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Massive Abgaben auch auf Wein?:Deutsche Winzer fürchten 200 Prozent US-Zoll
von Hannah Altschuck
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Der US-Markt ist für viele deutsche Weingüter enorm wichtig - doch der könnte wegbrechen. Trump hat angekündigt, Strafzölle auf Weinimporte aus der EU auf 200 Prozent zu erhöhen.
Unser Whiskey - euer Wein
Die Sorge bleibt bestehen, dass bei einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts - etwa durch Gegenzölle der EU auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey oder Motorräder - die Zölle doch noch drastisch erhöht werden könnten. Die 200 Prozent gelten daher weiterhin als reale Drohkulisse.
Aktuell gilt der neue Zollsatz für alle neuen Wein-Importe, jedoch nicht rückwirkend für bereits versandte oder im Transit befindliche Lieferungen. Diese Regelung verschafft vielen Betrieben kurzfristig etwas Luft, langfristig jedoch bleibt die Lage angespannt.
Unsicherheit für die deutsche Weinbranche
Kommt der 200-Prozent-Strafzoll doch, hätte das weitreichende Folgen für die gesamte Branche. Viele deutsche Weingüter pflegen seit Jahrzehnten stabile Geschäftsbeziehungen in die Vereinigten Staaten. Rund 13 Millionen Liter Wein wurden zuletzt jährlich in die USA geliefert - damit ist es der größte Auslandsmarkt für Deutschland.
Aktuell löst jedoch die politische Unsicherheit zögerliche Reaktionen auf Seiten der amerikanischen Importeure aus.
Der Zoll-Schock: Preisexplosion droht
Ein Zoll in Höhe von 200 Prozent hätte dramatische Auswirkungen. Die Preise deutscher Weine würden sich im US-Handel auf einen Schlag verdreifachen. Flaschen, die bisher 20 oder 30 Dollar kosten, könnten künftig mit bis zu 100 Dollar oder mehr im Regal stehen.
Damit würde deutscher Wein vom alltäglichen Genussmittel zum Luxusprodukt - mit entsprechendem Rückgang der Nachfrage.
Mehrstufenmodell verschärft die Situation
Ein weiteres Problem: Das sogenannte Three-Tier-System in den USA, ein gesetzlich vorgeschriebenes Vertriebsmodell für alkoholische Getränke.
Es besteht aus drei Stufen - Importeur, Großhändler und Einzelhändler - und sorgt dafür, dass der Preis des Weins auf dem Weg zum Kunden mehrfach ansteigt. Jeder dieser Akteure schlägt eine eigene Marge auf den Produktpreis.
Überproduktion erschwert Ausweichstrategien
Ein Wegfall des US-Markts ist für die deutschen Winzer folgenschwer, da sie den Wein aufgrund einer weltweiten Weinüberproduktion nicht einfach woanders verkaufen können.
Neue Märkte aufzubauen - etwa in Asien oder Skandinavien - ist möglich, aber zeitaufwendig. Der internationale Markt ist stark umkämpft. Deutsche Weine spielen laut Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts, trotz hoher Qualität vielerorts noch eine Nischenrolle. Kurzfristige Alternativen fehlen.
Frühere Zölle als warnendes Beispiel
Die deutsche Weinbranche hat bereits 2019 die Auswirkungen von US-Strafzöllen zu spüren bekommen. Damals handelte es sich um 25 Prozent - eine Belastung, die Importeure und Weingüter durch gemeinsame Preiszugeständnisse auffangen konnten. Dennoch entstanden Umsatzeinbußen von bis zu 20 Prozent.
Ein Zoll in vielfacher Höhe ließe sich nicht mehr kompensieren. Viele Betriebe müssten die Kosten an die Verbraucher weitergeben.
Maximale Unsicherheit belastet Branche
Die Ankündigung der Strafzölle allein reicht bereits aus, um große Verunsicherung auszulösen. Langjährige Handelspartner zögern, Vertrauen gerät ins Wanken.
Wirtschaftswissenschaftler Philip Sauré spricht von einer "Phase maximaler Unsicherheit", in der niemand sagen kann, ob es sich nur um politische Rhetorik handelt - oder um den Beginn eines eskalierenden Handelskriegs. Selbst wenn sich die Zölle abwenden lassen, ist der Schaden für die deutsche Weinwirtschaft bereits spürbar.
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