Arsen im Reis: Zweifacher Verkaufsstopp nach Öko-Test

    Schadstoffe in Bio-Produkten:Nach Öko-Test: Reis vom Markt genommen

    Florence-Anne Kälble
    von Florence-Anne Kälble
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    Naturreis, Basmati und Risotto: Öko-Test ist dem Korn auf den Grund gegangen. Die Ergebnisse für den Reis sind teils erschreckend. Nur vier Produkte wurden mit "sehr gut" bewertet.

    Ein Schale mit Reis
    Reis ist für viele Menschen eine Grundlage in der Ernährung. Es gibt viele verschiedene Sorten.
    Quelle: Imago/agefotostock

    Reis ist für gut die Hälfte der Welt-Bevölkerung ein Grundnahrungsmittel in der Ernährung. So unterschiedlich die Sorten, so vielfältig sind ihre Einsatzmöglichkeiten in der Küche und auf dem Teller. Öko-Test hat sich in der Oktober-Ausgabe mit Reis befasst. Das Ergebnis? "Zwei Grenzwert-Überschreitungen und zwei Verkaufsstopps - das haben wir nur ganz selten in ein- und demselben Test", erklärte Vanessa Christa, Lebensmittelchemikerin und Öko-Test-Projektleiterin. Von 21 Reis-Marken sind nur vier mit "sehr gut" bewertet worden.

    Arsen in Reis nachgewiesen

    Arsen, Mineralöl und Spritzgift - das alles fanden die Tester im Naturreis der Norma-Marke Bio-Sonne. Kein anderer Reis hat im Test so viele Abzüge erhalten. Im Produkt war das Schädlingsbekämpfungsmittel 1,2-Dichlorethan enthalten, dessen Verbindung in der EU schon seit langem verboten ist. Das Labor maß einen Gehalt, der deutlich über der Nachweisgrenze und somit über dem Grenzwert lag.
    Dichlorethan steht in der EU-Chemikalienverordnung REACH auf der Liste der besonders besorgniserregenden Substanzen (SVHC). Der Reis von Norma stammt aus Pakistan und hat einen langen Transportweg per Schiffscontainer hinter sich. Solche Container werden laut den Öko-Test-Experten häufig mit 1,2-Dichlorethan behandelt, um sie gegen Schädlings- und Schimmelbefall zu schützen. Norma konnte Öko-Test jedoch glaubhaft nachweisen, dass die getestete Reischarge in einem Container gereist ist, der mit CO2 begast wurde. Deshalb halten es die Tester für wahrscheinlich, dass es zu einer Verschleppung gekommen war, beispielsweise durch den Einsatz des Stoffes bei der Reinigung der Container.

    Norma nimmt Naturreis Bio-Sonne aus dem Sortiment

    Wenn ein 60 Kilogramm schwerer gesunder Erwachsener 62 Gramm - ungefähr eine Beilagenportion - des belasteten Norma-Reises verzehrt, wäre nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ein Schwellenwert mit toxikologischer Relevanz bereits um das etwa Elffache überschritten. Das Institut folgert:

    Eine akute gesundheitliche Beeinträchtigung von Kindern und Erwachsenen durch den Verzehr dieser Reisprobe ist somit grundsätzlich möglich.

    Bundesinsitut für Risikobewertung zu belastetem Reis von Norma

    Norma bestätigte die Ergebnisse von Öko-Test in einer eigenen Analyse und nahm daraufhin den Naturreis aus dem Sortiment. Einen Verkaufsstopp gibt es auch für den Rapunzel Langkorn Spitzenreis Natur. Hier war laut Öko-Test die Cadmium-Belastung zu hoch.
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    Naturreis stärker belastet mit Arsen

    Vier der sieben getesteten Naturreise und ein Risotto-Reis weisen zudem laut den Öko-Test-Experten einen "erhöhten" Gehalt an anorganischem Arsen auf. Das giftige und krebserregende Arsen kommt natürlicherweise im Boden vor und gelangt über das Grundwasser ins Reiskorn.
    Alle Reise im Test - außer dem "sehr guten" Risotto-Reis von Rewe - sind laut Anbietern im wasserintensiven und vergleichsweise klimaschädlichen Nassanbau kultiviert. Weil die Pflanze über längere Zeiten mit den Wurzeln im Wasser der gefluteten Felder steht, nimmt Reis besonders viel Arsen auf. Da sich Schwermetalle vorwiegend in den Randschichten des Korns anreichern, ist Naturreis häufig stärker belastet.




    Risotto- und Basmati-Reis unbedenklicher

    Risotto- und Basmati-Reis sind sogenannte geschliffene Reissorten, also von der äußeren Fruchtschale befreit. Ihre Gehalte an Schwermetallen fallen daher viel geringer aus. Einzige Ausnahme: Der Oryza Risotto-Reis schöpft den neuen Arsen-Grenzwert für geschliffenen, weißen Reis zu mehr als der Hälfte aus.
    Die EU hatte diesen Grenzwert erst im Frühjahr um ein Viertel abgesenkt. Für geschliffenen Reis gilt somit eine strengere Obergrenze als für Naturreis. Der Test zeigt, dass fast alle Basmatis und Risottos es schaffen, im "Spuren"-Bereich zu bleiben.

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    Tipp: Reis waschen und mit viel Wasser kochen

    Neben Arsen enthält der Oryza-Reis auch Rückstände von Mineralölbestandteilen und zwei Pestiziden: Das Insektizid Deltamethrin in Kombination mit dem Wirkverstärker Piperonylbutoxid, beide in Gehalten, die Öko-Test als "erhöht" bewertet. Deltamethrin ist toxisch für Bienen und das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) Germany führt es deshalb in der Liste der hochgefährlichen Pestizide auf. Seitens des Herstellers Euryza wurden keine Fragen von Öko-Test beantwortet.
    Tipp der Tester: Den Reis vor dem Kochen waschen. Ihn in der fünffachen Menge Wasser kochen und das übrige Wasser am Ende abgießen. So reduzieren sich eventuell enthaltene Schwermetalle.

    Getestet wurden insgesamt 21 Reis-Marken - je sieben Mal Naturreis, Risotto und Basmati. Elf Produkte tragen ein Bio-Siegel. Kosten für das Pfund Reis lagen zwischen 1,09 Euro und 4,79 Euro. Ein Labor hat alle Produkte auf Schwermetalle untersucht, denn gerade im Nassanbau von Reis kommt es immer wieder zu Belastungen mit anorganischem Arsen und Cadmium. Alle Produkte sind ebenfalls auf Rückstände von Pestiziden, Mineralölbestandteilen und Begasungsmitteln analysiert worden sowie auf Aflatoxine, die als Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen entstehen können.

    Geschulte Sensorik-Experten verkosteten alle Produkte und beurteilten sie nach Geschmack, Geruch und Konsistenz. Die Verpackung ist von einem Labor auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen analysiert worden. Darüber hinaus bat Öko-Test die Hersteller um Transparenz bezüglich der Lieferkette - von der getesteten Produktcharge bis zum Feld.

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