Titelkampf in der Bundesliga :Das große Entsetzen beim FC Bayern
von Maik Rosner
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Kahn schimpft, Tuchel wirkt ratlos, nur Müller versucht, Optimismus zu verbreiten. Nach der 1:3-Niederlage gegen Leipzig ringen sie beim noch amtierenden Abo-Meister um Fassung.
Bayerns Kingsley Coman verzweifelte an den Leipzigern. Nun wackelt der Meistertitel.
Quelle: Tom Weller/dpa
Als Thomas Tuchel hinterher im ZDF-Interview für das aktuelle sportstudio über das drohende Szenario einer Saison ohne Trophäen und Pokale sprach, klang nicht mehr viel Optimismus an.
Kurz zuvor hatte er über die vielen unerklärlichen Fehler seiner Mannschaft bei der 1:3-Niederlage gegen RB Leipzig nach der 1:0-Führung durch Serge Gnabrys 14. Saisontor referiert und dabei eine solch lange Mängelliste erstellt, dass das Wort Meister nicht mehr hineinpasste. "Das ist so weit unter unserem eigenen Anspruch, dass wir uns am Ende nicht beschweren können, wenn man damit Spiele verliert", klagte Tuchel.
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Erste titellose Saison seit 2012?
Konsterniert, zuweilen regelrecht ratlos wirkte der 49-Jährige. Ende März war er als Nachfolger des gefeuerten Julian Nagelsmann angetreten war, um möglichst das Triple zu gewinnen. Nun aber droht dem FC Bayern tatsächlich die erste titellose Saison seit 2012.
Am Sonntag könnte Borussia Dortmund in der Bundesliga mit einem Sieg beim FC Augsburg in der Tabelle an den Münchnern vorbeiziehen. Sollte der BVB danach auch das letzte Saisonspiel gegen Mainz gewinnen, stünden die Dortmunder als Meister fest. Dem FC Bayern bleibt nur die Hoffnung auf einen Ausrutscher der Westfalen.
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Entsprechend groß war das Entsetzen bei den Münchnern, sich mit Passivität und bemerkenswerten Fehlern in der zweiten Halbzeit gegen RB Leipzig in die missliche Lage manövriert zu haben. Zunächst traf der wohl künftige Münchner Konrad Laimer zum Ausgleich, nachdem sich die Bayern nach einem eigenen Eckball auskontern gelassen hatten. Später folgten die verwandelten Elfmeter von Christopher Nkunku und Dominik Szoboszlai.
Kimmichs Wut
Zurück blieben völlig bediente Bayern. "Ein Spiegelbild unserer Saison", nannte Joshua Kimmich im ZDF die Partie gegen Leizpig, "es waren einfach zu viele Spiele so wie heute." Zufall sei das nicht, befand er weiter. "Es ist klar, dass die Enttäuschung riesig ist", sagte der Mittelfeldspieler, "die Wut bei mir persönlich ist auch riesig."
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Diesen Eindruck konnte man auch bei Oliver Kahn gewinnen. "Intelligent haben wir uns da nicht angestellt", schimpfte der Vorstandsvorsitzende über den Konter zum 1:1, "sowas habe ich selten gesehen." Allerdings fühlte sich Kahn durchaus an einige andere Auftritte der Münchner Mannschaft erinnert.
Kahns Gefühl: "Alles bricht zusammen"
Wieder einmal hatte sie ja Punkte verspielt und damit ihren schon chronischen Wankelmut gezeigt. Schon mehrfach sei es in der Saison passiert, "dass man das Gefühl hat: Alles bricht zusammen", sagte Kahn. Warum das so sei und man dann keinen Widerstand leiste, das gelte es zu ergründen.
Sie geben sich beim FC Bayern zwar weiterhin alle Mühe, die Chance auf ein positives Ende dieser missratenen Saison zu betonen. Doch diese kleine Hoffnung so richtig glaubwürdig vorzutragen, gelang ihnen zunächst nicht wirklich.
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Einzig Thomas Müller scheint eine echte Überzeugung in sich zu tragen, doch noch den elften Meistertitel in Serie mit dem FC Bayern zu gewinnen. Jedenfalls trug er das so vor. "Borussia Dortmund muss erstmal beide Spiele gewinnen. Dann sage ich Hut ab, Gratulation zu der Rückrunde, die sie gespielt haben", sagte Müller, "wenn nicht, dann sind wir da. Dann halten wir das Ding hoch. Also ich glaube dran."