Ukraine: Wie lange das Land den Krieg noch durchhalten kann
Interview
Miltäranalyst bei ZDFheute live:Wie lange hält die Ukraine noch durch?
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Wie könnte ein Frieden in der Ukraine aussehen und was kann Europa tun, damit er dauerhaft hält? Militäranalyst Franz-Stefan Gady zur Zukunft der Ukraine.
Informationen über russische Verhandlungsinteressen seien Teil einer Desinformationskampagne, um den Westen zu spalten, so Gady. Stattdessen bereite Moskau neue Offensiven vor.05.12.2024 | 17:44 min
Franz-Stefan Gady ist Politikberater und Analyst am Institut for International Strategic Studies und berät dort Regierungen und Streitkräfte in Europa und den USA. Gady beobachtet die Situation in der Ukraine seit Beginn des Kriegs und war schon mehrere Male vor Ort. Bei ZDFheute live spricht Gady darüber,...
… ob es zurzeit ernsthafte Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien gebe
Es sei wichtig zu verstehen, dass Russland aus militärischer Perspektive keinerlei Interesse habe, in Verhandlungen zu treten.
Russische Streitkräfte seien auf dem Vormarsch, im Raum Kursk und möglicherweise in Saporischschja würden neue Offensiven vorbereitet. "Ernsthafte Verhandlungen sehe ich im Moment nicht", sagt Gady. Was man sehe, sei Teil einer Desinformationskampagne, einer hybriden Kriegsführungsstrategie, um Europa und den Westen zu spalten.
Man könne den Kreml nur ernst nehmen, wenn man dort einen Verhandlungswillen und eine Bereitschaft zum Einstellen der Kampfhandlungen sehe. "Ich möchte daran erinnern, ein Kollege hat das kalkuliert vor Kurzem, dass es zwischen 2015 bis 2022 200 Gespräche zwischen der Ukraine und Russland gegeben hat. 200 Gespräche zu Friedensverhandlungen und dann über 20 Waffenstillstände und die haben alle nicht gehalten", führt Gady aus.
In Malta treffen sich die 57 OSZE-Mitglieder, mit dem Ziel, den Frieden zu sichern. Erstmals seit Kriegsbeginn reist Russlands Außenminister Lawrow in ein EU-Land.05.12.2024 | 1:37 min
Seiner Meinung nach müsse man deshalb sehr vorsichtig sein. Möglicherweise warte Putin auch darauf, mit Trump über Bedingungen zum Ende des Krieges zu sprechen und auf Zeit zu spielen. "Bis dahin ist die Ukraine quasi vor vollendete militärische Tatsachen gestellt. Weil ich eben glaube, die nächsten Wochen werden sehr entscheidend sein für den weiteren Verlauf dieses Krieges."
… wie lange die Ukraine noch durchhalten kann
Gady glaubt, dass die Ukraine noch länger durchhalten könne, wenn man schnell zusätzliches Personal mobilisiere und dieses in die Armee integrieren könne. Die zusätzlichen Brigaden im Hinterland hält er für einen "Fehler". Die Ukraine müsse zuallererst "die Frontbrigaden verstärken". Über der Brigade hinaus müsse man Divisionen und Core-Ebenen einführen.
Dieser Krieg werde nicht verloren gehen, weil der Ukraine das Personal ausgehe.
Sollte es zu Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine kommen, muss sichergestellt sein, dass Moskau nicht noch einmal angreifen kann, sagt ZDF-Reporter Timm Kröger. 05.12.2024 | 9:58 min
... wie ein möglicher Frieden in der Ukraine aussehen könnte
In der Vergangenheit hätten gerade die USA eine wichtige Rolle bei der Friedenssicherung gespielt. Doch nun wolle das Land keine Weltpolizei mehr sein - "vor allem nicht mehr eine Garantiemacht, um Konflikte einzufrieren", sagt Gady.
Man rede oft über den Korea-Krieg, bei dem das Land aufgeteilt wurde, oder Ost- und Westdeutschland. Im Ukraine-Krieg sei ein solches "Einfrieren" mit der Nato und dem Westen auf einer Seite nicht zu erwarten, vor allem wegen des kommenden US-Präsidenten Trump.
Wenn ein solcher Frieden nicht überwacht werde, könne es schon bald zu einem Nachfolgekrieg kommen.
... ob Europa eine solche Friedenssicherung übernehmen könnte
Man bräuchte dafür ein "sehr robustes Mandat", sagt Militäranalyst Gady. Es handele sich bei einer solchen Aufgabe nicht um eine Blauhelm-Mission. "Es müssten mehrere Landbrigaden hier eingesetzt werden, also größere Formationen, wirklich schwere Verbände, mechanisierte Verbände, Kampfpanzer, Schützenpanzer, Artillerie, Kampfflugzeuge, Flugraketenabwehr."
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Zum zweiten müsste die Öffentlichkeit verstehen, worum es in diesem Krieg wirklich gehe. Der Konflikt werde nicht einfach enden, wenn Russland seine Ziele in der Ukraine erreiche.
Russland wolle seine Maximalforderungen durchsetzen: die Installierung einer pro-russischen Regierung und die Neutralisierung der Ukraine, um dadurch eben die gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur zugunsten Russlands zu beeinflussen.
Das Interview führte Marc Burgemeister, zusammengefasst hat es Anna Grösch.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.