Mikroplastik-Verschmutzung europäischer Flüsse "alarmierend"

Untersuchungen zu Mikroplastik:Europas Flüsse: Verschmutzung "alarmierend"

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Die Belastung von Mikroplastik in europäischen Flüssen sei "alarmierend". Zu diesem Ergebnis kommen neuen Untersuchungen. Auch der Rhein und die Elbe wurden untersucht.

Rheinland-Pfalz, Bingen: Ein Binnenschiff fährt auf dem Rhein bei Bingen am Mäuseturm vorbei (Luftaufnahme).
Mikroplastik-Kleinstpartikel in Flüssen sind den Forschern zufolge besonders gefährlich.
Quelle: dpa

Sie sind winzig, aber schädlich für Mensch und Umwelt: Mikroplastik-Partikel verschmutzen neuen Untersuchungen zufolge große europäische Flüsse wie den Rhein, die Elbe und die Seine in einem besorgniserregenden Ausmaß.
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Die Belastung mit Mikroplastik sei "alarmierend", heißt es in 14 Studien der Tara Foundation, die zeitgleich in der Zeitschrift "Environmental Science and Pollution Research" veröffentlicht wurden. Das Mikroplastik gerät unter anderem durch die Nutzung von Plastikflaschen und das Waschen von Kunstfaser-Kleidung in die Gewässer.
Grundlage für die Studien waren Wasserproben aus neun europäischen Flüssen von deren Mündung bis zurück zur ersten großen Stadt am Flussufer. Zu den untersuchten Gewässern gehörten:
  • die durch Deutschland fließenden Flüsse Elbe und Rhein,
  • der spanische Fluss Ebro,
  • die französischen Flüsse Garonne, Loire, Rhône und die durch Paris fließende Seine
  • sowie die Themse in Großbritannien
  • und der Tiber in Italien.
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Expertin: Mikroplastik kleiner als ein Reiskorn

"Die Verschmutzung findet sich in allen europäischen Flüssen", bilanzierte der Forschungsleiter für Ökotoxikologie für Wasserlebewesen des französischen Forschungsinstituts CNRS, Jean-François Ghiglione.
"Mikroplastikteile sind kleiner als ein Reiskorn", erläutert die CNRS-Physikochemikerin Alexendra Ter Halle. Sie sind kleiner als fünf Millimeter, die kleinsten sind mit bloßem Auge nicht erkennbar. In den Wasserkreislauf gelangen sie etwa durch das Waschen von Kleidung aus synthetischen Materialien, durch den Abrieb von Autoreifen auf der Straße, aber auch durch Kosmetik oder die Nutzung von Plastikgranulat durch die Industrie.

Mikroplastik-Belastung niedriger als in anderen Flüssen der Welt

Insgesamt beträgt die Mikroplastik-Belastung in den neun untersuchten Flüssen laut den Messungen durchschnittlich drei Partikel pro Kubikmeter Wasser. Damit ist die Mikroplastik-Belastung in diesen Flüssen weitaus niedriger als in den zehn am stärksten verschmutzten Flüssen der Welt wie Mekong, Nil und Ganges. Dort liegt die Verschmutzung bei 40 Mikroplastik-Partikeln pro Kubikmeter.
Wenn aber die Durchflussmengen berücksichtigt würden, werde das Ausmaß der jeweiligen Verschmutzung deutlich, hob Ghiglione hervor. So gebe es "in Valence in der Rhône eine Durchflussmenge von 1.000 Kubikmetern pro Sekunde" und dies bedeute "3.000 Plastikpartikel pro Sekunde". In der Seine seien es immerhin 900 Partikel pro Sekunde.

Verhandlung über UN-Abkommen bisher nicht erfolgreich

Die Wissenschaftler stießen bei ihren Untersuchungen zudem auf ein "überraschendes" Ergebnis: Größer als die Masse an sichtbaren Mikroplastik-Partikeln sei die Masse der Kleinstpartikel. Insbesondere diese mikroskopisch kleinen Partikel seien aber besonders gefährlich: Denn während die größeren Plastikpartikel an der Oberfläche schwömmen, verteilten sich die winzigen Partikel über alle Wasserschichten des Flusses und würden von vielen Tieren und Organismen aufgenommen.
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Quelle: AFP

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