Traum der Handball-Frauen bei EM 2024: Durststrecke beenden
EM in Österreich beginnt:Traum der Handball-Frauen: Eine Medaille
von Erik Eggers
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Seit der WM 2007 warten die deutschen Handball-Frauen auf Edelmetall. Bei der EM in Österreich soll sich das ändern. Der Bundestrainer steht unter Druck.
Emily Bölk will endlich das erreichen, was ihrer Mutter gelang: Mit der Handball-Nationalmannschaft eine Medaille bei einem großen Turnier.
Quelle: AFP
Neun Mal ist Emily Bölk, 26, mit der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) schon zu einem großen Turnier gereist. Neun Mal war die Hoffnung mit im Gepäck, eine Medaille zu gewinnen - wie einst ihre Mutter Andrea, die 1993 bei der WM den letzten großen Titel für die deutschen Handballerinnen gewann. Aber neun Mal wurde die Rückraumlinke enttäuscht.
Das soll nun endlich anders werden bei der EM in Österreich, die für das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch am 29. November (20.30 Uhr, Sportdeutschland.tv) in Innsbruck mit der Partie gegen die Ukraine beginnt. Die weiteren Vorrunden-Gegnerinnen kommen aus den Niederlanden (1. Dezember) und Island (3. Dezember).
Bölk: Endlich eine Top-Nation schlagen
Es gehe darum, sagt Bölk, endlich eine der Topnationen Dänemark, Schweden, Norwegen und Frankreich zu schlagen. Diese vier Nationen haben zuletzt die Medaillen unter sich aufgeteilt.
Bundestrainer Gaugisch geht optimistisch in die Handball-EM, die gestern in Österreich, Ungarn und der Schweiz startete. 28.11.2024 | 4:12 min
Sie betrachte jedes Turnier als Chance, "mit etwas Greifbarem nach Hause zu kommen", sagt Bölk, dreimalige Handballerin des Jahres:
Deutsche Handballerinnen mit Routine und Jugend
Die Altersstruktur des Teams scheint perfekt. Neben Bölk - die mit 125 Länderspielen neben Xenia Smits (130 Einsätze) erfahrenste Spielerin - bringt auch Kreisläuferin Julia Behnke (118) Routine mit. Regisseurin Alina Grijseels, die neuerdings bei CSM Bukarest unter Vertrag steht, wird in Österreich ihr 100. Länderspiel absolvieren.
Die Handballerinnen der SG BBM Bietigheim haben das Champions-League-Finale gegen Györi ETO KC mit 23:30 verloren. Für die Ungarinnen ist es der sechste Champions-League-Titel.
Smits und die beiden Außenspielerinnen Jenny Behrend und Antje Döll haben im Sommer das Finale in der Champions League erreicht. Hinzu kommen junge, hungrige Akteurinnen wie Torhüterin Katharina Filter, die mit Brest/Bretagne ebenfalls in der Champions League gestählt worden ist.
Viola Leuchter (Ludwigsburg), hier im Handball-Champions-League-Spiel Kristiansand, gilt als Top-Talent im Rückraum.
Quelle: AFP
Und dann ist da noch das Supertalent auf Halbrechts, die hünenhafte Linkshänderin Viola Leuchter, 20, die einen mächtigen Sprungwurf besitzt.
Die Trainingseinheiten seien indes sehr energievoll gewesen, erklärte Smits danach. Und dass sie unbedingt das Halbfinale in Wien erreichen wolle:
Bundestrainer Gaugisch unter Druck
Zuversicht hatte das Team auch vor dem olympischen Turnier in Paris ausgestrahlt - und war dann im Auftakt gegen Südkorea böse ausgerutscht. Danach soll die Atmosphäre zwischen Trainer und Team, so ist zu hören, recht mittelmäßig gewesen sein. Gaugisch soll plötzlich dünnhäutig gewesen und grimmig aufgetreten sein.
Gegen Gold-Favorit Frankreich zeigten die deutschen Handballerinnen im August ihre beste Turnierleistung und schnupperten an einer Überraschung. 06.08.2024 | 5:48 min
Der Bundestrainer steht jedenfalls ein Jahr vor der WM 2025 in Deutschland und den Niederlanden enorm unter Druck. Seit er das Amt im April 2022 übernommen hat, sind die Ergebnisse nicht besser geworden, obwohl viele seiner Spielerinnen international hohes Niveau spielen.
Anja Althaus neue Managerin der DHB-Frauen
Immer dann, wenn es um die Medaillen ging, kollabierte sein Team und der Trainer wirkte konsterniert und ratlos. So wie im WM-Viertelfinale vor einem Jahr in Herning, in dem Bölk gegen die Schwedinnen, die man für schlagbar hielt, erst nach über 13 Minuten das erste Tor warf. Da war die Partie längst gelaufen. Am Ende hieß es 20:27.
Die DHB-Frauen unterlagen 2023 bei der WM gegen Schweden im Viertelfinale nach einer schwachen Vorstellung mit 20:27 (6:16) und spielten dann um die Plätze fünf bis sieben.
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Gaugisch war noch von seinem Freund Axel Kromer ins Amt gehievt worden. Nun ist Kromers Amtszeit als DHB-Sportvorstand vorbei, Ingo Meckes hat übernommen.
Neu ist auch, dass es nun mit Ex-Nationalspielerin Anja Althaus auch eine Managerin gibt, die als Scharnier zwischen Verband und Team arbeiten soll. Althaus eilt der Ruf voraus, nicht um den heißen Brei herumzureden. Man wird sehen, was das für Gaugisch bedeutet.