Neue AfD-Fraktion: Wer neben Krah und Helferich dabei ist

    Analyse

    "Das freundliche Gesicht des NS":Wer für die AfD in den Bundestag einzieht

    von Julia Klaus, Oliver Klein, Heiko Rahms
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    92 neue Abgeordnete werden für die AfD im neuen Parlament sitzen - darunter umstrittene Köpfe mit Bezügen zu rechtsextremen Netzwerken. Einige Politiker im Kurzporträt.

    Die beiden Fraktionsvorsitzenden der AfD Alice Weidel und Tino Chrupalla geben nach der ersten Fraktionssitzung ihrer Partei eine Erklärung ab
    Alice Weidel und Tino Chrupalla sind als Doppelspitze der AfD-Fraktion bestätigt worden. In die Fraktion wurden zudem die umstrittenen Politiker Krah und Helferich aufgenommen.25.02.2025 | 0:23 min
    Die neue Fraktion der AfD im Bundestag steht. Alle der 152 am Sonntag gewählten Bundestagsabgeordneten sollen ihr angehören - darunter auch umstrittene AfD-Politiker wie Maximilian Krah und Matthias Helferich. Einige der Neuzugänge kommen aus besonders radikalen Landesverbänden, haben enge Bezüge zu rechtsextremen Netzwerken.
    Wer sind die neuen Fraktionsmitglieder, wie ticken sie? ZDFheute mit einem Überblick. 

    Spitzenkandidat für Europawahl
    :FBI befragte AfD-Mann Krah zu Russlandkontakt

    Ein kremlnaher Politiker bot dem AfD-Funktionär Krah offenbar "Kompensationen" an. Das zeigen Recherchen von ZDF frontal und Spiegel.
    von David Gebhard, Julia Klaus, Ulrich Stoll
    Maximilian Krah
    Exklusiv

    Der Russland-Freund: Maximilian Krah 

    In seiner Partei eilt ihm der Ruf voraus, vor allem um sich selbst zu kreisen: Maximilian Krah - Spitzname "Schampus-Max", eine Anspielung auf seinen Lebensstil, wechselt vom Europaparlament in den Bundestag. Krah umwittern gleich mehrere Skandale. Er beschäftigte einen Mann, der für China spioniert haben soll und in Untersuchungshaft sitzt. Über sein Büro in Brüssel soll einem mutmaßlich russischen Spion Zutritt zum Europaparlament verschafft worden sein.  
    Maximilian Krah
    Maximilian Krah (AfD)
    Quelle: dpa

    ZDF Frontal und "Spiegel" enthüllten zudem Chats zwischen Krah und dem ukrainischen, pro-russischen Politiker Oleg Woloschyn, in denen es um "Kompensationen" für Krah ging. Krah bestreitet, Geld angenommen zu haben.
    Doch seine Kontakte könnten ihn auch im Bundestag belasten: Ein Gericht in London klagte Woloschyn nun an, weil er einen britischen EU-Abgeordneten für eine pro-russische Einflussoperation bestochen haben soll. Damit konfrontiert, sagte Krah am Dienstag im Bundestag, er bedauere, "wenn ein Freund von mir angeklagt wird, weil er irgendeine Straftat in einem anderen Land gegenüber einem Dritten begangen haben soll". Mit ihm habe das aber nichts zu tun.
    Die AfD wurde im EU-Parlament aus ihrer Fraktion geworfen, nachdem Krah im vergangenen Mai behauptet hatte, in der Waffen-SS seien nicht nur Verbrecher gewesen.
    Wulf Schmiese
    Bei ihrer konstituierenden Sitzung hat die AfD auch die umstrittenen Abgeordneten Maximilian Krah und Matthias Helferich in die Fraktion aufgenommen. Einschätzungen von Wulf Schmiese. 25.02.2025 | 1:53 min

