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Fünf-Punkte-Plan der FDP:Die Rente entzweit die Ampel
von Britta Buchholz
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Die Liberalen bringen sich mit ihrer Idee für eine Rentenreform in Stellung - und den Ampelpartner SPD auf die Barrikaden. Was treibt die FDP an? Ein Blick hinter die Kulissen.
Mit ihren Plänen zur Rente bringt die FDP den Koalitionspartner SPD zum Kochen. 13.05.2024 | 3:34 min
Reporterglück gehört manchmal dazu, wenn man Spitzenpolitiker treffen will. Montagmorgens hat man vor der FDP-Parteizentrale in Berlin-Mitte gute Chancen, auch an diesem Montag. Um 11 Uhr verlässt Christian Lindner die Parteizentrale, das Präsidium hat gerade getagt, sagen will er nichts. Dafür aber FDP-Vize Wolfgang Kubicki, der gerade die Parteizentrale verlässt.
An diesem Montag haben sie ein neues Papier der Partei abgesegnet. Sie nennen es: Fünf Punkte für eine generationengerechte Haushaltspolitik. Darin gibt es eigentlich wenig Überraschungen - dennoch hat es Sprengkraft: Denn es geht auch um das Bürgergeld und die Rente.
In einem Beschluss des FDP-Präsidiums hat die Partei fünf Maßnahmen für eine generationsgerechte Haushaltspolitik definiert:
Die FDP sieht sie als "Stabilitätsanker für Deutschland und Europa" und will sie auch 2025 einhalten. Dafür sollen alle Ausgaben des Bundes auf den Prüfstand gestellt und mögliche Synergien zwischen den Ministerien gesucht werden.
Auch auf EU-Ebene fordert die FDP "keine erneute gemeinsame Schuldenaufnahme". "Der EU-Wiederaufbaufonds muss einmalig bleiben", heißt es im Beschluss.
Der Bundeshaushalt soll "ein Entlastungshaushalt sein", der die Betriebe und Fachkräfte stärke, schreibt die Partei.
Die FDP will "Reformen der Sozialsysteme in Angriff nehmen". Die Rente mit 63 und das Bürgergeld setzten in ihrer jetzigen Ausgestaltung "Fehlanreize". Es brauche "jeden und jede am Arbeitsmarkt", damit es "für alle wieder aufwärts gehen kann", heißt es im Beschluss.
Für eine "generationengerechte Absicherung" brauche es Korrekturen an der gesetzlichen Altersvorsorge, erklärt die Partei. Sie fordern eine "Aktienrente nach schwedischem Vorbild" "mit individuellen Konten der Beitragszahler und dem Anspruch auf eine kapitalgedeckelte Zusatzrente". Damit "könnte das Rentenniveau langfristig sogar wieder steigen", hofft die FDP.
Quelle: FDP
Quelle: FDP
Rentenpaket zwischen Lindner und Heil bereits ausgehandelt
Von Provokation will Kubicki nichts wissen. Es sei ein normaler Vorgang, dass eine Partei die eigenen Standpunkte vertrete.
Allerdings gibt es eine Ungereimtheit bei all dem: FDP-Finanzminister Christian Lindner hatte gemeinsam mit dem SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil längst ein Rentenpaket ausgehandelt. Nur seine eigene Partei, die FDP, will dem Kompromiss so nicht zustimmen.
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SPD-Generalsekretär: "Wunschpunkte wie beim Sams"
Nun diese fünf Punkte. Sie sind Klassiker der Liberalen: Sie pochen auf die Einhaltung der Schuldenbremse, auf Veränderungen beim Bürgergeld und eben bei der abschlagsfreien Rente mit 63. Darüber ärgert sich die SPD. Deren Generalsekretär Kevin Kühnert spricht von "Wunschpunkten, ähnlich wie beim Sams". Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck lässt verlauten, er verstehe den ganzen Streit nicht.
Hinter den Kulissen rumort es. So ärgern sich einige Liberale mächtig über die Koalitionspartner, die bei den gerade laufenden Haushaltsplanungen exorbitante Vorstellungen hätten. Längst ist klar, dass die Außenministerin Annalena Baerbock und die Entwicklungsministerin Svenja Schulze deutlich mehr Geld gefordert haben als sie bekommen sollen. Von einer Retourekutsche will dennoch niemand sprechen. Was dann?
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Djir-Sarai: Stärkung von Konjunktur und Haushalt "zentral"
Zwischendrin erklärt FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai in einer Pressekonferenz seine Sicht der Dinge. Er verweist auf die Lage der Wirtschaft. Für die FDP seien die Forderungen zur Stärkung von Konjunktur und Haushalt "zentral" - und sie werde nicht lockerlassen, in der Koalition ihre Umsetzung zu fordern.
Generationsgerechte Haushaltspolitik bedeutet Sprengstoff für die Ampel. Hinter den Kulissen - ein kleiner Einblick zeigt viel über die Lage der Partei.
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