Fußball: Angespannte Stimmung beim SV Werder Bremen
Bremen empfängt Hoffenheim:Werder: Viel Talent, aber noch kein Team
von Ralf Lorenzen
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Ungewöhnlich für das beschauliche Bremen: Werder steht tabellarisch zwischen Union Berlin und Borussia Mönchengladbach - dennoch wird Trainer Ole Werner in Frage gestellt.
Werder Bremen rangiert nach sechs Spieltagen auf Platz 13 der Bundesliga-Tabelle.
Quelle: dpa
Die Lage ist besser als die Stimmung - diesen Spruch kennt man hauptsächlich aus der Wirtschaft. Aktuell trifft er auch auf die Situation beim SV Werder Bremen zu. Der ist auf Platz 12 der Bundesliga-Tabelle besser platziert als am Ende der Vorsaison - Teile von Fans und Medien klingen dennoch so, als stünde der Abstieg kurz bevor.
Wechselhafte Werder-Leistungen
Nach der 2:4-Niederlage beim Aufsteiger Darmstadt 98 kamen auch aus den eigenen Reihen düstere Töne: "Wenn es bei der Laufbereitschaft und beim grundsätzlichen Einsatz Schwankungen gibt, dann werden wir nicht bestehen", sagte Innenverteidiger Milos Veljkovic.
Erleichterung bei Darmstadt 98: Der Aufsteiger kommt mit einem 4:2 gegen Bremen zu seinem ersten Saisonsieg. Die Gäste spielen erst mit, als die Partie praktisch entschieden ist.02.10.2023 | 9:26 min
Schwankend ist das Gesamtbild der Norddeutschen. Dem Pokalaus beim Drittligisten Viktoria Köln folgten solide Leistungen mit ehrenhaften Niederlagen gegen den FC Bayern und in Freiburg. Danach wechselten sich Pleiten bei den Aufsteigern Heidenheim und Darmstadt mit ansehnlichen Heimsiegen gegen Mainz 05 und den 1. FC Köln ab.
Die Abwehr wackelt
In der öffentlichen Diskussion wird der Schlingerkurs kaum mit dem Abgang von Torjäger Niclas Füllkrug zu Borussia Dortmund verbunden. Auch mit ihm war Werder das zweitschwächste Team der vergangenen Rückrunde.
Nach langer Unterzahl unterliegt Werder Bremen bei der drittklassigen Viktoria mit 2:3. Durch den K.o. in letzter Minute haben die Norddeutschen nun einen traurigen Rekord.12.08.2023 | 5:31 min
Der Unmut richtet sich hauptsächlich gegen die wacklige Abwehr, die saisonübergreifend in achtzehn Spielen nur einmal ohne Gegentor blieb. Die Innenverteidigung wurde im Sommer trotzdem nicht verstärkt, mit Fabio Chiarodia ein großes Abwehrtalent sogar an Borussia Mönchengladbach verkauft.
Zunehmende Kritik an Ole Werner
Neben der Kaderplanung gerät vor allem Trainer Ole Werner in die Kritik. Warum bekommt er keine Stabilität in das Gefüge, obwohl dessen letzte Reihe seit über einer Saison kaum variiert? Die Aufgabe wird nicht leichter: Es warten sechs Gegner, die besser als Werder dastehen.
Die Stimmen zum Spiel Werder Bremen gegen den 1. FC Köln.25.09.2023 | 1:32 min
Was noch schwerer wiegt: Werner muss im laufenden Spielebetrieb einige neue Spieler integrieren, die entweder spät verpflichtet wurden wie Senne Lynen, Oliver Deman und Raffael Borré - oder wegen Verletzung bisher kaum gespielt haben, wie der ablösefrei vom FC Liverpool verpflichtete Naby Keita.
Rumort es in der Kabine?
Werners Erklärung für die Situation: Er glaube nicht, "dass es an den Grundtugenden liegt, sondern vielmehr daran, dass man nach wie vor eine Mannschaft hat, die in der Entwicklung steckt, in einem Prozess und die es in zumindest zwei Spielen nicht geschafft hat, nach Rückschlägen früh im Spiel die passende Antwort schnell zu finden".
Der Umbruch mit insgesamt sieben neuen Spielern verändert auch die Aufgabe von Werner. Der Trainer hat im November 2021 einen Kader mit starkem Eigenleben übernommen. Nun sind Führungsspieler wie Füllkrug weg oder müssen um ihren Platz bangen wie Leonardo Bittencourt und Christian Groß. In der Kabine soll es laut Weser-Kurier "rumoren".
"Das Trainerteam genauso wie die Führungsspieler, aber auch die neuen Spieler. Du kannst dich als Trainer aber schlecht in die Kabine setzen und dafür sorgen, dass gewisse Prozesse angeschoben werden". Die Dinge bräuchten Zeit, Hierarchien würden sich immer über gemeinsame Erlebnisse und Emotionen bilden.
Hoffnungen ruhen auf Keita
Die Hoffnungen auf den dritten Heimsieg in Folge ruhen neben Keita, der in seinen wenigen Spielminuten schon einige Glanzlichter setzte, vor allem auf den jungen Stürmer Justin Njinmah und Nick Woltemade, die nach Ausleihen zurückgekehrt sind. In den letzten beiden Jahren war Werders Spiel auf Füllkrugs Ballbehauptung, Kopfballspiel und Torabschluss zugeschnitten - und berechenbar geworden.
Werder-Zugang Naby Keita.
Quelle: dpa
Mit insgesamt vier neuen Stürmern, Füllkrugs verbliebenem Ex-Partner Marvin Ducksch sowie Edeltechniker Keita bietet der Kader in der Offensive nun wesentlich mehr Optionen. Im Moment wirken sie allerdings noch wie lose Fäden, die darauf warten, dass sie jemand zusammenfügt.