    "Das freundliche Gesicht des NS": Matthias Helferich 

    Nun ist Matthias Helferich doch Mitglied der AfD-Bundestagsfraktion, nachdem er in der vergangenen Legislaturperiode noch fraktionslos war. 2021 wollte man ihn nicht in die Fraktion aufnehmen, weil Chatnachrichten von ihm bekannt wurden, in denen er sich als "das freundliche Gesicht des Nationalsozialismus" bezeichnete. Ironisch, wie er später behauptete.
    Schlussendlich verzichtete er dann auf die Aufnahme in die Fraktion. Kontakte in die Neonazi-Szene in Dortmund stritt er stets ab. Aktuell läuft gegen ihn ein Parteiausschlussverfahren des NRW-Landesverbandes. An die Adresse seiner parteiinternen Kritiker in NRW gewandt, meinte er, dass man akzeptieren müsse, dass man sich nicht gegenseitig aus dem Weg räumen könne.
    Matthias Helferich (AfD)
    Matthias Helferich (AfD)
    Quelle: dpa

    Helferich ist dem völkisch-nationalistischen Flügel um Björn Höcke zuzuordnen. Gegenüber ZDFheute sagte er am Dienstag, dass er in der kommenden Legislaturperiode gern Mitglied des Kultur- und Medienausschusses werden wolle, um eine "identitäre Kulturpolitik" umzusetzen. Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wolle er "kritisch wohlwollend begleiten".  

    Die Höcke-Vertrauten: Möller, Braga, Teske 

    Neu im Parlament sind auch die Höcke-Vertrauten Stefan Möller, Torben Braga und Robert Teske aus Thüringen. Möller ist gemeinsam mit Höcke Landessprecher des Thüringer AfD-Verbands, der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Braga ist bisheriger parlamentarischer Geschäftsführer im Landtag, Teske ist Höckes Büroleiter.
    Der Wechsel des Trios gilt als Zeichen, dass sich die Rechtsaußen-Netzwerke aus Thüringen in die Bundespolitik verlagern. Darüber schwebt die Frage, welche Rolle Höcke künftig einnehmen will.  

    Der Ex-JA-Mann: Thomas Ladzinski

    Thomas Ladzinski stammt aus Dresden, war dort Vorsitzender und später Schatzmeister der AfD-Jugendorganisation "Junge Alternative" (JA). Das geht aus Postings in Sozialen Netzwerken des Vereins hervor. Die JA wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft, im Januar hatte die AfD beschlossen, sich von ihrer Jugendorganisation zu trennen und eine neue zu gründen, um sie besser kontrollieren zu können.
    Thomas Ladzinski (AfD)
    Thomas Ladzinski (AfD)
    Quelle: dpa

    Die Flügel-Frau: Birgit Bessin 

    Auch die brandenburgische Landtagsabgeordnete Birgit Bessin sitzt nun für die AfD im Bundestag. Sie unterschrieb zusammen mit anderen Parteimitgliedern 2015 die sogenannte "Erfurter Resolution", die als Gründung des völkisch-nationalistischen Flügels innerhalb der AfD gilt.
    Bessin gilt zudem als Vertraute des ehemaligen Brandenburger Parteichefs Andreas Kalbitz. Der war 2020 aus der AfD ausgeschlossen worden, weil er seine Mitgliedschaft in einer neonazistischen Verein verheimlicht hatte.  
    Birgit Bessin (AfD)
    Birgit Bessin (AfD)
    Quelle: Imago

    Ex-NPD-Jugend: Dario Seifert 

    Der 31-jährige Dario Seifert gehört zu den jüngsten Kandidaten der zukünftigen Fraktion. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge war er früher in der rechtsextremen Szene aktiv - als Mitglied der "Jungen Nationaldemokraten", der damaligen Jugendorganisation der NPD.
    Dem "Nordkurier" gegenüber hat Seifert das offenbar auch zugegeben: "Ich habe im Jahr 2012 im Alter von 17 Jahren ein politisches Betätigungsfeld gesucht und war knapp zwei Jahre als passives Mitglied bei den Jungen Nationaldemokraten aktiv", zitiert die Zeitung den Abgeordneten.  
    Dario Seifert (AfD)
    Dario Seifert (AfD)
    Quelle: dpa

    Bundestagswahl 2025 – Der Wahlabend