Para-Ski-WM: Weltverband FIS wegen Absagen in Kritik

    Para-Ski-WM in Maribor:Weltverband FIS wegen Absagen in Kritik

    von Lars Becker
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    Alle Speed-Disziplinen bei der Para-Ski-WM im slowenischen Maribor sind abgesagt worden. Das Debakel war absehbar, die Wut auf den Weltverband FIS Para Snow Sports ist groß.

    Bundestrainer Justus Wolf
    Spart nicht mit Kritik: Bundestrainer Justus Wolf
    Quelle: imago

    Justus Wolf hatte das Debakel bei der Para-Alpin-Ski-Weltmeisterschaft schon vorhergesagt. "Die Schneesicherheit ist ein großes Problem. Für einen Slalom bekommt man schon irgendwie genügend Schnee her, aber bei der WM sind auch die Speed-Disziplinen im Programm. Und das Ziel der flachen Abfahrt liegt in Maribor auf 250 Metern Höhe", hatte der Bundestrainer des deutschen Teams im Dezember erklärt.
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    Para-Ski-WM ohne Speeddisziplinen

    Nun ist der Supergau eingetreten beim Saisonhöhepunkt, der eigentlich an diesem Mittwoch mit der Abfahrt beginnen sollte. Weil der Schnee auf dem Zielhang in Slowenien größtenteils weggeschmolzen ist, wurden sämtliche Speed-Disziplinen für die Alpin-Stars mit Behinderung abgesagt - neben der Abfahrt auch Super-G und alpine Kombination.
    Damit fallen sechs von zehn geplanten WM-Entscheidungen der Frauen und Männer ins Wasser. Lediglich der Slalom und Riesenslalom sollen von Samstag bis Dienstag (8. bis 11. Februar) stattfinden. Laut Wetterbericht könnte der dafür nötige Teil der Piste tatsächlich halten.

    Vorwurf an FIS: Schneemangel war absehbar

    "Das ist eine Farce, respektlos gegenüber den Teams, die auch hohe Kosten hatten", schimpft Bundestrainer Justus Wolf. Das Desaster sei vorhersehbar gewesen, auch wenn der Weltverband FIS Para Snow Sports bis zuletzt behauptet hatte, dass alles planmäßig über die Bühne gehen kann.

    Da ist doch nicht plötzlich ein Meter Schnee weggeschmolzen, wir konnten uns das Ganze ja immer an der Webcam anschauen.

    Justus Wolf, Bundestrainer Para-Ski-Alpin

    Der Chefcoach ist wie viele andere Nationen stinksauer auf die Verantwortlichen der FIS. "Was soll der Käse? Mir passt die Attitüde überhaupt nicht. Da fehlt die Empathie gegenüber den Athleten und Nationen und teilweise auch das Knowhow", so Wolf. Das WM-Desaster von Maribor hätte nach seiner Meinung mit Unterstützung durch die FIS Para Alpin vermieden werden können:

    Die Ausrichter müssen es jetzt ausbaden. Sie haben viel Geld und Mühe investiert und jetzt heißt es: Außer Spesen nicht viel gewesen.

    Justus Wolf, Bundestrainer Para-Ski-Alpin

    FIS droht Kritikern

    Die Verantwortlichen bei der FIS sahen das bei der Mannschaftsführer-Sitzung am Mittwoch freilich ganz anders und drohten Kritikern wie Wolf.
    Doch der will sich nicht mehr den Mund verbieten lassen. Es hat sich über die Jahre zu viel Ärger angestaut in der Para-Alpin-Szene, nicht nur bei ihm. Wolf erinnert sich zum Beispiel an eine WM-Bewerbung mit Garmisch für 2019, die wegen eines Ortes in der Schweiz abgeschmettert wurde. Ein Jahr später sagte der Ausrichter aus finanziellen Gründen die Titelkämpfe ab.
    Viele der Leute, die für Misserfolge wie diese verantwortlich waren, sind auch heute noch am Ruder. Daran hat auch nichts geändert, dass nach den Winter-Paralympics 2022 die Schneesport-Experten des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) als Para-Snowsport-Abteilung in die FIS integriert wurden.
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    FIS hat auch Weltcup-Kalender ausgedünnt

    Auch der Weltcup-Kalender in diesem Winter wurde ausgedünnt, die Wettbewerbe im slowenischen Krajnska Gora abgesagt, auch die geplanten Rennen im italienischen Bardonecchia sind gefährdet. "Natürlich ist es nicht einfach, Para-Events zu organisieren. Da reißt sich mangels Geld niemand drum."

    Aber das noch größere Problem ist, dass das Thema bei der FIS keine Relevanz hat.

    Justus Wolf, Bundestrainer Para-Ski-Alpin

    Dem stimmt die viermalige Paralympics-Siegerin Anna-Lena Forster, die in Maribor nun nur noch zwei Goldchancen hat, komplett zu: "Ich habe auch den Eindruck, dass der Ski-Weltverband FIS noch mehr tun könnte. Es wäre vieles machbar, wenn es gewollt wäre."

    6. - 9. Februar: Para-Biathlon-WM in Pokljuka/Slowenien
    6. - 11. Februar: Para-Alpin-WM in Maribor/Slowenien
    13. - 16. Februar: Para-Skilanglauf-WM in Toblach/Italien
    4./5. März: Entscheidungen Para-Skilanglauf-Sprint Damen und Herren im Rahmen der Nordischen Ski-WM in Trondheim/Norwegen

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    Quelle: Reuters

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