Sicherheitsexperte zu Nahost:Warum Heusgen Israel von Bodenoffensive abrät
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Man müsse "verhindern, dass es einen Flächenbrand gibt", sagt Christoph Heusgen, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz. Israel müsse dafür auf eine Bodenoffensive verzichten.
Die unterschiedlichen Perspektiven auf den Nahost-Konflikt haben im UN-Sicherheitsrat zu einem Eklat zwischen Israel und dem UN-Generalsekretär geführt. Antonio Guterres verurteilte zwar den Hamas-Terror erneut aufs Schärfste, kritisierte aber auch Israels Angriffe auf den Gazastreifen. Christoph Heusgen, der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz hat das Geschehen beobachtet.
Sehen Sie das Interview oben in voller Länge im Video oder lesen Sie es unten in Auszügen:
Im Interview mit dem ZDF heute journal stellt Christoph Heusgen fest, dass ...
... das kein ungewöhnlicher Vorgang war:
"Nein das hat man häufiger erlebt", sagt Heusgen. "Natürlich sehr stark und emotional, aber es ist was, was häufiger so vorkommt." Guterres sei ein "sehr besonnener Mann". Oft werde ihm vorgeworfen, dass er sich nicht klar genug äußere, so Heusgen.
... Israel auf eine Bodenoffensive verzichten müsse
"Es muss zu einer diplomatischen Lösung kommen", sagt Heusgen. "Es geht natürlich erstmal darum, dass die Geiseln alle frei kommen." Dem müsse alles untergeordnet werden.
Danach müsse man "zurückkehren zur Zwei-Staaten-Lösung, die geltendes Recht ist". "Und da muss Israel auch mitmachen. Das kann man sich derzeit nicht vorstellen, aber das ist der einzige Ausweg", sagt Heusgen.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
ZDFheute Infografik
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Auf die Nachfrage, ob Israel also auf die Bodenoffensive verzichten solle, sagt Heusgen: "Auf jeden Fall, das sagen alle. Das sagen auch diejenigen, die jetzt mit der Geiselbefreiung zu tun haben. Das sagt Katar. Das sagt Ägypten."
Die amerikanischen Präsidenten Joe Biden und Barack Obama hätten aufgrund der Erfahrungen, die sie nach dem 11. September gemacht haben mit der US-Operation und den Konsequenzen geraten, dass Israel jetzt nicht aus Zorn und Hass überreagiert.
Quelle: dpa
... ist Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz. Der promovierte Ökonom startete seine Karriere in Brüssel. Mit Angela Merkels Amtsübernahme 2005 wechselte Heusgen ins Kanzleramt, später vertrat er die Bundesregierung bei den Vereinten Nationen.
Heusgen wird 2025 durch den bisherigen Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Amt des Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz abgelöst.
... Israel erkenne, dass ein Flächenbrand auch für Israel verheerend wäre:
Dass die Bodenoffensive verschoben wurde, passiere auf internationalem Druck, sagt Heusgen. "Und weil auch glaube ich Israel gerade erkennt, dass ein Flächenbrand auch für Israel verheerend wäre."
Die Aussichten, die Israel bekommen habe, "nämlich Aussöhnung mit einigen der arabischen [Länder] und Golfländer", darauf werde man dann "lange Zeit verzichten" müssen.
... der Nahost-Konflikt im russischen Interesse ist:
"Russland sieht, wie die internationale Aufmerksamkeit von der Ukraine abrückt", stellt Heusgen fest. Russland könne in der Ukraine "weiter ihre Aggression fortsetzen". Russland agiere zusammen mit dem Iran, mit Nordkorea. Es gebe "so eine Achse des Bösen, die sich da verstärkt".
Und da sei der Nahost-Konflikt "durchaus im russischen Interesse".
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.