Para-Alpin-WM: Warum es die Disziplin so schwer hat

    Ärger um Termin und Ort der WM:Warum es der Para-Skisport so schwer hat

    von Lars Becker
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    Eine kurzfristig angesetzte WM sorgt für Frust im Lager der Para-Alpin-Spezialisten - zumal das Saison-Highlight latent in Gefahr ist. Die Sportart plagen viele Probleme.

    Das Bild zeigt Anna Lena Forster (GER).
    Erfolgreiche Para-Skifahrerin Anna Lena Forster. Ihre Disziplin fristet aber oft nur ein Schattendasein.
    Quelle: IMAGO

    Als Ende August die Eröffnungsfeier der Paralympics von Paris übertragen wurde, schauten im ZDF 2,75 Millionen Menschen zu. Auch bei den Winter-Paralympics 2022 in der Corona-Zeit saßen bei einer Übertragung fast zwei Millionen Menschen vor den Bildschirmen.
    Es gibt also ein großes Publikum für die famosen sportlichen Leistungen der Menschen mit Behinderung, die sich vom 6. bis 15. März 2026 zu ihren nächsten Winterspielen in Mailand und Cortina treffen.

    Termin für Weltmeisterschaft lange unklar

    Gut 14 Monate vor dem Mega-Highlight fristen jedoch die Para-Alpin-Skifahrer ein Schattendasein. Bis vor ein paar Wochen stand in der rasanten Sportart mit der deutschen Protagonistin Anna-Lena Forster nicht einmal fest, wo die demnächst stattfindende Weltmeisterschaft als großes Saisonhighlight eigentlich veranstaltet wird.

    Es stehen halt immer nur die Paralympics im Fokus. In den drei Jahren dazwischen ist es extrem schwer für unsere Sportart.

    Bundestrainer Justus Wolf

    Die Terminplanung in diesem Winter hat Bundestrainer Justus Wolf unverblümt "eine Katastrophe" genannt. Der lange unklare Zeitpunkt und Austragungsort der Weltmeisterschaft sorgte nämlich für eine ganze Menge an Problemen, die es in echten Profi-Sportarten sonst nicht gibt.

    WM-Kosten brauchen Fördergelder

    Zum einen sind viele der Betreuer Honorarkräfte, die sich für das Event von ihrem Job freinehmen müssen. Zum anderen sind die Kosten schwierig zu budgetieren, denn die Sportarten für Menschen mit Behinderung sind weitgehend auf staatliche Fördermittel angewiesen.
    Lange hieß es, dass die WM in China stattfinden soll. Nun sollen die Rennen vom 4. bis 12. Februar 2025 plötzlich im slowenischen Maribor über die Bühne gehen. Kostet natürlich weniger als ein Trip samt Flug nach Asien, wirft aber gleich das nächste Problem auf.
    Anna-Lena Foster auf dem Monoski
    Monoskifahrerin Anna-Lena Forster rast von Sieg zu Sieg und dominiert die Weltelite. Die vierfache Paralympics-Siegerin über ihr Freiheitsgefühl auf dem Ski und ihre Mentalstärke. 14.02.2024 | 8:53 min
    "Die Schneesicherheit ist ein großes Problem. Für einen Slalom bekommt man schon irgendwie genügend Schnee her, aber bei der WM sind auch die Speed-Disziplinen im Programm. Und das Ziel der flachen Abfahrt liegt in Maribor auf 250 Metern Höhe", wundert sich Wolf.

    Nicht viele Bewerber für Para-Events

    Er kann sich deshalb sogar vorstellen, dass die WM noch einmal verlegt werden muss. Direkte Vorwürfe gegen den Internationalen Ski- und Snowboardverband FIS will er trotzdem nicht erheben. Dem Bundestrainer ist bewusst, dass sich die Veranstalter nicht um die Austragung von Para-Alpin-Skievents reißen.
    Schließlich können diese mangels ausreichender Sponsoren- und Zuschauereinnahmen nur dank staatlicher Unterstützung stattfinden. Wolf hat allerdings eine Idee, wie man aus dem Teufelskreis aus mangelndem Interesse und zu wenig Geld außerhalb der Paralympics ausbrechen könnte.

    Athleten hoffen auf TV-Übertragungen

    "Para-Alpinski ist eigentlich superinteressant fürs Fernsehen und Streaming, auch weil es nur drei Klassen gibt. Wir müssen ein Produkt kreieren, das viele interessiert. Dafür brauchen wir von jedem unserer Weltcups eine TV-Übertragung - das ist bisher noch nicht Pflicht", so Wolf.
    Bezahlen könnte die wohl notwendigen 30.000 bis 40.000 Euro beispielsweise der Hauptsponsor des Events. Über regelmäßige Beiträge von den internationalen Highlights im klassischen Fernsehen oder Streaming würden dann mehr Menschen aufmerksam werden. Ebenso potenzielle Geldgeber, deren Banner oder Logos durch die TV-Übertragung eine breite Verbreitung finden würden.

    Weltcup im Januar am Feldberg als Vorbild

    Wie es funktionieren kann, macht Deutschland vor. Vom 21. bis 23. Januar 2025 findet am Feldberg erstmals ein Paraski-Alpinweltcup in Deutschland statt. Begleitet von einem Livestream des ZDF.
    Die Zuschauer können dort erstmals live erleben, wie spektakulär die viermalige Paralympics-Siegerin Anna-Lena Forster in ihrem Monoskibob die Hänge herunterrast. Ob sie im Februar dann ihre Sammlung von neun WM-Titeln erweitern kann, bleibt allerdings unklar.

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