125-Jahr-Feier des DFB: Der Star ist der Trainer

Julian Nagelsmann hat seinen Sinn für extravagante Anzüge als Bundestrainer aufgegeben. Zur Gala anlässlich des 125. Geburtstages des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kam der 37-Jährige am Freitagabend im blauen Nadelstreifen-Zweiteiler.

Begleitet von DFB-Sportdirektor Rudi Völler und DFB-Assistenztrainer Benjamin Glück stieg der Mann des Abends aus einer schwarzen Limousine und huschte zunächst wortlos an den Kameras und Mikrofonen vorbei in die Leipziger Kongresshalle. In der Messestadt wurde einst der DFB gegründet und Nagelsmann erwarb sich hier bei RB Leipzig mit dem Einzug ins Champions-League-Halbfinale im Jahr 2020 erste größere Meriten.

Die Promi- und Weltmeister-Dichte unter den 400 geladenen Gästen in dem im DFB-Grün ausgeleuchteten Gründerzeit-Festsaal samt grünem Teppich war hoch. Bundeskanzler Olaf Scholz war ebenso gekommen wie FIFA-Präsident Gianno Infantino, Lothar Matthäus betrat den Saal gemeinsam mit Jürgen Klinsmann.

Doch der Star im Raum war Julian Nagelsmann, der symbolträchtig am Tag des großen Jubiläums seinen Vertrag als Fußball-Bundestrainer vorzeitig bis 2028 verlängert hatte. Als er die Bühne betrat, war der Applaus groß.

Auf den Coup, dass sie es geschafft haben, den derzeit mit Abstand besten, innovativsten, taktisch geschultesten und mutigsten Trainer hierzulande nicht nur für ein singuläres Projekt als Bundestrainer zu verpflichten, sondern nun gemeinsam eine Ära prägen wollen, dürfen die DFB-Bosse Bernd Neuendorf, Andreas Rettig und Völler zu Recht stolz sein. Und Nagelsmann nutzte die Bühne, um glaubhaft zu vermitteln, was ihn am im Vergleich zum Liga-Alltag beschaulichen Bundestrainerjob reizt.

"Die Heim-EM hat mir auf persönlicher Ebene ein Gefühl vermittelt, dass ich total angekommen bin in dem Job und mich unglaublich wohl fühle", sagte Nagelsmann.

Er könne so Dinge bewegen, deren Bedeutung "über den Fußball-Tellerrand hinausgeht". Diese Kombination mache den Posten "zu einem der schönsten Jobs der Welt".

Nagelsmann begründete auch den Zeitpunkt seiner Vertragsverlängerung weit vor der WM 2026 und bis zur EM 2028. So habe er vor der WM den "vollen Fokus, ich muss nicht vier Monate vorher überlegen, was nach dem Turnier passiert, wo ich dann bin. Ich weiß, ich bin noch beim DFB und kann den vollen Fokus in die Mannschaft stecken."

Zwar hatte der DFB mit vorzeitigen und langfristigen Vertragsverlängerungen nicht immer ein glückliches Händchen - siehe Joachim Löw und Martina Voss-Tecklenburg. Doch den hochbegabten Nagelsmann, der sich gedanklich während der Spiele wie in einem 3D-Computerspiel aufs Spielfeld beamen kann, nicht langfristig zu halten, wäre viel riskanter gewesen. Die Gefahr, mit Nagelsmann zu scheitern, ist viel geringer als die Chance, den DFB gemeinsam mit ihm wieder zu einem großen Titel zu führen.

Und Nagelsmann hat auch keine Scheu, den WM-Titel ins Visier zu nehmen und das auch an diesem Abend vor der versammelten Ex-Nationalspielerschar mit gemeinsam 3.247 Länderspielen öffentlich zu formulieren. "Ich bin sehr guter Dinge, dass wir die Nations League gewinnen, uns für die WM qualifizieren und halte an der These fest, dass wir gern Weltmeister werden möchte", sprudelte es aus Nagelsmann heraus.