachte - und die Dominanz im defensiven Mittelfeld sogar noch stieg.
Gegen Tschechien blieb Portugal lange zu harmlos. Erst kurz vor Schluss gelang Francisco Conceição das erlösende Tor. 18.06.2024 | 7:00 min
Slapstick-Eigentor mit Ansage
Ganz im Gegensatz zur Türkei. Da machten sich schon die vier Wechsel in der Startelf bemerkbar. Zum Unmut der Fans hatte Trainer Vincenzo Montella die Shooting Stars Arda Güler und Kenan Yildiz zur Schonung zunächst auf die Bank verbannt. Er hatte wohl bereits das Gruppen-Endspiel gegen Tschechien im Blick. Das nahm seiner Offensive die besondere Note.
Auch der Torwartwechsel missriet. Beim Slapstick-Eigentor zum 0:2 fehlte es am nötigen blinden Verständnis von Samet Akaydin mit Altay Bayindir. Für den Ersatzkeeper von Manchester United war es erst sein neuntes Länderspiel.
CR7 vom Ego-Shooter zum Teamplayer
Portugals Trainer dagegen kann sich nicht nur auf Youngster, sondern auch noch auf zwei Super-Oldies verlassen: Verteidiger Pepe hatte unmittelbar vor dem 1:0 einen gefährlichen Konter mit einer Monstergrätsche gegen Orkun Kökcü unterbunden.
Auch danach bewies der 41-Jährige Routinier mehrfach, dass er nicht zum alten Eisen gehört. Der frühere Real-Madrid-Verteidiger hatte schon beim Auftaktsieg über Tschechien den Rekord als ältester EM-Spieler aufgestellt.
Superstar Ronaldo fremdelte zwar anfangs etwas im bestens funktionierenden portugiesischen Kollektiv. Die Laufwege passten nicht oder er übersah seine Mitspieler. Aber in der wichtigsten Szene der zweiten Halbzeit verblüffte CR7 alle: Nach einem super Pass von Vitinha lief der 39-Jährige frei aufs türkische Tor zu, doch das 3:0 schenkte er uneigennützig dem mitgelaufenen Fernandes. Vom Ego-Shooter zum Teamplayer.
Von den Selfie-Jägern genervt
"Wir haben heute etwas sehr besonderes gesehen", lobte Trainer Martinez später. "Ein großer Stürmer geht ins Eins-gegen-Eins mit dem Keeper und entscheidet sich für den Assist."
Ganz nebenbei stellte Ronaldo mit seiner zehnten Torvorlage im 25. EM-Spiel zwei Turnier-Rekorde auf.
Bei Portugals Sieg gegen die Türkei rannte ein junger Flitzer auf das Spielfeld in Dortmund für ein Selfie mit Cristiano Ronaldo. Der Superstar nahm es mit Humor.22.06.2024 | 0:58 min
Nicht für Lehrvideos geeignet war dagegen, dass Ronaldo satte fünf Mal in der Schlussphase auf dem Rasen von Flitzern belästigt wurde. Beim ersten Versuch war das noch süß, als ein Bub die Ordner überwand, um zu seinem Idol zu gelangen. Aber es folgten vier erwachsene Nachahmer, am Ende war das ganze Stadion von den frechen Selfie-Jägern genervt.
Die Türkei lieferte sich mit dem Außenseiter Georgien ein spektakuläres Duell. 18.06.2024 | 9:09 min