Fußball - Bundesliga: Der Ton beim FC Bayern wird rauer
Nach Rückschlag im Titelkampf:Der Ton beim FC Bayern wird rauer
von Maik Rosner
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Bayern München gerät durch die Heimpleite gegen Bremen im Titelrennen weiter ins Hintertreffen. Einmal mehr geht es um die Frage, wieso das Team auftritt, als ginge es um nichts.
Gibt es Spannungen beim FC Bayern München? Trainer Thomas Tuchel (rechts) mit Leroy Sane.
Quelle: dpa
Dass Offensivspieler Leroy Sané im Laufe der zweiten Halbzeit abgewunken hatte, nachdem Thomas Müller ihm die taktischen Anweisungen des Trainers Thomas Tuchel überbracht hatte, war nur ein Teilaspekt des insgesamt merkwürdigen Auftritts des FC Bayern.
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Doch Sanés abfällige Handbewegung stand nach der 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen am Sonntag durchaus stellvertretend für den Eindruck, dass etwas nicht stimmt mit der Münchner Mannschaft, vielleicht sogar zwischen ihr und dem Trainer.
Trainer Tuchel übt grundsätzliche Kritik
Tuchel versuchte zwar, Sanés Geste als nicht so bedeutsam darzustellen.
Zugleich kam Tuchel aber nicht umhin, seine Mannschaft insgesamt sehr grundsätzlich zu kritisieren.
Tuchel: "Nie und nimmer unser Anspruch"
Dabei erkannte der Trainer neben zahlreichen inhaltlichen Mängeln vor allem ein Einstellungsproblem. "Fehlenden Biss" beklagte der 50-Jährige, solch eine Leistung könne "nie und nimmer unser Anspruch sein. Das geht gegen jedes Gesetz des Leistungssports."
Seine Mannschaft habe 70 Minuten lang "sehr belanglos gespielt", kritisierte Tuchel, und zwar so, "als hätten wir in der Liga zehn Punkte Vorsprung und am Dienstag ein Champions-League-Spiel". Er verortete den Auftritt seiner Elf "zwischen Übermut und Schongang".
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Auch Freund, Müller und Laimer üben Kritik
Als "blutleer" bezeichnete Sportdirektor Christoph Freund die Leistung. Für Routinier Müller war "kein Leben drin", er erkannte "zu wenig Feuer" und empfand die Niederlage wie einen "Schlag ins Gesicht". Müllers Kollege Konrad Laimer sprach von "Larifari".
Die Launen der Diva FC Bayern geben ihnen sehr zu denken. Auch deshalb wird der Ton in München spürbar rauer, die Debatten gewinnen an Schärfe. Tatsächlich hatten die Bayern gegen Bremen eine ihrer schlechtesten Leistungen dieser Saison gezeigt und sich ihre zweite Bundesliga-Niederlage nach dem 1:5 in Frankfurt eingehandelt.
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Kimmichs scharfer Vorwurf
Ohne Ideen, Tempo und Körperspannung waren sie gegen Werder lange Zeit aufgetreten, das Gegentor des ehemaligen Münchners Mitchell Weiser nahmen sie nahezu ohne Gegenwehr hin. Es dürfte "nicht passieren, dass ein Gegner hungriger ist als wir", sagte Bayerns Mittelfeldspieler Joshua Kimmich, "generell muss man die Herangehensweise hinterfragen." Sein Vorwurf:
Es ist im Kern vor allem dieser Befund, der die Bayern vor dem Nachholspiel gegen Union Berlin am Mittwoch umtreibt: Warum tritt die Mannschaft zum wiederholten Male auf, als ginge es für sie um nichts? Gegen Bremen hatte sie die wertvolle Chance leichtfertig aus der Hand gegeben, den Meistertitel aus eigener Kraft gewinnen zu können.
Sieben Punkte Rückstand auf Leverkusen
Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen nun. Auf maximal vier Zähler kann der Rückstand gegen Union verkürzt werden.
Die Rückrunde hat zwar gerade erst begonnen, doch ausgeschlossen ist nicht, dass die Münchner gegen Werder bereits den dritten Titel verspielt haben nach dem im Supercup (0:3 gegen Leipzig) und im DFB-Pokal (1:2 gegen Drittligist Saarbrücken).
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Bayerns erste titellose Saison sei 2012?
In der Champions League stehen sie zwar im Achtelfinale gegen den Außenseiter Lazio Rom. Doch bis zur Krönung in Europa ist es noch ein sehr weiter Weg. Aktuell spricht mehr für eine titellose Saison als für Feierlichkeiten auf dem Marienplatz. Was die erste Spielzeit ohne Silberware seit 2012 für Tuchel bedeuten würde, lässt sich erahnen.
Der Trainer weiß, dass er von seiner Mannschaft abhängig ist. Diese werde er gegen Union "in die Pflicht nehmen", kündigte Tuchel an. Die Frage, warum seine Mannschaft gegen Werder lange Zeit so willenlos und spannungsarm aufgetreten war, blieb vorerst unbeantwortet.