Mehrheit stimmt gegen Lieferung:Taurus-Antrag der Union abgelehnt
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Der Bundestag hat den Antrag der Union abgelehnt, "unverzüglich" Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine zu liefern. Eine Mehrheit der Abgeordneten erteilten dem eine Absage.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich verteidigte in der Debatte das Nein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu einer Lieferung. "Zeitenwenden sind nichts für politische Spielernaturen. Gebraucht wird Verstand, Besonnenheit und Klarheit. Und das tut der Bundeskanzler in der Abwägung, die er als Regierungschef hat", sagte Mützenich.
495 Parlamentarier stimmten gegen den Antrag
An der Abstimmung beteiligten sich 690 Abgeordnete. Gegen die Lieferung stimmten 494 Parlamentarier, 190 waren dafür, es gab 5 Enthaltungen. Die Unionsfraktion zählt 197 Abgeordnete.
Die Union warb dagegen im Bundestag vehement dafür, der von Russland angegriffene Ukraine mit der Lieferung der Marschflugkörper zu helfen. Es brauche Entschlossenheit und Klarheit in der Unterstützung der Ukraine, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Johann Wadephul (CDU). Er sagte an die Adresse der SPD:
Ihre vermeintliche Besonnenheit hat Herrn Putin immer nur wieder befeuert in seiner Aggression gegen die Ukraine. Das ist das Resultat.
Johann Wadephul (CDU), stellvertretende Fraktionsvorsitzende
Bei FDP und Grünen gibt es viele Taurus-Befürworter
Chrupalla: Taurus-Lieferung verlängert Ukraine-Krieg
Der AfD-Fraktionsvorsitzende Tino Chrupalla lehnte die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine strikt ab. "Eine Lieferung von Taurus bedeutet die Verlängerung des Krieges", warnte er.
Sie schadet vielleicht Russland, aber den Ukrainern ebenso und vor allem sie gefährdet Deutschland.
Tino Chrupalla, AfD-Fraktionsvorsitzende
Es müsse endlich darum gehen, gemeinsam mit den Kriegsparteien am Verhandlungstisch Lösungsvarianten für eine Beendigung des Ukraine-Krieges zu diskutieren.
Die Ukraine hat die Flugkörper mit einer Reichweite von mehr als 500 Kilometern bereits im vergangenen Mai von Deutschland erbeten. Experten verweisen darauf, dass der Marschflugkörper ähnlichen Waffen aus Frankreich und Großbritannien - die bereits geliefert werden - bei Reichweite und Treffgenauigkeit überlegen ist.
Für den Unionsantrag wollte zuletzt erneut die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann votieren. Auch FDP-Vize Wolfgang Kubicki hatte Zustimmung erkennen lassen und erklärt, mindestens zwölf FDP-Abgeordnete könnten für den Unionsantrag stimmen, wenn darin nicht auf die Ampel und den Kanzler eingeprügelt werde.
Quelle: dpa, AFP
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