Nord Stream: Bericht vermutet "Koordinator" aus Ukraine
Nord-Stream-Anschläge:Bericht vermutet Koordinator aus Ukraine
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Wer ist für die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines verantwortlich? "Spiegel" und "Washington Post" benennen einen mutmaßlichen ukrainischen Koordinator - der in Haft sitzt.
Ein von Dänemark zur Verfügung gestelltes Foto zeigt das Nord-Stream-2-Gasleck in der Nähe von Bornholm aus der Luft. Archivbild
Quelle: Danish Defence Command/dpa
Im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Nord-Stream-Pipelines im September 2022 rückt ein mutmaßlicher neuer Drahtzieher in den Fokus: Wie "Der Spiegel" und die "Washington Post" berichten, soll der Ukrainer Roman Tscherwynsky unter Berufung auf Sicherheitskreise ein "Koordinator" der Angriffe gewesen sein, der für die Logistik des Sabotagekommandos zuständig gewesen sein soll.
Der 48-jährige Tscherwynsky soll über viele Jahre Spezialeinheiten der ukrainischen Geheimdienste angehört haben - er selbst bestreitet die Vorwürfe. Auf Anfrage beider Medien soll er über seinen Anwalt mitgeteilt haben, dass Hinweise auf seine Beteiligung "russische Propaganda" seien.
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Recherchen zu Nord Stream von ZDF frontal
Bereits im August hatte ZDF frontal gemeinsam mit dem "Spiegel" darüber berichtet, dass hinter den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines Täter mit Verbindungen in die Ukraine stecken könnten. Im Zentrum der Ermittler steht demnach ein sechsköpfiges Kommando an Bord der Segeljacht "Andromeda". Vor und nach den Explosionen in der Ostsee soll sich die Gruppe in der Ukraine aufgehalten haben.
Wie "Spiegel" und "Washington Post" nun schreiben, sei es Sicherheitskreisen zufolge kaum vorstellbar gewesen, dass nicht zumindest der ukrainische Generalstab im Vorfeld von der Nord-Stream-Attacke gewusst habe.
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Mutmaßlicher Koordinator in Untersuchungshaft
Tscherwynsky sitzt aktuell in der Ukraine in Untersuchungshaft, nachdem er im April 2023 festgenommen wurde. Kiew wirft ihm vor, Mitschuld an einem russischen Raketenbeschuss der Region Kirowohrad im Juli 2022 zu tragen.
Der Beschuss soll die Reaktion auf einen Versuch Tscherwynskys gewesen sein, einen russischen Kampfpiloten zum Überlaufen zu bewegen. Laut ukrainischem Inlandsgeheimdienst SBU soll der Angeklagte dabei ohne offizielle Zustimmung gehandelt haben.
Kiesewetter: "Möglichkeit einer russischen False-Flag-Operation"
Der CDU-Politiker und Geheimdienst-Experte Roderich Kiesewetter reagierte zurückhaltend auf die aktuelle Recherche. "Nach wie vor gehen wir und der Generalbundesanwalt von der Möglichkeit einer russischen False-Flag-Operation aus, die die Ukraine diskreditieren soll", erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) für die Nachrichtendienste gegenüber ZDFheute.
In dieser Woche soll im Bundestag ein Unions-Antrag zur möglichen Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine beraten werden. Berichte wie der von "Spiegel" und "Washington Post" würden nun suggerieren, "man könne der Ukraine nicht vertrauen".
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Bundesregierung haben bisher jede Festlegung auf ukrainische Täter vermieden und auf die unabhängigen Ermittler der Bundesanwaltschaft hingewiesen.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.