Interview
Deutsche Islamkonferenz:Faeser: Muslimischen Antisemitismus benennen
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Innenministerin Faeser hat auf der Islam Konferenz von muslimischen Verbänden ein deutlicheres Bekenntnis gegen Antisemitismus gefordert - und warnt vor einem Generalverdacht.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ruft muslimische Verbände zum Auftakt der Tagung der Deutschen Islamkonferenz auf, sich stärker gegen Antisemitismus zu positionieren und "die furchtbaren Terrorattacken der Hamas gegen Israel" zu verurteilen. Zudem hat Faeser gefordert anzuerkennen, dass es in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus gebe, der auch von Muslimen ausgehe.
Das sagte die SPD-Politikerin zur Eröffnung der Veranstaltung in Berlin. Und weiter: "auch darüber müssen wir hier und heute in aller Offenheit sprechen."
Faeser: Muslimischer Antisemitismus muss benannt werden
Jüdinnen und Juden hierzulande zu schützen, sei unverrückbarer Bestandteil der deutschen Staatsräson. Das ergebe sich aus den Verbrechen der Schoah. Daraus erwachse eine Verantwortung, die Existenz jüdischen Lebens niemals wieder gefährden zu lassen.
"Es ist aber nicht nur die Verantwortung des Staates, sondern auch die Verantwortung der gesamten deutschen Gesellschaft. Jeder einzelne Mensch in Deutschland lebt in dieser Verantwortung", sagte Faeser. "Das gilt auch für diejenigen von uns, die die deutsche Staatsbürgerschaft erst nach der Geburt bekommen haben."
Faeser warnt vor Generalverdacht
Sie warnte aber gleichzeitig davor, Antisemitismusvorwürfe für Muslimfeindlichkeit zu instrumentalisieren.
Der Kampf gegen Antisemitismus müsse von den islamischen Verbänden "noch sichtbarer" vorangetrieben werden, forderte Faeser.
Ausbildung von Imamen in Deutschland
Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch die nun angelaufene Ausbildung von Imamen in Deutschland. Faeser wolle, dass mehr religiöses Personal in Deutschland selbst ausgebildet werde.
Auch deshalb seien vergangene Woche Objekte des islamischen Zentrums Hamburg durchsucht worden, sagte die Innenministerin. Das Zentrum steht im Verdacht, hierzulande verbotene Aktivitäten der libanesischen Hisbollah-Miliz zu unterstützen.
Themen sind Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus
Nach den Terroranschlägen der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober und antisemitischen Vorfällen in Deutschland steht die diesjährige, zweitägige Islamkonferenz unter dem Titel "Sozialer Frieden und demokratischer Zusammenhalt: Bekämpfung von Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung".
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