Versteckte Preiserhöhung: O-Saft ist Mogelpackung des Jahres

    Mogelpackung des Jahres :Ärger über verdünnten Orangensaft

    von Steffen Wachs
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    Die Verbraucher haben gewählt: Die Mogelpackung des Jahres 2024 ist ein Orangensaft, der für den gleichen Preis statt Saft nur noch Nektar ist. Was dahintersteckt.

    Die Kandidaten zur Wahl der Mogelpackung des Jahres 2024: Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz von Ulrich Walter, Cremissimo Bourbon Vanille von Unilever, Granini Trinkgenuss Orange von Eckes-Granini, Biscotto Waffelblättchen von Aldi Nord, Dove Duschcreme von Unilever
    Achtung, Mogelpackung: Geschrumpfter Inhalt, neue Zusammensetzung, versteckte Preiserhöhungen. Fünf Kandidaten standen zur Wahl.
    Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg

    Das finden Verbraucher dreist: Beim Orangensaft des Herstellers Eckes-Granini Deutschland GmbH ist für den gleichen Preis nur noch halb so viel Saft in der Flasche. Der Rest ist Zuckerwasser.
    Armin Valet von der Hamburger Verbraucherzentrale erläutert: "Waren es vorher 100 Prozent Fruchtsaft, ist es jetzt nur noch Nektar mit 50 Prozent Fruchtsaft. Der Rest wird mit Zuckerwasser aufgefüllt und man verkauft den gestreckten Saft zum gleichen Preis. Das war ein Riesenärgernis bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern."
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    Hersteller Eckes-Granini verweise in einer Stellungnahme auf höhere Preise für Orangensaft aufgrund von Missernten. Auf die neue Zusammensetzung des Getränks werde aber nicht transparent hingewiesen. Auf der Flasche fehlt nur der Hinweis "100 Prozent Fruchtsaft" und Konsumenten können im Supermarktregal nicht vergleichen. Die Qualität des Produktes zu reduzieren, wird indes immer beliebter.

    Versteckte Preiserhöhungen bis zu 150 Prozent

    Während 2023 noch über hundert Mogelpackungen gezählt wurden, waren im vergangenen Jahr insgesamt weniger Produkte (67) von versteckten Preiserhöhungen betroffen. Diese allerdings waren 2024 deutlich höher: durchschnittlich 31,5 Prozent im Vergleich zu 23,5 Prozent im Vorjahr.
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    Auf Platz zwei unter den fünf "Kandidaten" ist ein Gewürzsalz in einer Verpackung mit nur noch 80 statt 150 Gramm. Verkauft wird es aber einen Euro teurer, was einer Preiserhöhung von satten 150 Prozent entspricht. Die Dose sei nur etwas über die Hälfte gefüllt und somit eine "Luftnummer", so die Verbraucherzentrale.
    Der Hersteller, die Ulrich Walter GmbH, begründet dies mit einer nachhaltigeren Verpackung, einer bedarfsgerechteren Füllmenge und gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Transport und Energie.

    Mogelpackungen auch bei Discountern

    Das Prinzip "weniger Inhalt für das gleiche oder weniger Geld" kritisieren die Verbraucherschützer bei Markenware schon seit mehr als zwanzig Jahren. Diese Art der Verbrauchertäuschung wenden inzwischen auch die Discounter bei ihren Eigenmarken an.
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    Auf Platz fünf bei der Abstimmung landeten die Waffelblättchen von Aldi Nord. Fürs gleiche Geld gibt es in der neuen Packung 100 Gramm weniger. Das entspricht einer Preiserhöhung um 100 Prozent. Die Rezeptur blieb unverändert. Der Discounter verweist auf die gestiegenen Kosten für Rohkakao.

    Es ist die Größenordnung, die wir bemängeln. Es geht eher darum, ein höheres Preislevel zu erreichen und nicht darum, Rohstoffpreise auszugleichen.

    Armin Valet, Verbraucherzentrale Hamburg

    Auf Platz drei bei der Wahl zur Mogelpackung des Jahres: Eine Eiscreme zum selben Preis, aber mit viel weniger Inhalt, was der Hersteller mit der Nachfrage nach kleineren Füllmengen begründet. Auf Platz vier eine Duschcreme, laut Hersteller eine Produktneuheit in einer neu gestylten Verpackung, der Inhalt fast identisch - nur weniger. Dafür aber nahezu doppelt so teuer.

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    Täuschungen müsste vorgebeugt werden

    "Es ist besonders ärgerlich, wenn die Verbraucherinnen und Verbraucher absichtlich hinters Licht geführt werden. (...) Wir fordern die Politik auf, endlich Rahmenbedingungen zu schaffen, um sie besser zu schützen", sagt Valet.
    Seit Jahren seien die Tricksereien der Unternehmen bekannt und nichts passiere, bedauern Verbraucherschützer. In anderen Ländern sei man weiter: In Frankreich werden Mogelpackungen durch einen Hinweis am Regal gekennzeichnet. In Brasilien müssen die alte und neue Füllmenge sowie die prozentuale Reduzierung deutlich auf der Verpackung stehen. Eine ähnliche Kennzeichnungspflicht könnte auch hierzulande versteckten Preiserhöhungen durch Mogelpackungen ein Ende setzen.

    • Grundpreise vergleichen: Die Angaben zum Preis pro Kilogramm geben bessere Aufschlüsse darüber, wie teuer die Produkte wirklich sind.
    • Mengenangaben und Rezepturen merken: Bei Lebensmitteln, die öfter in ihrer Küche landen, lohnt es sich, sich die Mengenangaben und Rezepturen zu merken oder zu notieren.
    • Innovationen prüfen: Vorsicht ist geboten, wenn der Hersteller mit neuen Sorten, Maxigrößen oder neuer Rezeptur lockt. Hier lohnt sich ein genauerer Blick, da Veränderung oft nicht zum Vorteil des Verbrauchers sind.

    Steffen Wachs ist Redakteur im ZDF-Studio in Hamburg.

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    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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