Eintracht-Coach vor Klassiker: Bayern-Spezialist Toppmöller

    Eintracht-Trainer vor Klassiker:Dino Toppmöller, der Bayern-Spezialist

    von Frank Hellmann
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    Es ist kein Zufall, dass sich Eintracht Frankfurt vor dem Klassiker gegen den FC Bayern auf Platz zwei geschoben hat. Denn auch Trainer Dino Toppmöller hat sich weiterentwickelt.

    Dino Toppmöller
    Eintracht-Trainer Dino Toppmöller
    Quelle: dpa

    Es sind Grenzerfahrungen, die einen im Fußballerleben weiterbringen. Nachdem sich Dino Toppmöller bei den mitgereisten Fans von Eintracht Frankfurt nach dem Europa-League-Auswärtssieg bei Besiktas Istanbul (3:1) bedankt hatte, sprach der Cheftrainer offen an, dass er zeitweise "Ohrenschmerzen" bekomme habe.
    "Dass die junge Mannschaft hier in diesem Hexenkessel gewinnt, war mehr wert als die drei Punkte", freute sich der 43-Jährige in seinem grauen Rollkragenpullover, während seine Spieler zur Abwechslung mal in Orange reüssiert hatten. Trainer und Team kommen stilistisch ja ohnehin gerade gut rüber.
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    Hoher Respekt vor Kollege Vincent Kompany

    Das internationale Ausrufezeichen bei "der schwierigsten Aufgabe der Saison" (Toppmöller) kam vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen den Tabellenführer FC Bayern (Sonntag, 17.30 Uhr / Zusammenfassung am Montag ab 0.00 Uhr) genau passend. Als Tabellenzweiter könnte die Brust der Hessen vor dem Klassiker kaum breiter sein.
    Toppmöller hat dennoch höchsten Respekt vor dem Rekordmeister. Unter Vincent Kompany führten die Münchner "ein brutal gutes Gegenpressing" auf. Daher:

    Das Spiel gegen die Bayern wird die größte Herausforderung, die es im deutschen Fußball im Moment gibt. Wir werden viel leiden müssen, aber wir sollten mit Selbstbewusstsein in die Partie gehen, weil wir wissen was wir können.

    Frankfurt-Coach Dino Toppmöller

    Kritik von Sportvorstand Markus Krösche kam an

    Sein Anteil am Aufwärtstrend ist nicht unerheblich. Der bis März 2023 bei den Bayern unter dem heutigen Bundestrainer Julian Nagelsmann als Co-Trainer arbeitende Toppmöller macht mit gewisser Verzögerung seine Handschrift sichtbar. Der bemühte Ballbesitzfußball, der in der Rückrunde oft in ein ermüdendes Ballgeschiebe ausartete, ist Vergangenheit.

    Von 106 Duellen gewann die Münchner 58. 23 Mal endete die Partie unentschieden, 25 Mal gewannen die Hessen. Gar nicht zu verhindern, dass die Fans die jüngere Vergangenheit aufrufen, weil die Eintracht die Bayern doch zwei auf die Bretter geschickt hat.

    Am Tag nach der 1:5-Packung vom 2. November 2019 verlor der 2018 von Frankfurt nach München gewechselte Coach Niko Kovac seinen Job. Am 9. Dezember 2023 handelte sich Thomas Tuchel eine Pleite des gleichen Ausmaßes ein.

    Da hat sich einer die Kritik seiner Vorgesetzten bei der Saisonanalyse zu Herzen genommen, Sportvorstand Markus Krösche hatte die Zukunft Toppmöllers im Sommer zuerst offen gelassen, weil die Unzufriedenheit im Umfeld anschwoll. Der Fußballehrer wirkt seitdem klarer in seinen Ansagen, geht weniger Kompromisse ein. Weniger fördern, mehr fordern. Krösche sieht einen "Entwicklungsschritt, in diese Rolle hineinzuwachsen."

    Früher Fan der launischen Diva

    Dabei hat sein Wunschkandidat aufgrund seiner guten Sprachkenntnisse weiterhin für jeden Spieler ein offenes Ohr, nur ist er vielleicht weniger Fan als früher. Denn als ihn sein Vater Klaus Toppmöller mal mit zu seinem ersten Eintracht-Spiel nahm, im August 1993 auf den Mönchengladbacher Bökelberg und ein furioses 4:0 nach Toren von Jan Furtok, Uwe Bein, Ralf Weber und Anthony Yeboah bestaunte, bewunderte er die launische Diva vom Main.

    Mein Vater war hier Trainer, es war seine erste Station als Bundesligatrainer. Ich, als Teenager, war im Stadion. Das sind Dinge, die dich prägen.

    Toppmöller im Podcast "Eintracht vom Main"

    Dass er selbst in den schwierigen Zweitliga-Zeiten 2003 für seinen Herzensverein stürmte, machte die Verbindung noch inniger. Aber als Trainer ist es wichtig, eine gewisse Distanz zu wahren.

    Vorne ist Omar Marmoush in famoser Form

    Erst seit dieser Spielzeit spielen die Adlerträger ähnlich wie unter den Österreichern Adi Hütter und Oliver Glasner: Gemeinsam wird verbissen gegen den Ball gearbeitet, um dann zügig über herausragende Individualisten umzuschalten. Nur stürmt eben keine "Büffelherde" mehr wie früher Ante Rebic, Luka Jovic und Sebastian Haller, sondern jetzt sind es Hugo Ekitiké und der in famoser Form befindliche Omar Marmoush, die fast nach Belieben treffen.
    Auch gegen die Bayern? Krösche warnte: "Das wird nochmal eine andere Hausnummer, eine ganz andere Kategorie. Da müssen wir bei 100 Prozent sein." Doch Team und Trainer scheinen in Frankfurt gerade bereit, über Grenzen zu gehen.
    Vincent Kompany, Ilkay Gündogan
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