Israel: Netanjahu kündigt Rache für Hamas-Angriffe an

    Israels Ministerpräsident:Netanjahu kündigt Rache für Hamas-Angriffe an

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    Der Angriff der Hamas auf Israel hat zum blutigsten Konflikt seit Jahrzehnten geführt. Beide Seiten beklagen hunderte Tote. Israels Präsident Netanjahu droht mit Vergeltung.

    Viele Angaben zu Konflikthandlungen, Schäden und Totenzahlen in Gaza lassen sich nicht unabhängig überprüfen. So berichtet das ZDF über die Lage vor Ort - hier finden Sie Fragen und Antworten.

    Israel hat als Reaktion auf die überraschenden Großangriffe der islamistischen Hamas im Gazastreifen vernichtende Schläge gegen die palästinensische Organisation beschlossen.
    Ziel sei, die militärischen und regierungstechnischen Kapazitäten der Hamas und des Islamischen Dschihad so zu zerstören, "dass sie für viele Jahre nicht mehr in der Lage und bereit sind, die Bürger Israels zu bedrohen und anzugreifen", gab das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am frühen Sonntagmorgen bekannt.
    Unter anderem wurde beschlossen, die Einfuhr von Strom-, Brennstoff- und Warenlieferungen in den Gazastreifen abzuschneiden.

    Netanjahu leitet Offensivphase ein

    "Wir beginnen einen langen und schwierigen Krieg, der uns durch einen mörderischen Angriff der Hamas aufgezwungen wurde", wurde Netanjahu zitiert. Die erste Phase ende jetzt mit der "Vernichtung des größten Teils der feindlichen Kräfte, die in unser Gebiet eingedrungen sind", hieß es nach der Sitzung des Sicherheitsrats.
    Zugleich habe man eine Offensivphase eingeleitet, die ohne Einschränkung solange fortgesetzt werde, bis die Ziele erreicht seien. "Wir werden die Sicherheit der Bürger Israels wiederherstellen und wir werden siegen", hieß es.

    Geiseln von israelischen Soldaten befreit

    Unterdessen konnten nach israelischen Medienberichten Geiseln, die in einem Haus in Ofakim an der Grenze zum Gazastreifen festgehalten worden seien, von israelischen Soldaten befreit werden.
    Sie hätten das Gebäude nach stundenlangen Verhandlungen gestürmt und zehn Terroristen getötet, berichteten die Nachrichten-Website Ynet und der Sender i24NEWS. Drei israelische Soldaten seien verletzt worden.

    Netanjahu kündigt Vergeltung an

    Am Samstagabend sagte Netanjahu in einer Ansprache:

    Wir werden alle Orte, an denen die Hamas organisiert ist und sich versteckt, in Trümmerinseln verwandeln.

    Benjamin Netanjahu, Israels Regierungschef

    Bewohner des Gazastreifens forderte er auf: "Flieht jetzt von dort, denn wir werden überall und mit all unserer Kraft handeln". Israel werde Rache nehmen. "Dieser Krieg wird Zeit brauchen", sagte Netanjahu. "Es liegen noch herausfordernde Tage vor uns."

    Angriffe gehen in der Nacht zum Sonntag weiter

    Hamas setzte im Gazastreifen den Beschuss Israels in der Nacht fort. Gegen mehrere Städte, darunter die Küstenmetropole Tel Aviv, gab es in der Nacht zum Sonntag heftige Raketenangriffe. Das israelische Militär bombardierte im Gegenzug weitere Kommandozentralen der Hamas.
    Bislang kamen in Israel nach Medienberichten mindestens 300 Menschen ums Leben. Rund 1.590 Menschen seien verletzt. Auf Seiten der Palästinenser im Gaza-Streifen wurden mindestens 232 Menschen getötet und knapp 1.700 verletzt, wie das dortige Gesundheitsministerium bekanntgab.

    Baerbock warnt vor Eskalation

    Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte vor einer großen Eskalation in der Region. "Dieser Tag ist eine Zäsur, ein präzedenzloser Akt der Eskalation durch die Hamas", sagte die Grünen-Politikern am Samstag in Berlin.

    Durch diese Terrorangriffe besteht nun die unkalkulierbare Gefahr einer großen regionalen Eskalation.

    Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin

    Deutsche unter den Opfern?

    Die Bundesregierung prüft, ob deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger von den Angriffen betroffen sind. Man stehe mit den israelischen Behörden in engem Austausch, hieß es am Samstagabend aus dem Auswärtigen Amt.

    USA sichern Israel Unterstützung zu

    US-Präsident Joe Biden sagte den Israelis die unverbrüchliche Unterstützung der USA zu. "Die USA stehen an der Seite Israels", sagte Biden am Samstag in einer vom Fernsehen übertragenen Erklärung im Beisein von US-Außenminister Antony Blinken in Washington.

    Größte Gewaltwelle seit 50 Jahren

    Insgesamt feuerte die Hamas nach eigenen Angaben rund 5.000 Raketen ab. Es war der bei weitem blutigste Tag der Gewalt für das Land seit dem Jom-Kippur-Krieg vor 50 Jahren.

    Israel spricht von "Kriegszustand"

    Ein Militärsprecher sagte, man sei im Kriegszustand. Israel könne hunderttausende Reservisten mobilisieren und sei auch auf einen Krieg an seiner Nordfront gegen die Hisbollah vorbereitet.
    Quelle: Reuters, dpa, AFP

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