Eberl-Rauswurf vor Topduell :Chronik eines Missverständnisses
von Ullrich Kroemer, Leipzig
Paukenschlag bei RB: Kurz vor dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern feuern die Leipziger Sportchef Max Eberl. Als Gewinner geht aus diesem Ränkespiel nur einer hervor.
Gehen künftig getrennte Wege: Max Eberl und Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff (r.).
Quelle: Imago
Das letzte halbgare Dementi war eines zu viel. Max Eberl sah sich in dieser Woche wieder einmal genötigt, die Gerüchte zu kommentieren, dass er in absehbarer Zeit zum FC Bayern München wechseln könnte. Wie bereits vor dem DFB-Pokalfinale und bei weiteren Gelegenheiten vermied es der 50-Jährige jedoch auch diesmal, ein klares Bekenntnis für RB Leipzig abzugeben und einem Wechsel deutlich abzusagen. Doch nicht nur öffentlich, auch intern konnte RB Leipzigs mit fast allen Freiheiten ausgestatteter Sportchef keine Sicherheiten geben, dass er seinen langfristig, wohl bis 2026 datierten Vertrag erfüllen werde.
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Das soll nun laut Informationen von ZDFheute zum Bruch zwischen den Alpha-Tieren Eberl und RB-Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff, gleichzeitig einer von drei CEOs bei Investor und Hauptsponsor Red Bull, geführt haben. Angeführt von Mintzlaff, der ab Frühjahr 2022 monatelang um die Verpflichtung Eberls gekämpft hatte, fällten die RB-Verantwortlichen trotz des unmittelbar bevorstehenden Topspiels gegen Bayern München (18.30 Uhr) die Entscheidung, den einstigen Wunschlandidaten nach nur 300 Tagen im Amt vor die Tür zu setzen.
Damit ereilt Eberl das gleiche Schicksal wie Kaderplaner Christopher Vivell vor einem Jahr, als der sich mit dem FC Chelsea über eine Zusammenarbeit unterhielt. Eine Freistellung Eberls etwa vor der kommenden Länderspielpause wäre sicherlich viel weniger geräuschvoll gewesen. Schließlich herrscht nun angesichts des Paukenschlags maximale Unruhe im Klub - und das vor den Herkules-Aufgaben gegen die Bayern und in der Champions League gegen Manchester City (Mittwoch, 21 Uhr).
Bei RB legen sie Wert darauf, dass die Freistellung wohlüberlegt und gemeinschaftlich von allen Entscheidern und Gremien getroffen wurde. Durch das aktive Vorgehen sei der Klub jederzeit Herr der Lage. Unruhe werde maximal von außen hereingetragen.
Erste Risse im Frühjahr
Erste Risse zwischen Eberl und Mintzlaff gab es wohl bereits im Frühjahr, als beide unterschiedliche Vorstellungen vom Managementteam hatten, das RB führen soll. Mintzlaff habe seinen langjährigen Adlatus Florian Scholz, der nicht nur als Mediendirektor, sondern auch als Kaufmännischer Leiter Sport Verantwortung trug, als Sportdirektor installieren wollen. Eberl soll das abgelehnt haben und holte stattdessen Rouven Schröder, der nun seine Geschäfte zunächst übernimmt.
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Offensichtlich stimmte die Chemie zwischen beiden Entscheidern schnell nicht mehr. Mintzlaff soll nicht nur die seinem Amt entsprechenden Aufsichtsfunktionen wahrgenommen haben, sondern auch bei Transfergeschäften wie beim Abgang von Marcel Halstenberg eine Rolle gespielt haben. Formal war Eberl zwar mit aller sportlichen Macht im Red-Bull-Klub ausgestattet, doch das letzte Wort hat im Zweifel Mintzlaff, der die Zeche als Hauptverantwortlicher für alle Sportmarketing-Ausgaben des Getränkegiganten zahlt.
Das Zerwürfnis schadet RB nun ebenso wie Eberl, der durch das schnelle Aus an Renommee und Glaubwürdigkeit einbüßt. Gewinner ist allein der FC Bayern, dem der Knall bei RB zupasskommt. Einen Tag vor dem Spiel beim Konkurrenten, gegen den die Münchner zweimal in Serie verloren haben - besser hätte es aus Münchner Sicht nicht laufen können. Und schließlich suchen sie in München noch einen Sportvorstand. Der perfekte Kandidat ist nun wieder frei.
Fußball-Bundesligist RB Leipzig hat sich überraschend von Sport-Geschäftsführer Max Eberl getrennt. Sportdirektor Rouven Schröder soll seine Aufgaben übernehmen.