Taurus-Debatte im Bundestag: Attacken auf den Kanzler
Union warnt vor "Angstmacherei":Taurus-Debatte: Attacken auf den Kanzler
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Die FDP will Taurus-Marschflugkörper an Kiew liefern, Kanzler Scholz lehnt das ab. Auf Antrag der FDP kam das Thema heute auf die Agenda im Bundestag - der Schlagabtausch war hart.
Kanzler Olaf Scholz will keine Taurus-Marschflugkörper, die eine Reichweite von 500 Kilometern haben, an die Ukraine liefern.
Quelle: epa
Eine Debatte über die von Kanzler Olaf Scholz (SPD) abgelehnte Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine hat im Bundestag zu einem harten Schlagabtausch geführt.
Unionsfraktionsvize Johann Wadephul (CDU) warnte Scholz vor "Angstmacherei":
Wegen Scholz' Nein zu Taurus kämpfe die Ukraine gegen Russland "mit einem Arm auf dem Rücken". CSU-Außenpolitiker Thomas Erndl sagte: "Olaf Scholz ist kein Friedenskanzler. Er ist ein Angstkanzler. Und am Schluss ein Sicherheitsrisiko für Deutschland."
Die US-Entscheidung befeuert nun in Deutschland wieder die Diskussion über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. Scholz bekräftigte seine Ablehnung zur Lieferung.18.11.2024 | 2:04 min
Debatte um Taurus-Lieferung auf Antrag der FDP
Das Parlament debattierte über einen von der FDP vorgelegten Antrag, der vor allem die Lieferung der weitreichenden Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine fordert.
Um Taurus-Lieferungen an Kiew im Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren gibt es seit langem Streit. Kanzler Scholz will die schon im Mai 2023 von der Ukraine erbetenen Marschflugkörper mit einer Reichweite von 500 Kilometern nicht liefern.
Der SPD-Abgeordnete Ralf Stegner sagte, seine Fraktion lehne die Lieferung ab, "weil wir keine Eskalation des Krieges wollen". Die Sozialdemokraten würden sicherstellen, dass "Deutschland und die Nato nicht Kriegsteilnehmer werden".
FDP-Chef Dürr: SPD zögert und zaudert
FDP-Fraktionschef Christian Dürr warnte, "indirekt das russische Narrativ zu bedienen, wer weitreichende Waffensysteme liefert, der könnte sogar einen Atomkrieg in Europa provozieren". Das sei das Narrativ von Kremlchef Wladimir Putin. Die SPD und der Bundeskanzler versuchten, Zögern und Zaudern als Besonnenheit zu verkaufen.
Informationen über russische Verhandlungsinteressen seien Teil einer Desinformationskampagne, um den Westen zu spalten, so Gady. Stattdessen bereite Moskau neue Offensiven vor.05.12.2024 | 17:44 min
Dagegen warf die Grünen-Abgeordnete Deborah Düring der FDP vor, sie habe in ihrer Zeit in der gemeinsamen Regierung die finanzielle Ausstattung für eine ausgeweitete Ukraine-Hilfe verweigert. Nun lege sie "Schaufensteranträge" vor.
AfD: Ukraine-Krieg geht Deutschland nichts an
Die AfD nutzte die Debatte für eine Grundsatzkritik an der Ukraine-Politik. Zwei ehemalige Sowjetrepubliken stünden sich im Streit um Gebietsansprüche gegenüber, sagte der AfD-Abgeordnete Stefan Keuter. Der Krieg gehe Deutschland nichts an. Er bezeichnete es als nachvollziehbar, dass eine Großmacht wie Russland vor der eigenen Tür Sicherheitsinteressen habe.
Spezialeinheiten spielen in der Verteidigung der Ukraine eine wichtige Rolle. Einige Soldaten sind schon seit Jahren im Einsatz. Oft hinter feindlichen Linien.05.12.2024 | 2:45 min
Wer Taurus-Lieferungen an die Ukraine fordere, "will nichts anderes als den Kriegseintritt Deutschlands gegen die Atommacht Russland", sagte die BSW-Abgeordnete Sevim Dagdelen. "Sie haben den Verstand verloren."
Gysi: Diplomatie-Lösung nicht einmal versucht
Auf einen militärischen Sieg der Ukraine zu setzten, sei eine "folgenschwere Illusion", sagte Gregor Gysi von der Linkspartei. Er warf der Bundesregierung vor, nicht einmal versucht zu haben, auf eine diplomatische Lösung hinzuarbeiten.
Die Ukraine bittet die Verbündeten immer wieder um weitreichende Waffen, um russische Logistik und Militärflugplätze der Luftwaffe weit hinter der Frontlinie auch auf russischem Territorium angreifen zu können.
Die Ukraine steht gegen Russland mächtig unter Druck. Präsident Selenskyj erhofft sich Entlastung durch den Einsatz von weitreichenden Waffen. Was können die einzelnen Systeme?
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Die weitreichendste von Deutschland gelieferte Waffe ist der Raketenwerfer Mars II, der Ziele in 84 Kilometern Entfernung treffen kann. Nur für ein begrenztes Gebiet rund um Charkiw hat die Bundesregierung den Einsatz dieser Waffe oder auch der Panzerhaubitze 2000 mit einer Reichweite von 56 Kilometern auch gegen Ziele auf russischem Boden erlaubt.
Antrag der FDP geht in die Ausschüsse
Über den Antrag der FDP soll erst zu einem späteren Zeitpunkt abgestimmt werden, er wurde am Freitag im Bundestag in die zuständigen Ausschüsse verwiesen. Eine Annahme im Plenum wäre zwar ein Punktsieg für die Opposition im Wahlkampf gegen Scholz, bindend wäre er für die Bundesregierung aber nicht.
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.