Para-Ski-Star Forster wünscht sich mehr Engagement der FIS
Interview
Para-Ski-Star Anna-Lena Forster:"Es wäre vieles machbar, wenn es gewollt wäre"
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Am Feldberg findet derzeit der erste Para-Alpin-Weltcup in Deutschland statt. Star Anna-Lena Forster über das Event und den Kampf des Para-Sport um mehr Aufmerksamkeit.
Monoskifahrerin Anna-Lena Forster beim Weltcup am Feldberg.
Quelle: imago
Die Premiere ist gelungen: Am Dienstag fanden am Feldberg im Schwarzwald die ersten Entscheidungen des historischen ersten Para-Alpinski-Weltcups in Deutschland statt. Ganz oben stand dabei erwartungsgemäß auch Monoskibob-Fahrerin Anna-Lena Forster. Die viermalige Paralympics-Siegerin ist das Aushängeschild im deutschen Behindertensport. Im Interview spricht die 29-Jährige über die Bedeutung des Events sowie die großen Schwierigkeiten für die Athleten mit Handicap.
Am Feldberg im Schwarzwald findet der erste Para-Ski-Weltcup in Deutschland statt. Anna-Lena Forster hat am ersten Tag gleich ihre Favoritenrolle bestätigt.22.01.2025 | 0:36 min
ZDFheute: Anna-Lena Forster, Sie sind mit einem Sieg in den ersten Heim-Weltcup für die deutschen Para-Alpinskifahrer gestartet. Zufrieden?
Anna-Lena Forster: Nicht wirklich. Der Hang war sehr anspruchsvoll und nicht einfach zu fahren. Es war eine große Herausforderung, die ich noch nicht perfekt bewältigt habe. Ich will meine Trainingsleistungen endlich auch mal im Wettkampf komplett zeigen - das ist einfach der Anspruch an mich selbst. Ich kann also sicher in den nächsten Rennen am Feldberg nochmal etwas drauflegen.
Der erste Lauf des Slaloms der Para-Skisportlerinnen und -Sportler in drei Klassen am Feldberg im Schwarzwald. Kommentatorin: Alexandra Dersch, Experte: Georg Kreiter.
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ZDFheute: Wie ist denn das Gefühl, vor heimischem Publikum zu fahren?
Forster: Das ist echt etwas Besonderes. Familie, Freunde und Bekannte sind da genauso wie Leute vom Verband - das ist einfach eine ganz andere Stimmung und Euphorie. Und eine ganz andere Wertschätzung für uns Sportlerinnen und Sportler.
Forster: Deutscher Weltcup "großereigniswürdig"
ZDFheute: Kann der deutsche Weltcup denn mit den anderen in der Welt mithalten?
Forster: Es ist großereigniswürdig, wie das aufgezogen wurde. Toporganisiert samt Video-Leinwand im Ziel. Für alle Probleme - auch für die in der Bergregion schwierige Barrierefreiheit - wurde eine Super-Lösung gefunden.
ZDFheute: Als könnte man sich mit dem Feldberg auch mal für eine Paraski-WM bewerben?
Forster: Das wird leider ein Traum bleiben, weil es hier die für die WM nötigen Pisten für die Abfahrt nicht gibt.
Anna-Lena Forster ist die überragende deutsche Para-Wintersportlerin der Gegenwart. Im Monoskibob holte die 29-Jährige bislang insgesamt vier Paralympics-Siege (je zweimal Gold 2018 in Pyeongchang und 2022 in Peking) und neun WM-Titel. 2022 und 2023 war Para-Alpin-Skifahrerin Forster deutsche Parasportlerin des Jahres, 2024 nahm sie an der Wahl zu Deutschlands Sportlerin des Jahres teil und belegte einen hervorragenden siebten Platz. Forster gehört seit einigen Jahren zum deutschen Zoll-Ski-Team und hat einen Bachelor in Psychologie.
Forster: FIS könnte mehr für den Para-Sport machen
ZDFheute: Zwischen den Paralympics verschwindet Ihr Sport in der Öffentlichkeit leider meist in der Versenkung.
Forster: Das stimmt leider. Sobald die Paralympics rum sind, herrscht bis auf ein paar Medientermine für die dort erfolgreichen Sportler Ruhe. Gerade bei Weltcups und WM ist sehr viel weniger Aufmerksamkeit da, nicht einmal eine Fernsehübertragung bei Weltmeisterschaften ist eine Selbstverständlichkeit.
ZDFheute: Hätten Sie denn Ideen, wie sich an dieser Situation etwas ändern könnte?
Forster: Es hängt immer davon ab, wie viel Energie, Leidenschaft und Sponsoren hinter einer Veranstaltung stecken. Dann entsteht ein cooles Event und das ist der Anfang - so wie hier am Feldberg. Dann kommen das Fernsehen, die Zuschauer und irgendwann hoffentlich noch mehr Sponsoren. Ich habe auch den Eindruck, dass der Ski-Weltverband FIS noch mehr tun könnte.
Para-Langlauf bei der Nordischen Ski-WM
ZDFheute: Bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim gibt es in ein paar Wochen erstmals auch zwei Para-Skilanglauf-Entscheidungen.
Forster: Das ist eine Superidee, die auch bei uns funktionieren könnte. Wir fahren im Prinzip auf den gleichen Hängen wie die Alpin-Skifahrer, unsere Pisten sind nur entschärft und nicht so eisig.
Forster: "All eyes on Cortina"
ZDFheute: Können Sie von Ihrem Sport leben?
Forster: Ich bin seit 2018 beim Zoll angestellt, das war der wichtigste Schritt in Richtung Professionalität. Durch meine Erfolge finde ich auch leichter Sponsoren, aber ich muss auch selbst aktiv danach suchen. Uns fliegt nichts zu. Ich kann von meinem Sport inzwischen gut leben, aber da bin ich eher die Ausnahme.
ZDFheute: Was sind Ihre kommenden Ziele?
Forster: Ich möchte natürlich bei WM und Paralympics Medaillen abräumen. Die Winterspiele im nächsten Jahr sind natürlich das Hauptziel. Deshalb ist meine Devise: All eyes on Cortina! Ich möchte mich nicht festlegen, was danach kommt.
Skispringen, Ski Alpin, Biathlon und mehr in Zahlen
Quelle: Reuters
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