Beratungen nach Antisemitismus-Vorwurf gegen TU-Präsidentin

    Antisemitismus-Vorwürfe:TU Berlin berät nächste Woche zu Präsidentin

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    Wegen Antisemitismus-Vorwürfen gegen die Präsidentin der TU Berlin soll nächste Woche über eine mögliche Abwahl beraten werden. Der Senat spricht sich wohl für einen Rücktritt aus.

    ARCHIV - 30.03.2022, Berlin: Geraldine Rauch, Präsidentin der TU-Berlin, steht bei einem Fototermin mit der Deutschen Presse-Agentur im Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin im Lichthof.
    Die Berliner TU-Präsidentin Geraldine Rauch steht in der Kritik (Archivfoto).
    Quelle: dpa

    Nach dem Liken von umstrittenen Posts im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg sollen die zuständigen Gremien der Technischen Universität Berlin voraussichtlich kommende Woche über die mögliche Abwahl von Uni-Präsidentin Geraldine Rauch entscheiden. TU-Kanzler Lars Oeverdieck sagte am Freitag im RBB-Inforadio:

    Das wird jetzt in der TU, dafür haben wir die Hochschulautonomie, in den zuständigen Gremien diskutiert und verhandelt und die tagen ab nächster Woche.

    Lars Oeverdieck, Kanzler der TU Berlin

    Das zuständige Gremium dafür sei der sogenannte Erweiterte Akademische Senat. "Das hat vor zwei Jahren die Präsidentin gewählt und das wäre auch berechtigt, sie abzuwählen und da muss das diskutiert werden."
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    TU-Kanzler: Erheblicher Reputationsschaden

    Rauch habe mit ihrem Verhalten auf der Plattform X einen erheblichen Reputationsschaden für die TU verursacht, betonte Oeverdieck. "Die Stimmung ist natürlich schlecht, alle laufen mit versteinerter Miene rum", sagte er mit Blick auf die Mitglieder in dem Gremium.

    Ein positives Ergebnis kann es gar nicht mehr geben, es gibt nur noch die Möglichkeit, den Schaden so schnell wie möglich und so gut wie möglich zu begrenzen.

    Lars Oeverdieck, Kanzler der TU Berlin

    Oeverdieck äußerte Verständnis für kritische Stimmen auch aus der Politik, betonte aber die Bedeutung der Hochschulautonomie bei solchen Entscheidungen. Diese sei ein hohes Gut, das nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden dürfe. "Einige fordern ja Konsequenzen aus der Politik und so einfach geht es eben nicht", sagte der Kanzler.

    Bericht: Berliner Senat wohl für Rauch-Rücktritt

    Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hält einen Rücktritt der Präsidentin offenbar für unausweichlich. Das berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Senatskreise.
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    Es sei klar, dass die Unigremien nach Rauchs Likes für antisemitische Posts auf X handeln müssten, hieß es. Als beste Lösung betrachte Wegner demnach einen freiwilligen Rücktritt der Präsidentin, berichtet die "Bild"-Zeitung weiter.

    "Like" auf X: Foto zeigt Netanjahu mit Hakenkreuz auf der Brust

    Rauch hatte am Mittwoch eingeräumt, auf X einige Posts gelikt zu haben, welche die Situation in Gaza und Rafah aufgreifen. Dabei, so die 41-Jährige, habe sie einen Post wegen seines Textes gelikt und das darunter gepostete Bild zu diesem Zeitpunkt nicht genauer betrachtet.
    Das Foto zeigt Demonstranten, die Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu auf einem Plakat ein Hakenkreuz auf die Brust gemalt haben.

    Zentralrat: Entschuldigung nicht glaubwürdig

    Dazu bemerkte Zentralratspräsident Josef Schuster: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, in diesem Fall übrigens gerade einmal ein Satz. Konnte Frau Professor Rauch dieses unzweifelhaft antisemitische Bild wirklich übersehen?"
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    Bereits am Donnerstag hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland die Entschuldigung Rauchs als nicht glaubwürdig bezeichnet. Die TU-Präsidentin baue auf "Ausflüchte", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster.

    Die letzten Tage haben deutlich gezeigt, dass die Zustände an der TU Berlin der Integrität einer Universitätsleitung nicht würdig sind.

    Josef Schuster, Zentralratspräsident

    Dazu sagte TU-Kanzler Oeverdieck: "Ich glaube, das ist eine Kritik, die nicht nur auf die Präsidentin zielt, sondern auch auf andere Dinge." Wenige Tage zuvor habe der Zentralrat die Ernennung des Historikers Uffa Jensen als Antisemitismusbeauftragter der TU kritisiert. "Insbesondere diese Kritik ist zurückzuweisen und ich glaube, das ist jetzt noch der Nachklapp gewesen", betonte der TU-Kanzler.

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